3. Kapitel

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Samira und ich kannten uns bereits seit dem Kindergarten, wir waren gemeinsam in der Grundschule, jetzt auch auf dem Gymnasium und besuchten sogar fast dieselben Kurse. Freitag war der einzige Tag, an dem wir ausnahmsweise nicht dieselben Unterrichtsfächer hatten. Während sie Musik, Mathe, Französisch und Sport hatte, musste ich Kunst, Physik, Tschechisch und Informatik über mich ergehen lassen.

Endlich kam sie auf den Schulhof, wodurch ich meine gelangweilte Twitterstöberei aufgab und das Handy in der Hosentasche verschwinden ließ. "Hallou.", begrüßte sie mich fröhlich, sah jedoch von einer Umarmung ab, so verschwitzt wie sie war. "Fußball?", fragte ich nur spöttisch und wandte mich zum Gehen. "Jo. Macht momentan einfach mega Spaß. Hast du nicht eigentlich gleich Volleyball?" Jaja. Volleyball. Meine Leidenschaft. Ich spiele mittlerweile seit ungefähr 10 Jahren mit großer Begeisterung im Verein und habe nie mit dem Gedanken gespielt aufzuhören. "Heute nicht, weil morgen is Spiel." Sie nickte und schwieg daraufhin. "Was ist los?", fragte ich sie verwirrt. Sami blieb stumm, sah mich nicht an und schloss für einen kurzen Moment die Augen. "Sam.", meinte ich sanft und legte ihr vorsichtig eine Hand auf die Schulter, "Was ist? Du erzählst sonst auch immer alles." Sie schien mich nicht zu hören, denn eine Reaktion bekam ich nicht. Kurzerhand zog ich sie zur nächstgelegenen Bank, hob ihren Kopf und zwang sie so, mir endlich in die Augen zu sehen. "Was ist los?", fragte ich nochmals, diesmal mit Nachdruck. Kopfschüttelnd versuchte sie sich weg zudrehen, doch ich ließ nicht locker, woraufhin sie genervt die Hände in die Luft warf und sich wütend losriss. "Du brauchst auch nicht alles wissen! Und erst recht nicht so tun, als hättest du das Recht alles zu erfahren!", schrie sie. Ich zuckte zusammen und sah ihr hinterher, als sie rennend aus meinem Blickfeld verschwand.

Immernoch völlig perplex wegen Samiras Ausraster kam ich zuhause an und ließ mich auf einen der Stühle am Esstisch in der Küche fallen. Meine Hände verwob ich ineinander, knotete sie wieder auseinander und starrte währenddessen die gesamte Zeit auf den dunkelbraunen Holztisch. Einen klaren Gedanken konnte ich nicht fassen, geschweige denn irgendetwas anderes.

Ich saß circa eine halbe Stunde so da, ehe ich mein Handy aus der Tasche zog und nach einer Nachricht meiner besten Freundin sah. Nichts.

Meintest du das vorhin wirklich ernst? Habe ich etwas falsch gemacht? Bitte sag es mir.

Ich schrieb mit Absicht ohne Smiley und ziemlich korrekt, weil ich mir sehr unsicher war, was ich getan haben könnte, dass Sami so ausrastet. Sie kam nicht online.

Das Nachdenken strengte mich schrecklich an. Ich hatte noch nichteinmal nachgesehen, wie mein letztes Video ankam, dass ja seit 4 Stunden online ist. Die gesamte Zeit konnte ich nur Samiras Worte wiederholen und mir überlegen was ich falsch gemacht hatte. Sonst hatte sie mir auch immer alles erzählt und jetzt bekam ich plötzlich solche Dinge an den Kopf geworfen, ohne überhaupt zu wissen, was ich fälschlicherweise getan hatte. Ich wusste nicht weiter, die Gedanken drehten sich im Kreis. Immer wieder um die Frage: Was habe ich falsch gemacht? Ich fand keine Antwort, egal wie sehr ich nachdachte.

Meine Mutter war zwar nach Hause gekommen, hatte es aber nicht für nötig gehalten, nachzusehen ob bei mir alles in Ordnung war, weshalb ich weiterhin einfach auf meinem Bett lag und an die Decke starrte.
Gerade als ich begann müde zu werden, kam das typische Pfeifen, dass mir eine neue Nachricht signalisiert. Ich sprang auf, entsperrte mein Handy und starrte auf die Benachrichtigungsleiste oben. Twitter-Direktnachricht. Was soll das denn? Über Twitter schreibt mir nie jemand direkt. Verwirrt öffnete ich die App und erstarrte, als ich den Absender dieser Nachricht laß.

Fame // Taddl (Reupload) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt