#1 Ein Mädchen auf Burg Schreckenstein✔︎

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Erschöpft von allem saß ich in einem Taxi und fuhr auf ein Internat. Ja, ein Internat und dann auch noch ein Jungeninternat! Meine Mutter war letzte Woche einfach abgehauen. Der einzige Familienangehörige, der noch übrig ist, war mein Onkel. Leider kannte ich ihn nicht, da ich ihn bis jetzt nie kennengelernt hatte. Er ist auch der Leiter dieser Schule. Es wurde alles mit dem Jugend- und Schulamt abgeklärt. Ob ich wollte, oder nicht, ab heute würde mein neues Leben auf Burg Schreckenstein beginnen.

"Tahlia! Da bist du ja", rief mein Onkel und kam auf mich zugerannt, als ich aus dem Fahrzeug stieg. Ich nickte nur und starrte auf den Boden. Ich kannte diesen Mann nicht einmal richtig und er tat so, als hätte er mich gehalten, als ich noch ein Jahr alt war. Er blieb vor mir stehen und musterte mich. Ich strich mir etwas nervös eine Strähne meines Haares hinters Ohr. "Danke, dass du mich aufnimmst", flüsterte ich schüchtern und schaute ihn nur flüchtig an. Er nickte lächelnd und bezahlte meinen Fahrer. Ich schaute mich daraufhin kurz um und entdeckte eine Gruppe Jungs, die etwas weiter entfernt von uns stand. Sie starrten mich an und tuschelten dabei. Schnell drehte ich mich wieder zu meinem Onkel, der mir schon meinen Koffer ins Gesicht hielt. Seufzend nahm ich diesen an und folgte dem Mann in die Burg. Das würde interessant werden.

"Das ist dein Zimmer", sagte mein Onkel stolz. Ich betrachtete den kleinen Raum. Er besaß ein Bett mit blauen Bettlaken, einen Holzschreibtisch mit einer Lampe, einen kleinen Schrank mit Spiegel und ein angrenzendes Bad. Ich schmunzelte kurz und blickte zu meinem Onkel. "Es ist schön", bemerkte ich und er verabschiedete sich wieder. Ich stellte meinen Koffer ab und entschied mich dazu, die Burg zu erkundigen. Etwas anderes konnte ich eh nicht tun.

Ich hörte laute Rufe von meiner Rechten kommen und schaute um die Ecke. Mein Blick fiel auf die Jungsgruppe von vorhin. Sie spielten Fußball. Ich ging langsam auf sie zu und sie bemerkten mich erst, als ich nur noch ein paar Meter von ihnen entfernt war. Sie stoppten augenblicklich mit dem Kicken und musterten mich. Ich musterte sie ebenfalls. "Warum bist du, ein Mädchen, hier auf Schreckenstein?", fragte ein blonder Junge provozierend. "Wegen meiner Mutter", antwortete ich knapp und schaute auf den See, links von uns. Ich hatte nicht wirklich Lust über sie zu reden. Wer hätte das schon, wenn sie einem einfach im Stich gelassen hatte? Es gab mir das Gefühl, dass sie mich nicht wollte. Und dieses Gefühl war richtig. "Ist sie etwa eine Putzfrau hier oder was?", wollte der selbe Junge wissen und fing an zu lachen. Die Jungs hinter ihm lachten nun auch. Solche Idioten. Ich wurde sofort wütend. "Nein. Sie ist abgehauen und hat mich alleine gelassen. Vor einer Woche.", fauchte ich, drängte mich an ihnen vorbei, wobei ich den blonden extra anrempelte und ging mit schnellen Schritten auf die Tür der Burg zu. Mein Tag war jetzt schon gelaufen. Und es wussten noch nichtmal alle Jungen dieser Schule über meine Anwesenheit bescheid.

Ich saß gerade in meinem Zimmer und war in mein Buch vertieft, als ich ein Klopfen wahrnahm. Ich öffnete die Tür und mein Onkel stand vor mir. Er streckte seine Hand aus und hielt mir einen Stapel Klamotten hin. "Deine Schuluniform. Kannst du sie bitte zum Abendessen tragen?" Ich nickte stumm und er erklärte mir noch, wie ich zum Speisesaal gelangen würde. Ich ging in mein Bad und untersuchte die Uniform genauer.

Eine weiße Bluse, eine dunkelrot, blau gestreifte Krawatte, ein grauer dünner Pullover, ein blauer Rock und weiße Kniestrümpfe. Könnte schlimmer sein. Aber hoffentlich gab es auch eine Hose. Ich zog alles an und machte mich dann auf den Weg in den Speisesaal. Als ich die schweren Holztüren aufdrückte und in den Raum lief wurde alles still. Jeder starrte mich an und tuschelte mit seinem nebenan. Na bravo.

Ich schluckte schwer und ging auf meinen Onkel zu, der mich zu sich winkte. Jeder meiner Schritte war im kompletten Saal zu hören und man konnte jede noch so kleine Bewegung ohne Probleme hören. "Alle mal herhören!", rief mein Onkel durch den Raum, "das hier ist meine Nichte Tahlia und sie wird ab jetzt bei uns bleiben. Bitte behandelt sie nett. Sie macht nicht gerade eine leichte Zeit durch." Alles blieb still. Ich konnte es nicht fassen. Wie konnte er so etwas vor allen hier Anwesenden sagen? Reichte es nicht, dass ich das einzige Mädchen an dieser Schule war? Er schenkte mir ein Lächeln, aber ich erwiderte es nur mit einem wütenden Blick. Sein Lächeln fiel und ich drehte mich von ihm weg.

Mit schnellen Schritten ging ich zur Essensausgabe und holte mir mein Essen. Jeder einzelne Schüler, der hier saß, beobachtete mich und meine Bewegungen ganz genau. Ich lief erneut an meinem Onkel vorbei und warf ihm einen bösen Blick zu. An einem leeren Tisch ganz am Ende des Raumes ließ ich mich nieder. Er war sonst vollkommen leer. Immernoch schauten mich alle an. Was hatten die für ein Problem? "Habe ich etwas im Gesicht?", fragte ich genervt. Plötzlich fingen die Schüler an sich wieder normal zu benehmen und versuchten mich nicht zu beachten. Gut so. Ich schlürfte meine Suppe und stellte mein dreckiges Geschirr auf die Ablage. Als ich mich umdrehte lief ich geradewegs in einen Jungen. Ich blicke zu ihm auf. Es war der blonde Junge von vorhin. Warum ausgerechnet er?? Es hätte doch auch jeder andere Blödmann von hier sein können. Ich warf ihm einen weiteren Blick zu und ging an ihm vorbei. "Keine Entschuldigung?", rief er mir nach. Ich blieb kurz stehen. "Nein", meinte ich einfach und ging davon.

Ich stürmte in mein Zimmer und warf mich auf mein Bett. Wie sollte ich das nur für den Rest meines Schullebens aushalten? Meine Gedanken schweiften zu meiner Mutter. Sie hatte mich einfach alleine gelassen ohne sich zu verabschieden oder mir wenigstens Bescheid zu geben. Ich hasste sie. Ich wollte diese Frau nie wieder sehen. Sie ist nicht meine Mutter und das war sie auch nie. Ich hörte wie es leicht an meiner Tür klopfte. Genervt starrte ich die Tür an. "Nicht jetzt", meckerte ich die Person hinter der Tür an und drehte mich zur Wand. Ich hörte wie die Tür trotzdem aufgeschoben wurde und stand wütend auf.

Vor mir standen die 5 Jungs vom Fußballplatz. In der Mitte der unfreundliche Junge vom Abendessen. "Spinnt ihr? Ich hätte mich auch gerade umziehen können", beschwerte ich mich und trat ihnen mit verschränkten Armen gegenüber. Alle standen geschockt da und wussten anscheinend nicht was sie sagen, oder tun sollten. Bis auf den Jungen in der Mitte. Er kam auf mich zu und funkelte mich mit seinen blauen Augen an. "Der Rex will dich sprechen." Wow. Konnte mein Onkel mir das nicht selbst sagen? "Sag meinem lieben Onkel, dass ich nicht mit ihm reden möchte", fauchte ich. Er zog eine Augenbraue hoch und die Jungs hinter ihm schauten mich verwirrt an. "Der Rex ist dein Onkel??", brachte nun der Junge mit braunen Haaren hervor, der ganz links stand. "Ja, habt ihr bei meiner Vorstellung nicht aufgepasst? Nichte bedeutet, dass ich die Tochter von seinem Bruder oder seiner Schwester bin. Das widerrum führt dazu, dass ich ihn meinen Onkel nenne. Könnt ihr jetzt wieder gehen?" "Mann, Mädchen sind so nervig. Die zicken nur rum", meckerte der Junge ganz rechts mit Locken. "Wenn du Mädchen ja so sehr hasst, kannst du mir sicher erklären warum du die ganze Zeit meine Oberschenkel anstarrst", entgegnete ich ihm. Er wurde rot und schaute auf den Boden. "Oder?", hakte ich nach. "Dein 'Onkel' hat gesagt du sollst in sein Büro kommen. Egal ob du willst oder nicht", meldete sich der Junge vor mir wieder zu Wort und ich schaute ihm in die Augen. "Nagut", ich schob mich an den Jungs vorbei in den Gang, "aber wehe ihr steht immernoch da, wenn ich zurückkomme." Ich ging ohne ein weiteres Wort den langen Gang entlang.

So, das war das erste Kapitel meiner FanFiction und ich hoffe es gefällt euch. Ich habe schon ein paar andere Kapitel vorbereitet und werde versuchen sie diese Woche zu veröffentlichen. Außerdem würde es mich freuen, wenn ihr ein paar Kommentare da lasst und mir sagt, was ich besser machen kann. Ideen sind auch herzlich willkommen. Wenn ihr Fragen habt, auch ab in die Kommentare :) Ich hoffe es geht euch gut!!

-Eli💐

Tahlia auf Burg SchreckensteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt