#33 Ende der Sommerferien

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"Aber die Schule geht doch erst morgen los. Da kannst du ja extra früh aufstehen und dann zurück nach Rosenfels gehen", jammert Ottokar und klammert sich an mir fest. Ich schüttel den Kopf. "Tut mir leid, aber ich muss heute zurück." Beleidigt dreht er sich weg. "Ach komm. Du hast mich doch jetzt sechs Wochen lang jeden Tag gesehen. Außerdem können wir uns immer treffen." Er bleibt still. Ich seufze und klettere aus dem Bett. Dann hole ich meinen Koffer und fange an zu packen. Ottokar scheint wieder eingeschlafen zu sein. Walze und Stephan kommen ins Zimmer. Sie waren schon frühstücken. Ich lächle sie kurz an und widme mich wieder meinen Sachen. Sie gehen zu Ottokar und wecken ihn auf. "Was machst du denn?", fragt Stephan verwirrt. Mehr bekomme ich allerdings nicht mehr von ihrem Gespräch mit, weil ich mich auf den Weg zum Frühstück machen.

Ich bin wirklich sauer. Genau an unserem letzten gemeinsamen Morgen muss er so blöd sein. Nachdenklich lasse ich mich nieder und fange in der leeren Mensa an zu essen. Meine Gedanken kreisen die ganze Zeit nur um eine Sache. Ottokar. Ist er sauer weil ich zurück muss? Ich meine das war doch von Anfang an klar. Warum beschwert er sich erst jetzt? Es ist doch schon alles geplant gewesen. Ich werde die ganzen sechs Wochen hier verbringen und am letzten Tag vor dem Schulbeginn wieder zurück nach Rosenfels gehen, damit ich mich wieder einrichten, eingewöhnen und auf die Schule vorbereiten kann. In Rosenfels verlangen sie fast doppelt so viel Leistung als auf Schreckenstein. Es hat echt eine Weile gedauert mich einzugewöhnen, aber ich denke es hat sich gelont. Ich meine, das sieht man ja an meinen Noten. Trotz den ganzen Punkten, die mir während des Frühstücks durch den Kopf gehen, werde ich einfach nicht schlau aus Ottokar. Ich beschließe die Gedanken bei Seite zu schieben und zurück aufs Zimmer zu gehen. Vielleicht hat er sich jetzt wieder zusammen gerissen und man kann ein normales Gespräch mit ihm führen.

Ich öffne die schwere Holztür und bin fassungslos, als ich planlos im leeren Raum stehe und niemanden von den Jungs sehe. Diese Idioten sind einfach abgehauen, obwohl sie wussten, dass ich bald los muss. Wenn die nicht rechtzeitig auftauchen gibt es gewaltigen Ärger. Ich weiß noch nicht, wie ich sie bestrafen werde, aber alles nach seiner Zeit. Eins ist klar: unverschont werde ich sie nicht davonkommen lassen. Jetzt beginne ich den ganzen Raum auf den Kopf zu stellen und nach meinem Eigentum zu suchen, welches ich über die Zeit hier vielleicht unters Bett fallen lassen habe, oder einfach etwas, das ich vergessen habe einzupacken. Ich kenne mich gut genug um zu wissen, dass ich irgendetwas immer vergesse. Wie, als ich damals vor 3 Jahren für Schreckenstein gepackt habe. Mein Lieblingsbuch habe ich mir extra noch auf die Kommode neben meinem Bett gelegt, aber natürlich vergessen. Das war sehr toll. Gerade will ich mich wieder hinstellen, nachdem ich unter Ottokar's Bett gesucht habe, als mein Blick auf eine schwarze, in die hinterste Ecke gepfefferte Sache fällt. Ich strecke meine Hand aus um es hervorzuholen und sehe, dass es mein Schlaf-T-Shirt ist. Kopfschüttelnd landet auch dieses Stück Stoff in meinem schwarzen Koffer und ich kann ihn endlich zumachen. Wird ja auch langsam Zeit. Mit einem Blick auf die Uhr weiß ich, dass es bereits 10 nach 13 Uhr ist und ich mich langsam mal auf den Weg machen sollte. Soweit ich weiß sind Alina und Bea schon da, aber Inga kommt erst am späten Nachmittag. Dann will ich meine Mädels mal nicht so lange warten lassen. Obwohl, vielleicht kommen die Jungs gleich noch. Dann verpasse ich sie. Andererseits ist es ja ihre Schuld und sie hätten mich nicht einfach so dumm abservieren müssen. Ich entscheide mich jetzt schon nach Rosenfels zu gehen.

Auf dem Weg zum Ausgang komme ich noch am Büro meines Onkels vorbei. Mit einem lauten Klopfen mache ich mich bemerkbar und er bittet mich hinein. Ich betrete den düsteren Raum, welcher nur durch ein paar Fackeln belichtet wird, die nur schwaches Licht abgeben. Mein Onkel sitzt an seinem braunen Schreibtisch und schaut auf. Ein kleines Lächeln bildet sich auf seinem Gesicht. "Tahlia, hallo. Was kann ich für dich tun?", er setzt seine Brille ab und schaut mich fragend an. "Ich will mich nur verabschieden. Ich muss wieder zum Schloss", teile ich ihm mit. Ich bemerke wie sein Lächeln schwächer wird. Wird er mich etwa vermissen? Okay, ja. Er ist immernoch mein Onkel und wollte genausowenig wie ich, dass ich von hier weggehe. "Ja, natürlich. Morgen geht ja wieder die Schule los", er wirkt sehr gestresst und fasst sich an den Kopf. "Geht es dir gut?", eindringlich betrachte ich ihn, doch er nickt nur. "Ja, ich bin nur ein wenig im Stress", erklärt er mir. Also der Stress. Er tut mir leid. Seit meiner Ankunft ist er dauerhaft beschäftigt und nicht mal in den Ferien konnte er abschalten. Er steht auf und kommt auf mich zu. "Du wolltest dich verabschieden." Ich nicke stumm. Er nimmt mich in den Arm. "Wir sehen uns", meint er. "Ja, wir sehen uns", murmel ich und verlasse bedrückt den Raum.

Noch immer gibt es keine einzige Spur von meinen Freunden. Die können sich auf etwas gefasst machen. Ich werde ganz sicher nicht nochmal in ihr Zimmer gehen. Da können sie sich dann Vorwürfe machen. Vorallem Ottokar. Er hat sich heute wie der letzte Depp verhalten. Manchmal sind Jungs so schwierig, denke ich und beginne wütend meinen Koffer die Treppe runter zuschleppen. Ich betrete den Kies vor dem großen Tor und schaue in den Himmel. Na toll, jetzt fängt es auch noch an zu regnen. Ich muss mich wohl beeilen. Ich werfe noch einen letzten Blick hinter mich und stelle enttäuscht fest, dass die Jungs immernoch nicht da sind. Dann halt kein Abschied. Nachdenklich ziehe ich meinen Koffer hinter mir her, während ich mich immer weiter von Schreckensteins Mauern entferne.

Kapitel 33! Ich habe geplant die Story vielleicht so 40 bis maximal 45 Kapitel lang zu machen, also wird es leider langsam zu einem Ende kommen :(
Außerdem ist es für mich gerade schwierig die Zeit zu finden um ein neues Kapitel zu schreiben, deswegen kann ich nicht genau sagen in welchen Abständen neue Teile kommen. Vielen Dank für den ganzen Support. Wir sehen uns :) Salut!

Tahlia auf Burg SchreckensteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt