Samira und ich fielen uns gegenseitig in die Arme. "Süße! Wir haben es geschafft!", schrie ich das heraus, was die ganze Zeit schon geschrien hätte werden müssen.
Nach 12 Jahren Schule hatten wir beide nun endlich unser Abi gepackt. Trotz Mathe hatte ich wirklich einen guter 2-er Schnitt. Samira natürlich ungeschlagene Klassenbeste seit Jahren hatte ihre 1.0 tatsächlich geschafft.
Überglücklich hüpften wir auf dem Schulhof auf und ab, viele andere Schüler, mit denen wir die Jahre auf dem Gymnasium verbracht hatten, taten es uns gleich.
Irgendwann brachte jemand Musikboxen und aus unserem glücklichen 'Rumgehüpfe wurde einen wahre Abschlussparty, am hellichsten Tage, während andere Unterricht hatten, mitten auf dem Schulhof.
Wunderlich, dass sich kein einziger Lehrer beschwerte. Man sah zwar ab und zu einen kurz an einem Fenster auftauchen, aber ansonsten blieb es still.
Irgendwann löste sich unsere Gemeinschaft langsam auf, die letzten Umarmungen wurden verteilt, manch einer tauschte noch schnell Handynummern, manch anderer packte noch ein letztes Mal die Sachen aus dem Spind ein, um ihn für den nächsten frei zu räumen.
Sami drängelte nicht direkt, doch man merkte ihr definitiv an, dass sie gerne nach Hause gehen würde.Kurz darauf liefen wir also gemeinsam durch Bambergs Straßen, trennten uns ein letztes Mal an der altbekannten Kreuzung und jeder ging seines Weges. Einen Weg, der in eine ungeschriebene Zukunft führt. Der erste Schritt in ein neues Leben.
In den letzten Monaten vor den Prüfungen hatte ich mir unheimlich viele Gedanken gemacht, was ich machen möchte. Mit YouTube aufhören kommt nicht in Frage, denn mittlerweile war meine Community auf 350000 Menschlein angewachsen, was mich schon irgendwo wirklich stolz machte.
Trotz meiner Videos wollte ich studieren gehen, bestenfalls in Köln, um Taddl nahe sein zu können. Wir hatten uns ewig nicht mehr gesehen, außer über Skype.
Dies trug den wohl größten Teil zu meiner Entscheidung bei. Ich wollte nach Köln ziehen, dort eine Wohnung mieten, meine Videos produzieren und studieren.
Demnach hatte ich mir also Wohnungen im Internet angesehen, hatte die Preise und die Lage verglichen und war letzten Endes fündig geworden. Meine Mutter hatte mir dabei wenig Hilfe geboten, sodass ich auf meinen Vater zurückgreifen musste, der, an meiner Stelle, Wohnungen besichtigen durfte und mir am Ende jedes Immobilienbesuches eine kleine Rezension gab.Ich würde nun noch eine Woche einfach frei haben und dann beginnt auch schon der Umzugsstress. Aufregung und Lustlosigkeit vermengten sich zu einem verwirrenden Gefühlschaos.
Die Wohnung meiner Eltern, irgendwie war es ja nicht mehr meine, war schon wieder leer. Meine Mutter ist wieder weggefahren, zu den Großeltern und mich hatte sie allein zurück gelassen. Manchmal könnte ich sie für diese Aktionen wirklich hassen.
Gelangweilt wechselte ich ständig meine Sitzposition auf dem Sofa, während ich mir eine Episode Game Of Thrones nach der anderen gönnte.
Währenddessen dachte ich wieder einmal über die Beziehung zwischen Taddl und mir nach, denn irgendwie wussten wir beide nicht, was das zwischen uns war. Bisher hatten wir uns nur an diesem einen letzten Tag geküsst und uns ansonsten nicht mehr gesehen, außer über Skype, aber wir waren trotzdem beide der Meinung gewesen, dass wir nicht zusammen waren. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Angst vor dem was passieren könnte war definitiv da.Ein Klingeln an der Haustür riss mich aus dem Schlaf. Müde, bzw. noch nicht richtig wach, öffnete ich ebenjene. "Hallo du!", flötete meine beste Freundin und grinste. "Hast du geschlafen?", fragte sie belustigt, als wir zusammen ins Wohnzimmer traten. "Wie spät ist es?", verschlafen rieb ich mir die Augen.
Samira wäre ja nicht meine beste Freundin, wenn sie die Schuhe im Flur ausziehen würde, so kam es, dass ihre Nikes einfach mal vorm Sofa standen. "Gleich 4.", meinte sie nur und drückte auf Play, um die Episode anzuschalten. "Die hab ich geschaut als ich eingeschlafen bin.", gähnte ich, war mir aber nicht sicher ob sie es verstanden hat, denn eine Reaktion bekam ich irgendwie nicht.
Im Badezimmer spritzte ich mir ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht, nur um wach zu werden. Danach sah ich allerdings nicht viel besser aus als vorher. "Isa?", kam es von Sami gedämpft aus dem Wohnzimmer. "Bad!", rief ich lauter zurück als beabsichtigt, doch wenigstens überhört sie es so nicht. Dachte ich. "Isa?", fragte es schon wieder. "Bad!", brüllte ich jetzt durch die ganze Wohnung, woraufhin eine grinsende Samira zu mir kam. "Brauchst nicht so zu schreien." "Du hast mich nicht verstanden.", rechtfertigte ich meine Lautstärke. "Gehen wir was essen? Es ist 18 Uhr und ich hab Hunger." Nickend trat ich hinter ihr aus dem Bad.Bamberg war bei Nacht vielleicht nicht so schön wie Köln, doch trotzdem unheimlich toll. Die Stadt sah einfach historisch und alt aus.
Gemeinsam betraten wir unser Lieblingsrestaurant und suchten uns absichtlich einen platz sehr weit hinten, denn durch die Eingangstür zog es an den vorderen Plätzen immer relativ kalt durch.Nach dem Essen, bzw. als wir bezahlt hatten verließen wir den Laden. "Gehen wir noch in die Marß?", fragte meine beste Freundin grinsend. "Ja auf jeden. Wir haben was zu feiern. Und wie geht das am besten?", grinsend beugen wir uns zueinander und riefen dann im Chor: "Mit einem guten fränkisch-bayerischen Bierchen." Lachend liefen wir durch die Bamberger Straßen, in denen, trotz der späten Abendstunde, immernoch Autos unterwegs waren.
Irgendwann mitten in der Nacht, ich wusste am nächsten Tag nicht mehr, wann genau, kam ich "zuhause" an. Ungeduscht, in den Klamotten vom Abend und ohne mich abzuschminken war ich ziemlich angetrunken auf dem Sofa eingeschlafen.
Dementsprechend hatte ich am nächsten Morgen neben dem krassesten Kater ever, auch noch einen Filmriss und schreckliche Rückenschmerzen, sah aus wie ein Pandabär und stank bestialisch. Mein erster Weg führte demnach unter die Dusche, wo ich eine geschlagene Stunde einfach unter dem Wasserstrahl stand und versuchte mich an den letzten Abend zu erinnern. Schien doch etwas viel Alkohol gewesen zu sein, aber nunja. Hat ja wohl jeder mal.

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Fame // Taddl (Reupload)
FanfictionLaissa ist YouTuberin und wohnt in Bamberg. Für sie sind ihre 300000 Abonnenten wirklich besonders, doch hatte sie trotzdem nie das Gefühl sonderlich berühmt zu sein. Köln zeigt ihr da plötzlich eine ganz andere Welt, eine in der sie von so manch ei...