38. Kapitel

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Gähnend, streckte ich die Arme in die Luft. Draußen war es bereits taghell, was mich allerdings nicht geweckt haben konnte, da mich das normalerweise nie störte.
In diesem Moment hörte ich Geräusche aus der Küche, daraufhin ein Gelächter und sprang sofort aus meinem Bett. Langsam schob ich mich zu besagtem Raum, die Stimmen wurden deutlicher, sodass ich eine Männliche und eine Weibliche ausmachen konnte.
Langsam schlich ich zum Türbogen und spähte hindurch. Dort stand Samurai mit einem, mir unbekannten Typen, küssen. Kurz war ich wie gelähmt, fasste mich aber relativ schnell wieder und räusperte mich verlegen, woraufhin die beiden sofort auseinander sprangen. "Sorry. Wollt' nich' stören.", nuschelte ich, den Blick auf meine Füße gesenkt. "Kein Problem. Tut ir leid falls wir dich geweckt haben.", meinte Sami, "Das ist übrigens Oliver." Ich gab ihm höflich die Hand, verzog mich aber nach der kurzen Vorstellungsrunde wieder in mein Zimmer. Dieser Oliver hatte mich ganz seltsam angesehen, so als wäre ich ein seltenes Objekt, welches man sich vielleicht näher ansehen sollte. Jedenfalls war er mir unangenehm.
Ich zog mich an, sah kurz nach, was so in den Social Networks vor sich ging und verließ meine Privatsphäre wieder.
Da Samira und ihr Oliver immernoch in der Küche am 'Rumknutschen waren, entschied ich irgendwo Essen zu gehen. Bestenfalls zu Starbucks oder vielleicht zum Megges. Spontanität schien heute wieder eine meiner Stärken zu sein, denn letztendlich saß ich in einem Bäckereigeschäft mit einer Tasse Kaffee, obwohl ich gar keinen mochte und einem belegten Brötchen. Es war entspannend auch mal wieder allein irgendwo zu sein. Ich wollte mich ja nicht beklagen, aber Taddl, Ardy und auch Marius sind wirklich anstrengend, vertrieben aber meine Langeweile sehr gut, weshalb ich gern bei ihnen bin.
Mein Handy vibrierte.

Samira: Wo bist du?

Ich: Da wo ihr nicht seid.

Ich wusste, dass sie das nicht zufrieden stellen würde, doch in diesem Moment war es mir wirklich egal.
Nachdem ich aufgegessen hatte, schlenderte ich ein wenig durch die Kölner Innenstadt, wo ich auch gleich von zwei Jungs erkannt wurde, die ein Foto mit mir haben wollten. Nett waren sie ja, doch hatte ich keine Lust auf Gesellschaft, weshalb ich froh war, als sie meinten, sie müssten wieder los.
Irgendwie waren recht wenig Menschen auf den Straßen unterwegs, was mich an Alien-Invasionen erinnerte. Plötzlich vibrierte mein Handy, woraufhin ich erschrak, weil mein Gehirn plötzlich ein ekelhaftes, glitschiges Wesen mit diesem Geräusch verband.

Taddl: Deine Freundin hat nich gerade über Twitter angeschrieben. Wo bist du?

Ich: Da wo ihr nicht seid.

Es zeigte ihn zwar als online an, doch wollte ich gar nicht erst die darauffolgende Nachricht abwarten, weil ich gerade so ziemlich jedem einen Grund gab, sich Sorgen zu machen, doch gefiel mir das momentan irgendwie.
Lächelnd schlenderte ich weiter, die Alien-Invasion immernoch im Kopf.

Taddl: Sag bitte. Samira macht sich Sorgen.

Ich: Mir geht es gut. Ich bin schon groß.

In diesem Moment tippte mich jemand auf die Schulter. Sofort drehte ich mich um und stand Marie gegenüber, jedenfalls glaubte ich, dass sie es war, da ich sie ja bisher nur einmal gesehen hatte. "Hey.", meinte sie fröhlich, "Was machst du hier?" "Spazieren gehen.", ich klang etwas patzig, unbeabsichtigt natürlich, weil eigentlich ist sie ja ganz nett gewesen. "Soweit weg und alleine?", ihre Augen weiteten sich. "Sehr ich aus wie ein kleines Kind?" "Nein, natürlich nicht.", lachte sie, "Es hat mich nur gewundert, dass du an unserer Wohnung vorbei läufst, weil es eben schon ein wenig weit weg ist." "Woher weißt du überhaupt wo ich wohne?", fragte ich skeptisch und runzelte die Stirn. "Du wohnst in der Nähe von Taddl, das hat er Alex erzählt und weil ich weiß wo er wohnt, kann ich mir denken, dass es weit weg von hier ist." Ihre Erklärung fand ich einleuchtend, also hatte ich freundlich genickt und ihr Angebot mich ein wenig zu begleiten, dankend angenommen, da ich warscheinlich allein nicht mehr zurück gefunden hätte.

Taddl: Verdammt Isa! Wo bist du?!

Ich: Mit Marie unterwegs. Die ist echt in Ordnung.

Taddl: Wann kommst du nach Hause?

Ich: Weiß nicht.

Ich schaltete mein Handy aus und musterte Marie kurz von der Seite. Sie ist hübsch, so viel stand fest. Weiche, etwas rundliche Züge, zwar nicht die Dünnste, aber ihre Kurven liegen an den richtigen Stellen. Ihre leicht gelockten, blonden Haare lagen perfekt. "Du starrst mich an.", stellte sie fest, wandte ihren Kopf zu mir und grinste. Errötend richtete ich meinen Blick auf den Boden und murmelte ein leises "Sorry". "Ist doch nicht schlimm.", lachte das blonde Mädchen, woraufhin ich mich ein wenig besser fühlte. Sie schien wirklich dauerhaft gut gelaunt zu sein. "Wieso bist du überhaupt alleine unterwegs gewesen?", fragte sie dann unverblümt. Ich zuckte die Schultern. "Du musst doch einen Grund haben, wieso du gedankenverloren durch ganz Köln läufst.", bohrte sie weiter, "Also...was ist los?" Ich starrte meine Füße an und zuckte ein weiteres Mal mit den Schultern, woraufhin Marie mich am Arm packte und zur nächsten Bank zerrte. Ich ließ es geschehen. "Als ich dich gestern Morgen getroffen habe, wirktest du nicht unglücklich.", stellte sie fest, "Demnach muss sich etwas verändert haben, denn jetzt bist du schweigsam und nachdenklich." Ich setzte an zu sprechen, doch unterbrach sie mich: "Erzähl' mir bloß nicht, dass alles in Ordnung ist." "Ich...", ich stockte und starrte meine Hände an, "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau. Ich wollte von meiner besten Freundin weg. Ihr neuer Freund und sie haben mich heute früh geweckt. Ich kenne diesen Typ gar nicht. Er macht mir Angst. Ich hab' Angst um Sami." Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus, bis ich ihr alles erzählt hatte. Schweigend lauschte Marie meiner Geschichte, nahm mich dann gutherzig in den Arm, als die Tränen anfingen zu fließen. Ich hatte keine Ahnung was diese Stimmungsschwankungen auslöste.

Fame // Taddl (Reupload) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt