Das Leben schreibt die schönsten und zugleich traurigsten Geschichten, nicht wahr? Geschichten, welche Bücher mit den meisten Lesern wären. Jeder hat eine Vergangenheit, eine Gegenwart und eine Zukunft. Jeder Tag ist ein Geschenk. Nach vierundzwanzig Stunden beginnt immer wieder eine neue Chance, das beste aus allem zu machen. Kleine Schritte führen genau so zum Erfolg.
Diese ganzen Sätze schwirren wie lästige Mücken durch meinen Kopf. Sie stechen in mein Herz. Es schmerzt. Juckt es mich doch, von hier zu verschwinden.
Ich stehe am Rande dieser kleinen Feier. Sehe dabei zu, wie Clary sich lachend ihre feuerroten Haare über die Schulter wirft. Jace erzählt irgendetwas. Seine Lippen bewegen sich mit kleinen Pausen.
Seine Schwester, Isabelle, hört nur mit einem Ohr zu. Wahrscheinlich kennt sie die Geschichte bereits. Da ist noch ein Nerd, der Isabelle genau so anschaut, wie meine beste Freundin ihren Freund.
Es sieht alles so schwerelos aus. Als seien sie in einem Film, den ich mit leeren Blick verfolge. Die Handlung schon längst vergessen. Kann ich allem nicht mehr folgen, zu viel ist passiert.
Zu voll sind meine Gedanken. Jeder Schritt in der Zukunft zieht mich herunter, wie Zement im Wasser und gleichzeitig werde ich mit jeder Welle mitgerissen. Es raubt mir den Atem. Dabei kann ich diesem etwas nicht mal einen Namen geben.
Soll mein Leben genau so ablaufen? Warum schreibt man mir so eine Geschichte? War ich früher doch ganz anders..."An welchem dunklen Ort sind deine Gedanken?" Ich schrecke auf als ich diese samtige und sogleich tiefe Männerstimme höre.
Ich schaue neben mir und muss sogleich meinen Kopf anheben. Der Mann ist groß, flauschiges dunkles Haar. Kantiges Gesicht. Drei Tage Bart. Braune Augen, wie ein hohes Gebirge, in dem du dich verlierst. Du versinkst, staunst über diese Macht, welches es ausstrahlt. Es schüchtert dich ein und gleichzeitig fühlst du dich so sicher. Es umarmt dich. Wow.
Diese Sicherheit lässt mich nicht los und so bleibe ich in diesem einzigartigen Gesicht hängen. Mit einem kleinen sogleich besorgten Lächeln schaut dieser Mann mich an. Wieder schüttle ich leicht den Kopf. Ich werde einem Fremden doch nicht so etwas entgegen bringen. Ich kenne nicht mal seinen Namen.
„Ich weiß nicht was du meinst. Ich beobachte nur." Nickend nickt der Größere neben mir. Dabei presst er seine vollen Lippen zusammen. Wirkt er enttäuscht oder bilde ich mir das nur ein? Bestimmt. Ich sehe Gespenster.
Er sieht von mir weg. Und trotzdem hinterlässt er das Gefühl, das er mir zuhören würde, wenn ich ihm die Wahrheit erzählen würde. „Du beobachtest die Menschen die du kennst. Eigentlich solltest du froh sein das sie Lachen aber irgendwie kannst du es ihnen nicht gönnen. Weil du es selber im Moment nicht kannst und du fragst dich wie sie das können."
Ich versuchte sämtliche Gesichtsfarbe genau dort zu behalten wo sie hin gehört. In meinem Gesicht. Mir gelang es nicht. Mir entwich sämtliches Blut daraus. Die Wahrheit von einem Fremden zu hören tat weh und war sogleich befreiend. „Du scheinst dich ja voll auszukennen."
Meine Stimme strotzte ihm nur so entgegen. War ich doch nur sauer, das er mich so einfach lesen konnte. „Ich habe eigentlich nur geraten. Aber nein..." Der Mann neben mir stockte. Ich hörte nicht mal die Anderen im Hintergrund.
„... eigentlich muss ich zugeben, das ich mich in dich sehe. Vor ein paar Jahren." Die Ehrlichkeit war mitreißend. Fast schon schmerzhaft. „Wie hast du das überwunden?"
Ich konnte nicht nicht zurückhalten. Durfte ich diesem Gespräch nicht entweichen. Ich musste alles mitbekommen. War das der Geschmack von Linderung?
Er blickte mir in die Augen. Der Fremde entwaffnete mich nicht. Hatte ich doch das Gefühl, mich immer wieder zurück ziehen zu können. Er würde mich lassen. „Eine Reise um die Schönheit des Lebens wieder zu sehen. Seinen eigenen Wert wieder zu spüren. Du musst lernen das es ok ist, das du du bist. Lernen, das es Richtig ist auf dieser Welt zu verweilen."
Jetzt war ich es der weg blickte. Es klang unmöglich. Meine Zähne trafen auf meine Unterlippe. Es war eine Ohrfeige. Keine Linderung, sondern Benzin für das Feuer.
„Wann warst du dir selber dankbar?" Der Fremde blickte auf mich herab und dennoch hatte ich das Gefühl, das wir auf einer Augenhöhe sind. Obwohl wir so weit von einander entfernt waren. Er kam mir entgegen, nahm sich Zeit. Und auch wenn ich wusste das es Clary genau so tun würde... es war anders.
„Wofür?" flüsterte ich in meinen nicht vorhandenen Bart. Egal wie sehr ich seine Frage auseinander nahm, in welche Richtung ich sie drehte oder wiederholte, ich fand keine Antwort.
Im Augenwinkel sah ich ein kleines schiefes Lächeln auf seinen Lippen. „Weil du den Alltag meisterst, egal wie. Denk an das alles zurück was du erlebt hast und trotzdem stehst du jetzt hier? Wir Menschen bedanken uns bei anderen für vieles. Doch bedanken wir uns nie bei uns selbst. Wir sollten dankbarer für die kleineren Dinge werden und gleichzeitig uns mehr wertschätzen."
Dieser Mann begeisterte einen, brachte mich dazu, all meine Gedanken, nur noch mehr zu zerdenken.
„Wie oft haben wir beschissene Tagen und stehen trotzdem auf, machen unsere täglichen Aufgaben. Wer dankt uns dafür?"
Ich zuckte mit den Schultern.
„Gerade du..." er ließ eine Pause. Eine Pause die mich veranlasste den Kopf zu heben. „Du bist nicht hier und trotzdem da. Du bist doch froh wenn das hier vorbei ist."
Wieder nur ein Zucken mit den Schultern. Ich brachte nichts mehr zu Stande. Wusste ich gerade nicht mal mehr ob ich dieses Gespräch noch weiter führen wollte. Es hat mich erschöpft und gleichzeitig bereichert.
"Führst du immer gleich solche Gespräche?" Ich musste ablenken, hatte ich keine Kraft mich alldem zu stellen. Nicht so, nicht vor diesem Fremden.
Wieder dieses Lächeln. So leicht legt es sich auf seine Lippen. Es ist unfair. Warum konnte ich nicht so einfach....Damit waren wir bei dem Einsteiger Thema. Wo war ich nur in den letzten Minuten mit meinen Gedanken.
Mit trüben Blick schaut mich mein Gegenüber an. Und trotz diesem Nebel in seinen Augen, erkenne ich das Verständnis mir gegenüber.
Wie lange kannten wir uns?
„Nein aber ich habe gerade das große Bedürfnis dir helfen zu wollen." Mit erstaunten Blick knoteten sich unsere Augen zusammen. Ich verlief mich in diesem Gebirge. Gab mir erst gar keine Mühe, zurückzufinden. Ich fühlte nichts und das war gerade schön.
Was er wohl gerade dachte? Das Bedürfnis das Gespräch wieder anzufangen war größer in mir als angenommen. Doch diese Stille die zwischen uns herrschte war genau so therapeutisch wie dieses Gespräch.
Nur fast hätte sich ein kleines Lächeln auf die Lippen gelegt, doch Isabelle unterbrach jedes Vorhaben meines Körpers.
„Na Alec, willst du wieder das sich alle toll fühlen?" Ihre Aussage warf mich zurück. Um Meilen. Meilen die ich vorher nie gegangen bin. Wusste ich vorher nicht, das ich mich noch schlechter fühlen konnte.
Es fühlte sich an wie Versagen. Meine Gefühle ließen mich so schlecht fühlen, das meine Augen unter Wasser standen.
Ich zog mich zurück. Trat einen Schritt zurück, ohne mitbekommen zu haben, überhaupt einen nach vorne gegangen zu sein. Schnell blinzelte ich.
„Darf ich vorstellen..." Izzy zeigte auf diesen Alec. „...mein großer Bruder. Immer hilfsbereit." Ein aufgesetztes Lächeln trat auf meine Lippen. „Das habe ich schon mit bekommen."
Ich traute mich nicht zu ihm zu gucken. War er doch zu jedem so. Was ich in diesen paar Minuten mir zusammen gesponnen habe an Gedanken..sie waren Schwachsinn. Es war kein Interesse. Es war, weil er so war. Nichts anderes.
...Fortsetzung folgt
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Das Haus der Geschichten
FanfictionAlexander und Magnus. Wir schicken sie auf Reisen. Durch Höhen und Tiefen. Immer wieder lernen sie sich neu kennen und das auf unterschiedlichster Art. Das Haus der Geschichten ist eine Sammlung von OneShots und Kurzgeschichten.