#4 Hühner Streich✔︎

2.2K 63 4
                                    

Nach einem sehr tollen Traum wurde ich durch ein Licht geweckt, das mir direkt ins Gesicht schien. Zuerst dachte ich es war die Sonne, aber der Rest des Zimmers war in Dunkelheit gehüllt. Verwundert setzte ich mich auf und streckte mich kurz, bevor mich das Licht nervte. "Mann, mach das scheiß Licht weg!", zischte ich genervt und zu meiner Überraschung zeigte es nun auf den Boden. Aha. Also war jemand in diesem Zimmer. Sollte ich das beunruhigend finden? "Wer ist da?", fragte ich und konnte es nicht unterlassen zu gähnen. Es war definitiv noch nachts. Ohne irgendeine Art von Vorwarnung wurde mir etwas über den Kopf gezogen. Jetzt war ich alarmiert. "Hey! Mach das Ding ab!", schrie ich. "Hä? Ich dachte sie will eine Schreckensteinerin werden", flüsterte jemand. Das war eindeutig Dampfwalze. Mir ging ein Licht auf. "Ihr seid das also", murmelte ich und beruhigte mich etwas. "Müsst ihr mich auch so erschrecken? Es ist mitten in der Nacht." "Tut mir leid", hörte ich Ottokar sagen.

"Aua!", beschwerte ich mich, nachdem ich zum vierten Mal, während unserer Burgwanderung, gegen etwas gestoßen war, "könnt ihr vielleicht ein bisschen vorsichtiger sein?? Ich kann ja nichts sehen ihr Idioten!" "Stimmt", kam es von Dampfwalze. "Gar nicht dran gedacht", steuerte Mücke bei. Ich verdrehte die Augen und wünschte sie könnten es alle sehen. "Jetzt seid alle still", zischte Ottokar.

Die Schreckensteiner führten mich gefühlt durch die ganze Burg und sagten für den Rest unserer abenteuerlichen Reise kein Wort mehr. Jedes mal wenn ich sie fragte wie lange wir noch laufen würden gab Stephan ein immer genervteres 'Pscht!' von sich. Gott, dieser Junge mochte mich. Dann ging es aufeinmal eine Art Wendeltreppe herunter und ich bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper, als wir den neuen Raum betraten. Also ein Keller? Die Jungs setzten mich auf einen Stuhl und nahmen mir endlich meine Kopfbedeckung ab.

Ich schaute mich etwas um. Der Raum sah genauso wie der Rest dieser Burg aus. Grau. Der Stuhl auf dem ich saß, war mit Seilen an der Decke befestigt und die Jungs standen, in einem Halbkreis versammelt, direkt vor mir. "Was innerhalb dieser Mauern besprochen wird, bleibt innerhalb dieser Mauern. Sag es." "Was innerhalb dieser Mauern besprochen wird, bleibt innerhalb dieser Mauern", wiederholte ich Ottokar's Satz. Walze gab Stephan ein Seil und dieser zog einmal kräftig daran.

Hinter mir öffnete sich eine Tür und ich drehte mich um. Ein Skelett sprang in mein Gesicht. Ich zuckte einmal kurz zusammen. Ich war noch nie der größte Fan von Gruselfilmen und Jumpscares gewesen. Dann drehte ich mich wieder um. "Bin ich jetzt eine echte Schreckensteinerin?", fragte ich. Alle nickten und ich musste schmunzeln. Das war einfacher als gedacht. Und sowas nannten sie eine Aufnahmeprüfung. "Also..erzähl uns von deiner Streich Idee."

Ich hatte den Jungs den ganzen Plan erzählt, den ich in ihrem Zimmer ausgeklügelt hatte. Sofort grinsten mich fünf Gesichter an. "Der Streich ist genial", sagte Mücke aufgeregt. Strehlau stimmte ihm zu. "Du bist gut", meinte Ottokar und ich schenkte ihm ein Grinsen.

Nun saßen wir auf einem Schlauchboot in Richtung Schloss Rosenfels. Ich trauerte jetzt schon dem Schlaf nach, den ich heute Nacht nicht kriegen würde. Das Mädcheninternat war riesig. Fast so groß wie Schreckenstein. Nachdem wir angekommen waren, hatten wir beschlossen, dass ich mit Ottokar reingehen würde. Die anderen hielten solange wir weg waren Wache. Ottokar und ich standen vor einem offenen Fenster. Ich hievte meine Tasche nach oben und durch. Ich drehte mich zu Ottokar. "Kletter rein. Ich helfe dir", meinte er. Er hob mich etwas hoch, bis ich mich festhalten konnte und dann stieg ich durchs Fenster ein. Abgefahren. Ich hatte so etwas noch nie gemacht. Ottokar folgte mir und ich entschied mich ihm auch hochzuhelfen. "Danke, aber ich hätte das auch alleine gekonnt." "Jungs und ihr Ego", murmelte ich und schüttelte den Kopf. "Was hast du gesagt?" "Dass du dich sehr nett bei mir bedankt hast", antwortete ich. Jetzt grinste er. "Ja, Gentleman durch und durch." Idiot.

Ottokar und ich standen vor einer Tür. Ich bedeutete ihm still zu sein und öffnete die Tür einen Spalt. Zum Glück hatte ich das getan. Sonst hätten wir nicht gewusst, dass ein Mädchen noch wach war und mit Kopfhörern auf ihrem Bett saß. Ottokar wollte rein spazieren, aber ich zog ihn zurück und drückte ihn an die Wand. Er öffnete verwirrt seinen Mund. "Eine von denen ist noch wach!", informierte ich ihn flüsternd. Jetzt war Ottokar überrascht. "Was sollen wir tun?", wollte ich von meinem Begleiter wissen, der mich nach kurzem Überlegen am Arm packte und davon zog.

"Et Voilà", sagte Ottokar und breitete seine Arme aus, um auf den Raum vor uns zu zeigen, "die Klassenräume, Mademoiselle." "Shit", murmelte ich als wir eintraten, "die müssen ja reich sein." Jeder Tisch in unserem Aufenthaltsraum war mit einem eigenen Computer ausgestattet. Von diesen hatte ich in Schreckenstein bis jetzt noch keinen einzigen gesehen. Vielleicht sollte ich in der Burg auch mal auf Entdeckungsreise gehen. "Zu viel wenn du mich fragst", antwortete Ottokar und ich musste kurz lachen, während ich meinen Beutel auf dem Boden abstellte. Ottokar schloss die Tür. Man konnte die Lebewesen in unseren Beuteln immer lauter werden hören. "Wir müssen sie rauslassen."

"Die sind viel zu laut!!", meinte ich und schaute zu Ottokar. Ich rechnete damit, dass jede Sekunde der Hausmeister dieser Schule aufkreuzen und uns in den Kerker oder so werfen würde. "Vielleicht haben die Hunger?", schlug Ottokar vor. Ich runzelte die Stirn. "Was?" "Lass es uns einfach versuchen", meinte Ottokar. Er verstreute irgendwelche Nüsse auf dem Boden. Danach rannten wir wieder zum Fenster zurück. Während er mir runter half schüttelte ich den Kopf. "Was denn jetzt schon wieder?", wollte er wissen. "Hat dir schonmal jemand gesagt, dass du ein ganz schöner Idiot bist?" Er lächelte. "Nein, aber danke für das liebe Kompliment." "Wenn du mehr brauchst kannst du immer gerne zu mir kommen", rief ich und rannte schon wieder weg, um zu den anderen zu kommen. Wir fuhren zurück nach Burg Schreckenstein und klatschten uns ein. "Das war genial!", rief Walze. "Einfach fantastisch!", freute sich Mücke grinsend.

Es war der nächste Morgen und wir saßen alle im Deutschunterricht. Ich musste mir ein Gähnen unterdrücken. Wusste ich es doch. Ich hatte zu wenig Schlaf abbekommen, auch wenn ich mich in meinem Zimmer sofort ins Land der Träume verabschiedet hatte. Mücke und Dampfwalze waren dabei ein selbstkreiertes Gedicht vorzutragen und entlockten meiner Klasse damit ein paar Lacher.

Jean, der, wie ich erfahren hatte, der Assistent von meinem Onkel war, betrat das Klassenzimmer. "Ich bitte um Erlaubnis, diese Variation Goethe's zu unterbrechen. Der Herr Direktor bittet sämtliche Schüler sofort in den Rittersaal." Oh nein. Das klang gar nicht gut. "Denkst du es ist wegen der Rosenfels Sache? Haben die angerufen?", wollte ich etwas ängstlich von Ottokar wissen. Das wäre nicht so toll. "Hundert pro", meinte er nickend. Oh oh. "Ich habe vor einer Stunde einen ziemlich erbosten Anruf von Frau Dr. Horn erhalten. Auf Schloss Rosenfels hat sich heute Nacht eine Horde Hühner breit gemacht", alle fingen an zu lachen, aber ich wusste sofort was jetzt los war, "und damit meine ich nicht die Mitbewohnerinnen. Sie müssen mit einem Schlauchboot rüber gepaddelt sein, das aus Schreckenstein stammt. Eine Klasse sammt Einrichtung und Computern wurde regelrecht verwüstet. Frau Dr. Horn erwartet eine Entschuldigung, sonst kommt es zur Anzeige." Ich zog scharf die Luft ein und schaute zu Ottokar, der neben mir saß. "Anzeige?", wollte ich schockiert wissen. Er schaute mich an, als wäre gerade sein Lieblingscharakter vor seinen Augen umgebracht worden.

"Möchte sich einer von euch entschuldigen?", fragte mein Onkel. Ich schaute auf meine Hände. Bloß kein Augenkontakt. Bloß kein Augenkontakt. "Ich will auf Schreckenstein allzeit fair und ehrlich sein. Aufrichtig zu seinen Taten stehen und Mut zur Wahrheit. Also..wer war das?" Ich wurde langsam sehr unruhig. Wenn ich mich nicht stellen würde, würde vielleicht diese komplette Schule ein riesen Problem kriegen. Aber würde mein Onkel wissen, dass ich es war, wäre er bestimmt sehr enttäuscht. Könnte ich ihm je wieder in die Augen schauen? "Jean, rufen sie auf Schloss Rosenfels an und lassen sie Frau Doktor Horn ausrichten, dass die Feigheit wieder auf Burg Schreckenstein eingezogen ist." Scheiße. "Sind Sie sicher?", wollte Jean wissen. Mein Onkel ließ seinen Blick noch ein letztes Mal durch den stillen Raum gleiten. "Ich fürchte ja." Ich war mir unschlüssig, was ich tun sollte. Jean war dabei zu gehen. Ich stand auf. Ottokar schaute mich mit großen Augen an. "Ich war's." Stille. Jedes Augenpaar war auf mich gerichtet. Und dann fing das getuschel an. "Das Mädchen?" "Niemals!" "Sie?!" "Du?", mein Onkel schaute mich so enttäuscht an, dass ich einfach im Erdboden versinken wollte. "Ich auch", sagte nun Ottokar, der ebenfalls aufgestanden war. Mücke, Strehlau und Stephan standen auch auf, die Walze nach einer kurzen Diskussion auch auf die Füße bekamen. "Wir auch." Mein Onkel starrte uns alle ungläubig an.

"Warum machst du sowas?", schrie mich Walze an. Ich hielt seinem bösen Blick stand, entschied mich aber nichts zu sagen. "Bei uns darf man niemanden verpfeifen." "Ich habe euch nicht verpfiffen! Ihr seid freiwillig aufgestanden." "Ja genau..es heißt: einer für alle und alle für einen", meinte Mücke. "Ottokar. Jean fährt uns rüber. Ihr seid in einer halben Stunde unten!", rief mein Onkel. "Okay."

Das 4. Kapitel!! Ich habe es geschafft. Ich hoffe es war gut und ihr lest auch wieder das nächste Kapitel. Wenn ihr Ideen habt, könnt ihr die gerne in die Kommentare schreiben. Ich hoffe euch geht es gut :)
-Eli💐

Tahlia auf Burg SchreckensteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt