"Du könntest glatt Antons Zwillingsschwester sein.", behauptete Simon gerade, woraufhin alle lachen mussten. "Wieso?", fragte ich belustigt, denn ich fand diesen Öko echt total niedlich. Er hatte diese einzigartige Ausstrahlung bei der sich einfach jeder besser fühlte. "Keine Ahnung, aber ihr seid euch mega ähnlich." "Hä? Was laberst du?", kam es daraufhin vom anderen Ende des Tisches, wo Anton zwischen Felix und Ardy saß. "Isso. Oder Taddl? Was sagst du?", versuchte Simon die Zustimmung der Anderen zu bekommen, doch die konnten nicht mehr, so sehr mussten sie lachen. Ich konnte nicht anders, als auch loszuprusten, da Simon einfach zu geil aussah, wie er jetzt versuchte zu schmollen. Es war herrlich.
Während des Essens holte besagter Öko seine Kamera heraus und fing an einen Vlog zu drehen. Er redete anfangs ein wenig mit mir, um seinen Zuschauern zu erklären, was hier überhaupt abgeht und filmte danach das Essen. Ich fand das wirklich faszinierend, denn soetwas baute ich nie in meine Videos mit ein. Ich hatte höchstens Landschaftsaufnahmen oder filmte meinen Weg, zum Beispiel, wenn ich Longboarden ging. Auch heute hatte ich wieder einmal etwas von meinem Tag gefilmt, nur vom Abend noch nichts.
Nachdem Simon fertig war, konnten wir endlich essen. Ich hatte mich einfach mal bei der Essensauswahl auf diese Kölner Jungs verlassen, da ich nicht wusste, was man hier am besten Essen konnte. Jetzt hatte ich dasselbe wie Simon und es schmeckte wirklich nicht schlecht. Definitiv besser als es aussah. "Seit wann bist du Vegetarierin?", fragte Anton. "Seit fünf Jahren.", meinte ich zwischen zwei Bissen. "OK. Warum?", er hatte so ein freundliches Lächeln, dass man nur erwidern konnte. "Ich wollt's damals einfach ausprobieren und hab danach nie wieder angefangen Fleisch zu essen.", ich wurde leicht rot, da mir das irgendwie peinlich war, dass ich aus keiner wirklichen Überzeugung heraus kein Fleisch aß. Ardy unterhielt sich leise mit Felix, der bisher noch kein einziges Wort mit mir gewechselt hatte, außer natürlich zur Begrüßung. Taddl warf in deren Gespräch immermal etwas ein, während ich mich hauptsächlich mit Simon und Anton unterhielt. Die beiden fand ich einfach mal so richtig cool. Doch als sie mir erzählten, dass sie demnächst auf Weltreise gehen konnte, wollte ich das zuerst nicht so recht glauben, weil es irgendwie so seltsam klang. Ich konnte mir das gar nicht vorstellen, dass falls ich erst später hierher gekommen wäre, hätte ich sie nie kennelernen können. "Würdest du eine Weltreise machen, wenn du die Möglichkeit hättest?", fragte Simon mich interessiert. Ich schüttelte nur den Kopf und löffelte den Rest meines Gerichts aus der Schüssel. "Nein. Ich reise zwar gerne, doch bin ich genauso gern zuhause." Simon nickte und winkte einen Kellner heran. Wir zahlten alle, wobei Taddl darauf bestand zu zahlen und ich irgendwann mal wieder nachgab. "YouTube-Money.", murmelte ich nur und fing mir sofort einen tritt gegen's Schienbein ein. "Au!", schrie ich auf und warf meinem Kumpel einen mörderischen Blick zu. "Oho! Wenn Blicke töten könnten.", lachte Simon.
Mittlerweile war es, soweit möglich, sogar noch dunkler, als vor dem Essen. Die Straßenbeleuchtung schenkte uns nur wenig Licht, sodass Simon kurzerhand seine Handy-Taschenlampe anschaltete. "Wollen wir noch ein wenig rum fahren?", fragte ein in die Runde. Wir nickten alle und brausten dann mit unseren Longboards los. Ich fuhr schweigend neben Anton, knapp hinter Simon, während Taddl, Ardy und Felix etwas zurückgefallen waren. Irgendwann hatten wir die drei ganz verloren, genauso meine Orientierung, denn ich wusste nicht wo wir uns befanden. "Wo sind die denn hin?", fragte Simon plötzlich verwirrt, als hätte er es erst jetzt bemerkt. "Die sind schon ein ganzes Stück nicht mehr hinter uns.", kam Anton mir zuvor und wir blieben stehen. "Vorhin waren sie doch noch da." Wir zuckten nur mit den Schultern. "Soll ich Taddl mal anrufen?", bot ich vorsichtig an, wurde jedoch davon abgehalten, denn Simon schüttelte den Kopf. "Die kommen schon irgendwann.", meinte er ur und setzte sich auf eine kleine Mauer. "Magst du Taddl?", Anton sah stur geradeaus, als er dies fragte. Ich stockte kurz und wandte mich ihm dann leicht verunsichert zu. Simon hielt die Klappe. "Er ist in den Wochen, die ich ihn jetzt kenne zu einem guten Freund geworden." Ich hasse ausweichende Antworten, weshalb ich einfach offen und ehrlich war. Der Brünette neben mir nickte und sah mich dann endlich wieder grinsend an. Ich fand seine Haare immernoch total heiß, weil sie einfach immer strubbelig waren und jetzt durch den Fahrtwind sahen sie noch verwüsteter aus als vorher. Ich wollte sie am liebsten anfassen, aber das wäre sicherlich blöd gekommen. "Lasst uns mal den Weg zurückfahren.", unterbrach Simon unser Angestarre und scheuchte uns hoch.
Wir fanden die drei Jungs an einem Teich wieder. Sie saßen dort und redeten. So leise, wie es uns nur möglich war, pirschten wir uns zu dritt, im Schutze der Dunkelheit an sie heran. Ich bildete das Schlusslicht hinter Anton.
"Boar Taddl. Was hast du davon mit so einer rumzuhängen?", hörte man Felix' Stimme aufgebracht. "Die ist doch dumm. Total oberflächlich und nur so ne 0815-Teenie-YouTuberin. Mehr ist das net." Ich biss die Zähne zusammen, gehört hatte ich genug. So leise, dass nichtmal Simon oder Anton es hörten, schlich ich mich zurück zu unseren Boards, die wir zwei Straßen weiter liegen gelassen hatten und machte mich auf den Weg zum Hotel. Glücklicherweise waren wir jetzt in der Nähe des Doms, sodass ich ohne große Probleme zurückfinden konnte.
Je weiter ich von ihnen weg fuhr, desto deutlicher spürte ich etwas feuchtes an meinen Wangen herunterlaufen. Ich wollte gar nicht weinen, doch die Tränen flossen einfach unaufhaltsam weiter.
Was hatte ich denn diesem Felix getan, dass er so über mich urteilt? Ich wusste es nicht und wollte es auch gar nicht wissen. Wer weiß, vielleicht hatten die anderen ihre Freundlichkeit auch nur vorgetäuscht und in Wirklichkeit fanden sie es alle lustig, wie ich Dummkopf darauf hereinfiel.Das Zimmer meines Vaters war bereits dunkel, er schlief also schon. Lustlos schleppte ich mich zu meiner Tür, öffnete sie mithilfe der Karte und ließ mich ins Bett fallen. Schluchzend vergrub ich mein Gesicht im Kissen. Wie viel von der Freundlichkeit, die Taddl mir entgegen gebracht hatte, war wirklich echt? Hatte er sich auch nur über mich lustig gemacht, weil ich so naiv und dumm war, ihm zu glauben, dass ein so berühmter YouTuber mit mir etwas zu tun haben wollte? Ich wusste gar nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Irgendwann schlief ich, vollkommen bekleidet und verheult ein.

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Fame // Taddl (Reupload)
Fiksi PenggemarLaissa ist YouTuberin und wohnt in Bamberg. Für sie sind ihre 300000 Abonnenten wirklich besonders, doch hatte sie trotzdem nie das Gefühl sonderlich berühmt zu sein. Köln zeigt ihr da plötzlich eine ganz andere Welt, eine in der sie von so manch ei...