29. Kapitel

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Ich glaube jeder kennt das Gefühl von Ferien. Die Tage verschwimmen nur so ineinander, sodass man letztendlich nicht mehr genau weiß, ob Montag, Dienstag oder sogar schon Freitag ist.
So ergeht es mir jedesmal, aber dummerweise nicht nur in den Ferien. Nein. Auch in der Schulzeit, die ja jetzt endlich vorbei ist.

Samira war verreist, ja tatsächlich, dieses Mädchen hat sich jetzt einfach für einen Monat nach Frankreich abgesetzt, um ihre Familie zu besuchen. Das hieß natürlich, dass ich allein den Umzug in Angriff nehmen muss, obwohl wir eine gemeinsame Wohnung hatten!
Frustriert fuhr ich mir durch die Haare. Ich hasste solche Situationen, musste diesmal aber trotzdem irgendwie damit zurecht kommen.
Laut meinem Handykalender müsste es in zwei Tagen soweit sein, jedoch wusste ich seit einer Woche nicht, wie ich mich beschäftigen soll, denn Lernen war ja jetzt nicht mehr, geschweige denn in die Schule gehen. Meine Videos brauchten nunmal auch nicht den ganzen Tag und ständig aufnehmen musste nicht sein.
Das Wetter war zwar gut gewesen, doch jetzt regnete es Bindfäden.
Gelangweilt hockte ich auf dem Sofa in meinem Zimmer und zog mir nach und nach alle Teile der "Wanderhuren-Trilogie" rein.

Taddl: wmds? :*

Ich: mir is lw...

Taddl: ok...

Super. Nicht einmal mein fester/bester Freund, ja wir wussten immernoch nicht in welcher Beziehung wir jetzt zueinander standen, hatte eine Idee, geschweige denn unterhielt er mich irgendwie.

Laissa Parel @wolfsmädchen
Leute mir ist langweilig :D Wem noch?

Im nächsten Moment bekam ich haufenweise Benachrichtigungen und fand es lustig, wie schnell meine Fans doch auf soetwas angesprungen waren.
Irgendwann langweilte mich auch dies, weshalb ich den PC anschaltete und anfing Minecraft zu zocken.

Der Tag des Umzugs war gekommen. Samira war nicht da, geschweige denn meine Mutter, nur mein Vater half mit.
Gemeinsam schleppten wir alle Kisten mit Sachen von mir nach unten zu dem gemieteten Umzugswagen. Es waren viele. Sehr viele. Ich wollte nichts hier zurücklassen, denn meine Mutter würde mich sowieso nicht vermissen.
"Ich kann nicht mehr.", stöhnte ich, nachdem wir den letzten Karton verstaut hatten und ließ mich auf den Beifahrersitz fallen. "Das ganze muss nachher noch zur Wohnung.", grinste mein Vater, der seltsamerweise gar nicht aus der Puste war. Ein komisches Schnauben entfuhr mir noch, ehe wir das Auto in angenehmes Schweigen tauchten.

Nach fünf Stunden Fahrt hielt der Wagen vor meiner neuen Wohnung. "Was machst du jetzt eigentlich? Ich mein, mit Mama läuft's ja nich' mehr wirklich.", fragte ich meinen Vater etwas unsicher. Dieser zuckte die Schultern: "Ehrlich gesagt bin ich mir noch nicht ganz sicher." Nickend zog ich den ersten Karton aus dem Kofferraum und hievte ihn hoch.
Eine Stunde später saßen mein Dad und ich auf dem Boden im späteren Wohnzimmer und hatten eine Sektflasche bei uns, an der jeder ab und an mal nippte. "Ich werd' jetzt langsam mal los fahren, Schatz.", er erhob sich, gab mir einen Kuss auf den Scheitel und war verschwunden.
Hier war alles so unpersönlich und kahl, weshalb ich mich wirklich nicht wohl fühlte. Irgendwie verbreitete das ganze hier eine triste, traurige Stimmung.

Laissa Parel @wolfsmädchen
Umzug ist erledigt. Ab jetzt wohne ich in Köln. Bin müde. Kann aber nicht schlafen. Ich hab' kein Bett.

Genervt legte ich mich auf den kalten Boden und starrte an die Decke. Was jetzt?
Mein Handy vibrierte.

Taddl: Hast du echt kein Bett?

Ich: ne. Kam nicht dazu eins zu besorgen. Werd' morgen in Ikea fahren.

Taddl: Du kannst bei uns schlafen. :)

Ich: Ich weiß nichtmal wie ich von hier zu euch kommen soll. Außerdem ist es mitten in der Nacht.

Ich wusste nicht, warum ich so abweisend zu ihm war, aber irgendwie hasste ich in diesem Moment alles und jeden.
Meinem Handy gab ich einen kräftigen Schubs, als es vibrierte, sodass es ans andere Ende des Raumes rutschte. Glücklicherweise kam es noch vor der Wand zum Stehen.

Irgendwann musste ich einfach eingeschlafen sein, denn als ich erwachte, hatte ich die Rückenschmerzen des Todes, mir war kalt.
Anfangs wusste ich nicht, wo ich mich befand, doch dann bemerkte ich diese strahlenden weißen Wände, die großen Fenster und mir war klar: Ich bin in dieser Wohnung, die früher oder später zu meinem Zuhause werden sollte.
Die Küche war bereits installiert, doch das nützte mir recht wenig, da hier sowieso nichts zum Essen da war. Das hieß für mich, dass mein Magen noch ein ganzes Stück leer bleiben würde, da ich zu allererst die wichtigsten Sachen auspacken würde.

Die Hälfte an Sachen, die jetzt, nachdem ich fetrig war, noch fehlte würde Samira mitbringen.
Mein Zimmer war groß und hell, doch trotzdem unpersönlich. Es stand nichtmal ein Bett darin, nur Kartons, mein Schreibtisch mit dem PC und mein riesiger, weißer Ikea-Schrank.

Kurzerhand hatte ich mir also ein Auto geliehen und mich auf den Weg zum Möbelhaus gemacht. Mein Handy hatte ich zwar einstecken, traute mich allerdings nicht es anzuschalten, weil ich Angst vor Taddls Nachrichten hatte. Mir war heute Morgen bewusst geworden, dass ich wirklich unfair gewesen war und meine Ausreden waren mehr als lahm gewesen.
Frustriert war ich allerdings immernoch, grundlos. Aber egal. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt besseres zu tun, als über meine Fehler nachzudenken.
Ich hatte seit gestern Mittag nichts mehr gegessen, was mein Magen wir jetzt deutlich mit einem lauten Grummeln zeigte. Ich kam demnach nicht drum herum, bei Ikea etwas zu essen.

Fame // Taddl (Reupload) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt