#5 Besuch auf Rosenfels✔︎

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Wir gingen auf die Tür von Schloss Rosenfels zu. Wir sollten uns entschuldigen. Ottokar lief links von mir. Ich hatte ein ungutes Gefühl dabei. Wie würde diese Direktorin wohl auf unsere Entschuldigung reagieren? "Ist die Horn streng?", wollte ich von Ottokar wissen. "Glaub mir. Die ist der Teufel höchst persönlich. Ich spreche aus Erfahrung." "Na, danke für die Ermutigung." "Ich sag doch. Gentleman durch und durch." Ich schubste ihn kopfschüttelnd auf die Seite. Er schubste mich zurück, wodurch ich in einen Busch stürzte. Ich rappelte mich lachend wieder auf und Ottokar und ich schafften es nicht mehr uns einzukriegen. Walze und Stephan, die meinen Fall ebenfalls mitbekommen hatten, lachten mich aus. Der Rex blieb plötzlich stehen und drehte sich um. "Ein bisschen mehr Respekt wäre jetzt angesagt." Wir verstummten augenblicklich. Mein Onkel schaute mir in die Augen und schüttelte enttäuscht den Kopf, bevor er weiter lief. Jetzt hatte ich ein noch schlechteres Gewissen.

Ich hörte aufeinmal Geschrei von oben. Ich sah ein Fenster und erblickte dahinter hunderte von Mädchen, die darum kämpften etwas sehen zu können. Ich rammte meinem Nebenan meinen Ellenbogen in die Seite. "Aua-" "Schau, da oben." Er musste erneut lachen, als er die ganzen Mädchen sah und dadurch musste ich auch wieder lachen. Sie schauten uns mit wütenden Blicken hinterher.

Wir betraten einen Raum, indem ein Mädchen gerade 'Für Elise' auf dem Klavier spielte. Sie war ziemlich gut. Das musste ich zugeben. Die Jungs und ich stellten uns nebeneinander in eine Reihe und warteten. "Frau Doktor Horn", began mein Onkel. "Danke Sophie", sagte diese Doktor Horn zu ihrer Schülerin, die dann aufhörte zu spielen. "Wenn sie die Verkotung eines Klassenzimmers als Aufnahmeprüfung in die Schreckensteiner Rittergemeinschaft akzeptieren, so ist das ihre Sache. Für mich ist das der Hinweis auf eine völlig misratene und fehlgeleitete Sexualität." Ich musste mich zusammen reißen nicht zu lachen und den Jungs schien es ähnlich zu gehen.

"Frau Kollegin, das ist-" "Ich bin nicht Ihre Kollegin! Im Gegensatz zu Ihnen habe ich promoviert und weiß, wovon ich spreche." "Die Schüler haben sich entschuldigt und kommen für alle Schäden auf. Sie haben ihren Fehler eingesehen und sie haben versprochen, dass es nie wieder vorkommt." Wir lächelten sie alle an, in der Hoffnung sie würde es schlucken. "Ihr braucht gar nicht so dämlich zu grinsen!" Mission: erfolgreich gescheitert. "Ich frage mich, welche Strafe euerm Vergehen angemessen ist." "Wir könnten für alle eine Hühnersuppe kochen..?", meinte Strehlau und jetzt musste ich wirklich sehr versuchen nicht zu lachen, was allerdings nicht gerade klappte. Die Horn blickte kurz streng zu mir und ich schluckte.

Dann guckte sie wieder zu Strehlau und schrie: "Das war eine rhetorische Frage!" "Meine Schüler werden sich ihre Strafe selber aussuchen", sagte mein Onkel ruhig und wollte offensichtlich so schnell wie möglich hiermit abschließen. "Pff. Ihr pädagogisches Konzept beruht auf Nachgiebigkeit. Sie wollen von den Schülern geliebt werden und verweigern ihnen Autorität." "Nagut, das führt jetzt zu 'ner längeren Diskussion. Kommt, Leute!", rief mein Onkel und winkte uns Richtung Tür.

Wir drehten uns alle erleichtert um und wollten bereits gehen. "Halt!" Langsam drehten wir uns wieder zur Rosenfels Direktorin. Sie kam auf mich zu und starrte mir in die Augen. Ich rutschte unbewusst etwas näher zu Ottokar. "Mit dir will ich noch ein Wörtchen reden, junges Fräulein." Oh nein. Oh nein, nein, nein. "Och kommen Sie. Das ist doch nicht nötig", schritt mein Onkel dazwischen. Ich wollte ihn auf der Stelle umarmen. "Und ob das nötig ist, Herr Meyer", die beiden Direktoren schauten sich lange an, während ich den Rex flehend anstarrte. Er konnte mich nicht mit ihr alleine lassen. "Okay, kommt Jungs. Wir warten draußen auf dich, Tahlia." Ich wollte einfach verschwinden. "Achja, am Ufer wurde ein kaputtes Schlauchboot gefunden. Ich möchte, dass es unverzüglich entfernt wird." Ich wollte mich an irgendeinem der Jungs festklammern. Ich wollte nicht mit der Horn alleine sein. Ottokar klopfte mir irgendwie ermutigend auf die Schulter und alle Männer verließen den Raum.

Frau Horn schickte das Mädchen am Klavier fort und sagte mir, ich solle mich setzen, was ich ohne Zögern tat. "Nun gut. Ich möchte dich warnen. Falls du noch einmal so eine Aktion durchziehst, oder mir nur irgendwie auffällst, werde ich dafür sorgen, dass du nach Schloss Rosenfels kommst. Es ist sowieso nicht gut für ein Mädchen, wenn es die ganze Zeit von Jungs umgeben ist." "Aber- das können Sie doch nicht machen-" "Kein Aber und keine Diskussion. Ende der Kommunikation", schrie sie.

Ich stand etwas bedrückt auf und lief aus dem Raum. Sie würde mich nicht nach Rosenfels bekommen. Niemals. Draußen angekommen erblickte ich meinen Onkel, Ottokar, Mücke und Strehlau. "Was wollte die Horn von dir?", fragte Ottokar, der als erstes aufgeschaut hatte, sofort. "Wenn ich ihr nochmal auffalle, weil ich Mist gebaut habe, holt die mich nach Rosenfels", erzählte ich den Anwesenden. Die Jungs zogen die Luft ein. "Was? Das kann die doch nicht machen!" "Das habe ich ihr auch gesagt, aber dann hat sie mich angeschrien." Selbst mein Onkel schüttelte nun den Kopf, sagte aber nichts. "Bedeutet eure Reaktion eigentlich, dass ihr mich mögt?", wollte ich grinsend wissen. Ottokar wurde etwas rot. Was? Ich grinste nur noch mehr. "Wirst du etwa rot?" "Nein!", schoss er zurück. "Doch. Oder?", fragte ich Strehlau und Mücke. "Definitiv." "Jap." "Du bist rot geworden!", ärgerte ich den braunhaarigen Jungen. Er schaute mich peinlich berührt an. "Na warte!" Ich lachte auf und rannte davon, während mir Ottokar und die anderen beiden Jungs folgten.

Beim Abendessen amüsierte ich mich prächtig mit den dreien. "Und deine Schwester geht also auf dieses Mädchen Internat?", fragte ich Mücke, der daraufhin nickte. "Weißt du, für ein Mädchen bist du gar nicht so schlimm", meinte Ottokar aufeinmal. Ich lächelte ihn an. "Ja, und für Jungen seid ihr nicht nicht schlimm." Wir lächelten uns alle an. War ich jetzt etwa wirklich ein Teil dieser schrägen Jungstruppe? Stephan und Dampfwalze kamen komplett durchnässt an unseren Tisch getrottet und man konnte ihren Weg durch kleine Wassertropfen auf dem Boden nachvollziehen. Ich musste lachen. "Was ist denn mit euch passiert?" "Die haben unser Schlauchboot platzten lassen." Jetzt fingen auch Mücke, Strehlau und Ottokar an zu lachen. "Jaja, Hauptsache nicht ihr", meinte Stephan genervt und ließ sich neben mir wieder. Ich bot ihm ein Stück von meinem Brot an. "Wenigstens musstet ihr nicht mit der Horn unter vier Augen sprechen", erwiderte ich. Stephan nahm es an. "Was wollte die denn?", fragte Walze. "Wenn ich noch mehr Mist baue, holt die mich höchstpersönlich nach Rosenfels." "Was??"

Ich habe es tatsächlich geschafft, noch ein weiteres Kapitel zu überarbeiten!! Wie immer hoffe ich dass es euch gefällt :) Das nächste Kapitel kommt warscheinlich morgen.
-Eli💐

Tahlia auf Burg SchreckensteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt