#14 Glück im Unglück✔︎

1.5K 41 4
                                    

Am nächsten Morgen saßen wir alle im Rittersaal und Frau Horn schnäuzte laut in ihr Taschentuch.
"Es geht mir nicht um diesen fehlgeleiteten Jungen", sie zeigte auf Stephan, der vor ihr stand, "aber Tierquälerei ist eine Straftat. Symptom einer Störung des Sozialvethaltens!" Sie schaute wütend zu mir.

"Wir haben Magoo doch nicht gequält. Wir haben ihr sogar einen Fisch zum Essen gegeben", schoss Stephan zurück. "Du wirst deinen Eltern noch dankbar sein, dass du jetzt auf eine andere Schule kommst. Dieses Kind ist das Produkt einer völlig falsch verstandenen freiheitlichen Erziehung, die meint, die Welt zu verbessern, indem sie den ihnen Anvertrauten überhaupt keine Grenzen mehr setzt", schrie die Horn, "nein. Der wahre Schuldige sitzt hier direkt neben mir. Herr Gerhard Meyer."

Ich wurde wütend. Konnte diese Frau eigentlich noch mehr Hass in mir wecken? Sie machte schon meiner Mutter Konkurrenz und das musste etwas heißen. Und wie konnte sie so etwas über ihn sagen? Über meinen Onkel, der mich sofort aufgenommen hatte, als ich sonst niemanden hatte.

"Dem ich an dieser Stelle empfehle zurückzutreten, und zwar sofort." Ich wurde immer unruhiger. Nein, nein, nein. Das klang überhaupt nicht gut.
Ich spielte nervös mit meinen Finger, bis Ottokar seine Hand mit meiner verschränkte. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich schaute kurz zu ihm hoch. Sein Blick war weiterhin nach vorne gerichtet, also tat ich es ihm gleich.

"Bevor die Schulbehörde ihre Ermittlungen aufnimmt und dann die Stiftung des Grafens in Gänze in Frage stellt." "Herr Meyer hat damit nichts zu tun. Das war alles meine Idee", rief Stephan, "wenn sie jemanden bestrafen wollen, dann mich. Mich alleine!"

"Ich möchte anmerken, ich habe Ragout..", fing Jean an und wurde von der Horn unterbrochen, die laut aufquiekte, "ich meine natürlich, Magoo im Weinkeller gefunden, und sie schnurrte friedlich, wie-" "Schweigen Sie! Sie hat mich nicht mehr erkannt! Sie hat mich gebissen. Sie konnte doch überhaupt nicht mehr laufen. Sie hat, ich weiß nicht, wie sie das gemacht hat, alte Weinreste getrunken. Wissen Sie, was das mit einem Tier macht?"

"Herr Meyer", der Graf schaute zum Rex. "Herr Graf." "Ich nehme Ihre Kündigung an." Jetzt war endlich Schluss bei mir. Warum richteten sich nun alle gegen meinen Onkel, der alles immer nur richtig gemacht hatte? Es war so unfair.

"Was?! Nein, das können sie nicht machen!", schrie ich laut auf und erhob mich. "Er hat nichts falsch gemacht! Seit dem Moment, in dem ich angekommen bin, hat er mich behandelt, wie meine Mutter es nie konnte!", schluchzte ich. Ich sah, wie traurig das den Rex machte. Aber Frau Horn ignorierte das natürlich gekonnt.

"Oh ja, zu dir wollte ich auch noch kommen", sagte sie und funkelte mich böse an, "ich fordere außerdem, dass dieses ungezogene Mädchen nach Schloss Rosenfels kommt, um dort eine richtige Erziehung in einem geeigneten Umfeld zu erhalten!" Konnte ich eigentlich noch wütender und verzweifelter werden?

Sie nahm mir schon meinen Onkel und jetzt auch noch meine Jungs?
"Nein! Bitte. Das können Sie nicht machen!" "Ich habe dich gewarnt, junge Dame. Mehrmals." "Ich möchte auf Schreckenstein bleiben. Ich kann das doch überhaupt nicht zahlen", meinte ich. "Deine schulischen Leistungen reichen mehr als genug."

Tränen fingen an über meine Wangen zu strömen. Alles ging den Bach runter. Alles wegen einer beschissenen Katze! Ich traute mich nicht, nochmal etwas zu sagen, weil ich nicht garantieren konnte, die Horn nicht zu tiefst zu beleidigen.

Wütend setzte ich mich wieder. Ottokar drückte meine Hand fest und ich schaute zu ihm, bevor ich zurück drückte. Seine Mundwinkel waren nach unten gezogen und ich konnte erkennen, dass er das alles genauso schrecklich fand, wie ich.

Es klopfte und hinter uns wurde die Tür aufgerissen. Zwei Erwachsene betraten den Raum. "Entschuldigung, wir suchen Stephan Breuer. Ach, da bist du ja." Stephan drehte sich zu meinem Onkel. "Es tut mir leid. Das wollte ich nicht." Er drehte sich danach zu uns und klatschte jedem nach der Reihe in die Hand. Ich stand auf und nahm ihn lange in den Arm.

Tahlia auf Burg SchreckensteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt