Das Haus der Geschichten

Das Geräusch meiner Liebe (Nr. 7)

Magnus

"Der Idiot also höchstpersönlich. Ich wusste gar nicht das neben Hochbegabten wie mir auch Tiefbekloppte wie dich existieren." Meine Stimmbänder nehmen ihre Arbeit wieder auf, während mein Daumen die rote Taste des Telefons drückt. Es landet in meiner Hosentasche und bevor ich es dort ruhen lasse, finde ich den kleinen Schalter, der das Telefon verstummen lässt. Egal wer anruft oder mir eine Nachricht schreibt. Er wird warten müssen.

Ich hatte es mir immer komisch vorgestellt, vor dem Mann zu stehen von dem ich nur die Stimme kenne. Ich dachte das es merkwürdig werden würde, weil ich ihn nicht mag und er sicherlich mich auch nicht. Aber dieser Fall tritt nicht ein. Es ist eher das Gegenteil. Gerade jetzt empfände ich es falsch und komisch nicht vor diesem Idioten zu stehen. Auch er steckt sein Handy weg. Keines Falls möchte ich ihm zeigen das er mir äußerlich gefällt. Sicherlich ist es nur die Anfangszeit. Gerade jetzt schüttet mein Körper unheimlich viel Adrenalin aus, was meine Wahrnehmung beeinflusst. Ganz bestimmt.

"Es freut mich auch die Oberzicke zu treffen. Wenn die Spezies Magnus eine Fliege verschluckt hat sie mehr Gehirn im Bauch als im Kopf. Das wurde gerade erst wissenschaftlich bestätigt." Aus zusammen gekniffenen Augen sehe ich ihn an. Alexander ist groß und sein Gesicht sagt mir irgendetwas. "Du bekommst mir bekannt vor", spreche ich das aus, was mir in den Sinn kommt. "Hm, Psychiatrie oder Knast? Ich würde ja auf das erste tippen." Auch wenn ich versuche meine Mundwinkel waagerecht zu halten, erscheint es mir hoffnungslos. Sie ziehen sich mit einer Leichtigkeit nach oben.

"Du gibst zu, das die Hauswand zu nah an der Schaukel stand?" Ich kann mich auf nichts anderes konzentrieren als Alec. Entspannt steht er vor, lächelt mich an und betrachtet mich aus undefinierbaren Augen. Niemand hat mich glaube ich jemals so angesehen, wie er es gerade macht. "Nein das hat der Architekt zu verantworten." Mein Gegenüber zwinkert mir zu. Er bringt meine Mundwinkel mit dieser einfachen Geste nur noch näher dem Himmel. Bald küssen sie die Wolken.

"Du warst in der Apotheke und du hast mich bereits einmal angerempelt. Beide male hast du so geschaut als wäre drei Tage Regenwetter." Ich erinnere mich. In der Apotheke habe ich mich nur auf den Inhalt des gesagten konzentriert und nicht auf die Stimme. "Weißt du was ich daran so spannend finde?" Ich ziehe nur die Augenbraue hoch. "Jetzt hast du mich wieder angerempelt. Zu der Zeit wo du mit mir telefoniert hast. Und es war das erste mal das du ein Lächeln im Gesicht getragen hast." Seine eigenen buschigen Augenbrauen wackeln hin und her. "Bilde dir ja nichts drauf ein. Manchmal muss man einfach über Idioten lachen."

Meine Wangen schmerzen von diesem durchgängigen Grinsen. Es nervt und ich möchte es am liebsten abstellen. Aber es funktioniert nicht. "Dann darfst du gern weiter über mich lachen." Ich runzle die Stirn. Doch er scheint nicht weiter darauf eingehen zu wollen. Aber mich interessiert es. "Wieso? Magst du es, wenn man sich lustig über dich macht?" Nur leicht schüttelt er den Kopf. "Es steht dir einfach besser als dieser grimmige Blick. Und wenn andere Menschen gerade nicht lächeln können, dann schenke ich ihnen gerne meins."

Mein Atem kommt ins stocken und auch mir entgleist mein regelmäßiger Herzschlag. Es schlägt höher, schneller, weiter, so als könnte es gleich ausbrechen. Vielleicht muss ich jetzt vor das Wort Idiot noch ein liebevoll setzen. "Ich sagte dir glaube ich heute schon mal das dir Einschleimen nichts mehr bringen wird." Dieses mal bin ich es der ihn anzwinkert. "Das habe ich gar nicht nötig." Alexander setzt ein provokantes Lächeln auf und damit rücken seine gesagten Worte fast wieder in den Hintergrund. Auch wenn ich vergesslich bin. Aber mein Herz vergisst nie. Und so werde ich diese Worte mir bewahren. Das wird nichts ändern.