#40 Verhör

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Am nächsten Tag beim Frühstück kommt mein Onkel zu mir. "Komm mal bitte kurz mit", ohne noch einen Blick zu den Jungs zu werfen verlasse ich mit meinem Onkel den Speisesaal. Vor der alten Holztür bleiben wir stehen. "Frau Horn ist wutentbrannt, dass du gestern einfach aus Rosenfels abgehauen bist und hier geschlafen hast." "War ja zu erwarten", gebe ich zurück. "Tahlia. Warum bist du weggerannt? Nicht nur mich, sondern auch Frau Doktor Horn würde das interessieren und sie will, dass du heute wieder zurück kommst." Ich sah hilflos zu ihm auf. "Nein! Ich will hier nicht mehr weg. Nie wieder. Bitte lass dir irgendwas einfallen, damit ich hier bleiben kann. Ich hasse Rosenfels und ich will dort nie wieder wohnen." Mein Onkel bleibt still. "Das geht nicht. Du musst auf Rosenfels bleiben. Ohne Grund kannst du nicht hierhin wechseln und du bist ein Mädchen." "Aber ich bin doch als Mädchen auf diese Schule gekommen. Das muss gehen." "Bitte lassen Sie Tahlia bleiben", die Jungs erscheinen neben mir. Meine Onkel seufzt. "Tahlia, ich will dir helfen, aber ich muss den Grund wissen. Warum bist du abgehauen?" Will ich meinem Onkel wirklich von meinen falschen Freundinnen erzählen? Aufjedenfall will ich alles tun, damit ich hier bleiben darf. "Ich hatte einen Streit", sage ich simpel. "Einen Streit also. War er groß?" Die Jungs und ich nicken. "Sehr sehr groß." "Hab noch nie so einen großen Streit gesehn", steuert Walze bei. Ich klatschte mir innerlich gegen die Stirn. "Und mit wem?", mein Onkel versucht gerade jedes Detail aus mir rauszuquetschen. "Inga und Bea...und.." Der Rex signalisiert mir fortzufahren. "Selina", murmel ich wütend. "Wer zur Hölle- wer ist Selina?", der ist wohl noch nicht auf dem neusten stand. "Ein Mädchen." Die Jungs halten ihr Lachen zurück. "Tahlia, so bringt das nichts. Kooperier doch bitte!" "Ich will aber ehrlich gesagt nicht drüber reden!" Wir werden beide lauter. "Beruhig dich erstmal und wir reden später weiter", ohne ein weiteres Wort stürmt mein Onkel davon. Ich schaue ihm bedrückt nach. Als ob ich später mehr kooperieren würde. Die Jungs schieben mich zurück in den Speisesaal und zwingen mich dazu mein Essen aufzuessen, obwohl mir der Appetit vergangen ist.

Etwa zwei Stunden später betritt mein Onkel das Zimmer. Er schenkt den Jungs einen 'lasst uns alleine' Blick. "Sie bleiben hier", protestiere ich stur. Mein Onkel nimmt gegenüber von mir Platz. "Also, du hattest einen großen Streit mit Inga, Bea und dieser Selina. Worüber ging der? Und wo war deine andere Freundin?", er fängt an zu überlegen. "Alina", helfe ich ihm. "Genau, Alina. Wo war sie? Und worüber war der Streit?" Ich fühle mich, als wäre ich in einem Verhör bei der Polizei. "Alina war bei ihrer Freundin, also konnte sie mir nicht helfen", erkläre ich. "Aber sie hätte dir geholfen?" "Warum ist das überhaupt wichtig?", stelle ich eine Gegenfrage. "Beantworte die Frage, Tahlia", befiehlt mir Stephan und die anderen nicken zustimmend. "Ja, hätte sie." "Okay. Also hast du noch eine Freundin auf Rosenfels. Ist doch super, oder?" Ich blicke meinen Onkel gereizt an. Die Jungs schauen unwohl im Raum umher. In mir brodelt es vor Wut. "Ja klar! Natürlich ist es super, dass ich gerade zwei meiner besten Freunde verloren habe, die mit mir 2 Jahre lang durch die Hölle gegangen sind und mir dann sagen, dass sie mich die ganze Zeit nur ausgenutzt haben. Zum Glück habe ich noch eine Freundin, die den Streit nicht mitbekommen hat und mir nicht mal helfen konnte, als ich sie am meisten brauchte, weil sie bei ihrer Freundin war. Sehr toll", fahre ich ihn an. Es ist totenstill in dem Raum. Man könnte glauben, dass wir gerade einen Mord miterlebt haben. So still ist es. Heiße Tränen brennen in meinen Augen und ich weiß nichtmal, warum mich das ganze so traurig macht. Am Ende haben sie mich doch nur ausgenutzt! Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter und schließe kurz meine Augen. Der Rex ist blass im Gesicht und traut sich nicht etwas zu sagen. "Hast du jetzt, was du wissen musst?" Er nickt langsam. "Ich muss mal wohin", kurz darauf stürme ich aus dem Zimmer. Hoffentlich läuft mir jetzt niemand hinterher, weil ich diese Person nur verletzen würde.

Ich schaue auf Rosenfels, wo Inga und Bea warscheinlich gerade feiern, weil ich nicht mehr da bin. Bin ich wirklich so eine grausame Person? Kann man es nicht mit mir aushalten? Sehen mich alle so? Tahlia, die mit den ganzen Jungs Freunden. Ich muss mich nur mit ihr anfreunden und bekomme einen Jungen ab? Mir ist übel. Das ist einfach nur ekelig. Sie haben mich zwei Jahre lang täglich angelächelt und nur daran gedacht den Jungs näher zu kommen. Warum habe ich das nicht bemerkt? War ich so glücklich, so schnell Freunde gefunden zu haben? Oder haben sie das nur gesagt, um mich loszuwerden? Um jetzt mit Selina befreundet zu sein. Hat Selina etwas gegen mich? Hasst sie mich so sehr, dass sie mir zwei der wichtigsten Menschen einfach wegnimmt? Kann ich ihnen jemals vergeben, oder werde ich sie für immer hassen? Die Antwort ist, ich weiß es nicht. Es macht keinen Sinn für mich. Ich habe echt viele Filme und Serien geschaut und viele Bücher gelesen, aber ich wusste nicht, dass es einen derarten Verrar gibt. Eine Sache weiß ich: Ich habe offiziell meine ersten besten Freunde verloren.

Es hat wohl doch länger gedauert dieses Kapitel zu schreiben, als ich dachte, I'm sorry! Dazu kommt, dass es echt schlecht ist, aber das nächste Kapitel wird hoffentlich wieder besser :)

Tahlia auf Burg SchreckensteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt