17. Kapitel

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Am nächsten Morgen sah ich schrecklich aus, verließ deshalb das Hotelzimmer nicht, auch wenn das hieß, ohne Frühstück auskommen zu müssen. Versuchsweise schminkte ich mich ab und stieg unter die Dusche, wo ich das Wasser auf kalt stellte. Doch gegen meine verletzten Gefühle half das auch nicht.
Es klopfte an der Zimmertür. Ich hatte keine Ahnung wer das sein könnte und öffnete deshalb gar nicht erst. "Isa. Bitte mach auf.", vernahm ich im nächsten Moment Taddls Stimme. Kein Wort wollte mir über die Lippen kommen und aufstehen war erst recht nicht drin, also blieb die Tür geschlossen. "Isa, bitte.", wieder klopfte es. Seufzend schwang ich mich aus dem Bett, öffnete die Tür einen winzigen Spalt und taumelte zurück, als Taddl sie aufstieß. Die Wut kochte in mir hoch, während ich mir die schmerzende Stirn rieb. "Geht's noch?", blaffte ich schlecht gelaunt und taxierte den brünetten Typen mir gegenüber mit einem finsteren Blick. "Du bist gestern einfach verschwunden.", meinte er aufgelöst, "Was hab ich falsch gemacht?" Unsicher fuhr er sich durch die Haare. "Fällt dir aber früh auf.", murrte ich nur und setzte mich mit einem großen Anstand zu Taddl auf mein Bett. "Ich wäre ja gestern schon hinter dir her, aber Simon meinte, dass ich das auch heute machen könnte. Warum bist du weg?", wieder strich er sich unsicher mit der Hand durch die hochgestylten Haare. "Das weißt du selber ganz genau.", gab ich abweisend zurück und starrte aus dem Fenster ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. "Nein eben nicht! Wüsste ich es, würde ich das Problem beheben, anstatt mit dir hier zu diskutieren.", seine Stimme gewann ein wenig an Schärfe, ich frustrierte ihn also. "Ach du hast dich also gestern abend nicht mit Felix über mich unterhalten, was?", fuhr ich ihn an, "Ihr wart euch also nicht einig, dass ich nur eine famegeile Schlamperei bin?" Er starrte mich schockiert an, konnte meinem kalten Blick jedoch nicht standhalten. "Ich hab...ich hab sowas doch nie gesagt!", versuchte er mir mit wackliger Stimme klar zu machen, "Das war alles Felix. Er kann dich nicht leiden. Würde ich dich nicht mögen, wäre ich nichtmal hier." Ich starrte ihn weiterhin ausdruckslos an. "Und warum genau bist du hier?" "Ich wollte wissen, warum du einfach abgehauen bist, weil ich mir Sorgen gemacht hab' und ja...", er stockte und fuhr sich ein weiteres Mal durch die Haare. "Was und ja?", bohrte ich weiter. "Ja...keine Ahnung...", druckste er herum.
Ich grinste plötzlich. Ich, Laissa, machte Thaddeus Tjarks nervös. "Isa ich mag dich echt.", setzte er plötzlich wieder an, woraufhin ich die Luft anhielt. "Das gestern war 'ne einfache Diskussion mit Felix. Später konnte ich ihn dann auch vom Gegenteil überzeugen, aber er hatte halt einen völlig falschen Eindruck von dir." Ich nickte nur. "Ardy und die Anderen finden dich auch voll cool, nur Felix hat das halt nicht ganz so gepasst." "Ich mag ihn nicht.", warf ich unbeirrt ein. Taddl nickte. "Verständlich, aber er wird dir jetzt eine Chance geben, insofern du überhaupt noch etwas mit uns zu tun haben willst." Ich konnte nicht anders, ich musste einfach lächeln, rutschte etwas näher an Taddl heran und umarmte ihn. "Ohne dich und die anderen wär's voll scheiße hier.", murmelte ich an ihn gedrückt. Er legte einen Arm um mich und fragte: "Alles wieder gut?" Ich nickte nur und hob den Kopf, senkte ihn gleich wieder und vergrub mein Gesicht wieder an seiner Seite. Ich liebe diesen Taddl-Geruch, trotz dessen ich ihn noch nicht lang kannte, war er wie ein Samira-Ersatz für mich. Er brachte mich zum Lächeln, was allerdings auch bedeutete, dass er mich problemlos zum Weinen bringen konnte.
Seufzend schob er mich ein wenig von sich, woraufhin ich ihn verwirrt ansah. "Was ist?", fragte ich leicht verunsichert, weil er so plötzlich auf Abstand ging. Stumm schüttelte er nur den Kopf und sah, über meinem Kopf hinweg aus dem Fenster. In diesem Moment bekam mein Selbstwertgefühl einen kleinen Knacks. Taddl mochte mich gar nicht so sehr, für ihn war ich nur eine Freundin. Wieso war ich auch davon ausgegangen, dass er mich als genauso gute Freundin sah, wie ich ihn betrachtete? Ich bin ein naiver Dummkopf. Natürlich sah er mich nicht als beste Freundin, dazu kannte er viel zu viele Menschen länger als mich. "Was machst du heute noch so?", fragte ich, um meine Verunsicherung ein wenig zu überspielen. "Ich muss jetzt gleich ins Studio.", antwortete er und erhob sich vom Bett. "Ich schreib dir nachher.", damit verschwand er zur Tür hinaus und ließ mich mit meinen selbstverachtenden Gedanken allein.
Lustlos trottete ich zehn Minuten später durch die Kölner Innenstadt. Das Wetter war nicht so gut, sodass die meisten Menschen in ihren Häusern blieben und die Wahrscheinlichkeit sehr gering blieb, dass ich erkannt werden würde.
Der Wind bließ am Rhein stärker, als in der Innenstadt, weshalb ich meine Jacke enger um meine Schultern zog. Es war richtig kalt hier unten, doch irgendwo passte mir das sehr gut. Dieses Wetter spiegelte meine Gefühlswelt ziemlich genau wieder.
Langsam ging ich den Weg an diesem schönen Fluss entlang. Durch den Wind wirkte, die sonst so idyllische Atmosphäre ein wenig schaurig, doch empfand ich dies als sehr angenehm.

Später im Hotel spürte ich meine Hände, Füße und Ohren nicht mehr, hatte aber wieder einen klaren Kopf.

Fame // Taddl (Reupload) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt