Wortgefecht

91 6 0
                                    

Ich erschien nicht zum Essen. Dabei klaffte ein Loch in meiner Magengrube und die Karaffe voll Wasser war schon lange nicht mehr voll.

Mit blinzelnden Augen warf ich vom Bett aus einen Blick hinaus. Die Sonne stand tief. Bald gab es Abendessen. Nie im Leben würde ich in den Sälen auftauchen. Nein, ich blieb hier und wartete auf die Nacht. Dann würden die Elben schlafen und selbst der König würde in seinen Gemächern sein.  Das war eine gute Idee.

Etwas knurrte leise und ich schoss kerzengerade hoch. Meine Hände wurden feucht und ich musste schlucken. Mein Haar schlug um mich, als ich mich in allen Ecken umsah. Meine Augen überprüften von den samtigen Sesseln, bis zum Kleiderschrank und über den edlen Frisiertisch aus teurem Holz jeden Winkel. Nur langsam beruhigte sich mein Puls und ich schloss einen Moment die Augen, ließ die Stille auf mich wirken. Alles war normal. Alles war gut. Es gab keinen Grund zur Sorge. Mir ging es gut.

Wieder ein Knurren wie das von einem wilden Bär. Dazu ein Ziehen in der Magengrube und ich schüttelte lächelnd den Kopf. Es war nur mein Magen. Ich vergrub die Hände im Haar und nahm einen tiefen Atemzug. Es war nur mein Magen. Ich hatte hunger. Mehr als das. Ich war am verhungern. Es war ewig her, seit ich das letzte Mal eine richtige Mahlzeit gegessen hatte, die ich mit Mühe kauen musste. So etwas wie Kartoffeln oder Möhren. Fleisch war keine Alternative. Ich war keine Mörderin. Allein der Geschmack, die Erinnerung an das Aroma, von würzigen Kartoffeln oder einer glasierten Möhre ließen mir das Wasser im Mund zerlaufen. Ich könnte... Nein.... Aber ich hatte hunger. Wenn ich mich beeilte, konnte ich vor allen anderen mein Essen auf ein Tablett laden, und aus den Speisesälen verschwinden. Am besten, bevor Thranduil und der größte Teil der Waldlandelben diesen Schlosses mich sahen. Mir entkam ein frustriertes Seufzen, rieb mir die Schläfen. Warum war alles immer so kompliziert?

Die Sonne war kurz vor dem Untergehen und ich wusste, dass das Essen zu dem Zeitpunkt ausgerufen wurde, wenn die letzten Sonnenstrahlen über den Blätterdächern stand.

Fluchs huschte ich die Gänge entlang. Stets bedacht kein Geräusch zu machen und mir jeden Schatten zu nutzen zu machen, kam ich zügig in das untere Abteil des Schlosses. Es waren nur wenige Soldaten postiert, weil sie alle an der Mauer stationiert wurden, um mich aufzuhalten, falls ich wagen sollte zu fliehen. Ich wusste es, ohne es zu sehen. Ich kannte Thranduil, auch wenn er mir in letzter Zeit fremd vorkam. Es gab Wochen, da war alles perfekt. In dieser Zeit hatten wir uns besser kennengelernt, den anderen respektiert und regelmäßig etwas unternommen. Sei es nur ein Ausritt oder das Üben mit dem Schwert. Doch seitdem die letzte geplante Verbindung unserer Seelen nur noch ein oder zwei Wochen entfernt gelegen hatte, hatte sich alles verändert. Er hatte sich verändert. Meistens hatten wir uns kaum gesehen. Ich hatte ihn vermisst und meisten schon geschlafen, wenn er von seinem Thron stieg. Manchmal glaubte ich, er liebte ihn mehr als mich. Er würde seine Krone nicht für mich aufgeben. Das hatten mir die Wochen gezeigt. Doch er verstand nicht, dass gerade diese Tatsache das war, was alles ruinierte. Der Thron, der Titel und die Krone waren an allem Übel schuld.

>> Ufff! <<

Ich stieß mit jemandem zusammen und taumelte einige Schritte zurück.

>> Halte den Kopf oben, Arien. Bald wirst du die Verantwortung des Waldes tragen. Spätestens dann wirst du nie wieder zum Grund sehen. << Thranduils Stimme jagte Eisschauer über meinen Rücken und ich ballte die Hände zu Fäusten.

Er bemerkte es und ich versteckte sie hinter meinem Rücken. Meine Handflächen brannten wegen meiner ungepflegten Nägel.

>> Was machst du hier? <<, fragte ich ihn. >> Du bist nie hier. << Ich deutete auf den Eingang des Speisesaals, der hinter ihm war. Erstes Geschirr klapperte und Gemurmel drang durch die halboffenen Tore.

Thranduil FF || Die Bestimmung - Die dunkle KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt