Das Geräusch meiner Liebe (Nr. 8)

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Magnus

Gerade als ich den Bilderrahmen wieder abstellen möchte sehe ich einen silbernen Ring auf der Kommode liegen. Er musste hinter dem Foto gelegen haben. Ich war sonst kein neugieriger Mensch. Eher gleichgültig schritt ich durch das Leben. Selbst wenn Onkel Ragnor etwas vor mir verbarg. Es war in Ordnung. Ich musste nicht alles wissen. Aber gerade bei diesem Vollidioten scheint mein Kopf alles wissen zu wollen. Es störte mich.

Das Foto stellte ich wieder zurück und nahm mir stattdessen den Ring. Ich wusste das, das Privatsphäre war, aber ich konnte nicht anders. Der Reif war schlicht. Kein Stein, nur das glänzende Silber. Er hatte leichte Gebrauchsspuren und im funkeln des Lichtes erkannte ich die Innengravur. "Mein schönstes Herz", las ich leise die Worte, die sich den gebotenen Platz nahmen.

Von dem Ring sah ich wieder zu dem Mann. Er war attraktiv. Keine Frage. Aber das war Alexander auch. Nicht das, das irgendwas bedeuten musste. Ich legte den Reif dort hin, wo ich ihn auch her genommen hatte. Vielleicht ist er sogar schon verlobt? Mich würde es nicht wundern, wenn ein Mann wie dieser Idiot bereits in festen Händen wäre. Und ich gönne ihm das Glück was er vielleicht mit diesem Mann auf dem Foto gefunden hat. Ich mag ihn trotzdem nicht. Weder Alec noch seinen eventuell Verlobten.

Ich löse mich von der Kommode und gehe weiter in die Wohnung herein. "Ich weiß nicht wie es der Oberzicke geht aber ich habe Hunger. Du auch?" Lächelnd kommt er aus dem Bad und jetzt sehe ich ihn anders. Ob sein eventuell Verlobter nichts dagegen hat, wenn er mit einem anderen Mann zu Abend isst? Ich musterte diesen Idioten und ich konnte nicht reagieren. Zu viele Szenarien spielten sich in meinem Kopf ab. Ich wollte das nicht. Ich fühlte mich so unendlich unwohl. In mir drin waren Gefühle. Solche Gefühle die ich nicht haben sollte und vor allem gar nicht wollte. Mein Herz rannte und es hatte Seitenstechen. Unbewusst rieb ich mir meine Brust, hoffte diesen immer stärker werdenden Schmerz los zu bekommen. Natürlich funktionierte das nicht.

"Magnus? Ist alles in Ordnung?" Alexander kam auf mich zu. Besorgt sah er mich an. Meine Gedanken wollten meinen unwillkürlichen stechenden Muskel einfangen. Mir wurde schwindelig. "Hey.. du musst jetzt nicht ohnmächtig werden." Er führte mich mit einem sicheren Griff um meine Taille zur Couch. "Schön bei mir bleiben. Ich hol dir ein Wasser." Immer ein Auge auf mich habend, füllte er ein Glas mit dem sprudelnden durchsichtigen Getränk. Es war kühl und ich hoffte das es den Schmerz weg spülen würde. Aber es verging nur der Schwindel.

"Was ist los? Geht es dir nicht gut?" Ich konnte nicht in seine Augen schauen, die mir so viel gaben. Mein Blick heftete sich auf die Stufen, die zur Küche führten. "Nein. Mir geht es gut. Ich habe wahrscheinlich nur zu wenig getrunken heute." Ich zauberte ein unechtes Lächeln auf meine Lippen und hoffte einfach das er es mir abkaufte. Aber als ich in seine Augen sah, wurde mir klar das er mich sofort durch schaut hat. Voller Trauer stand er auf. "Wenn du dich dazu entscheidest mir die Wahrheit zu sagen, kannst du gerne wieder kommen oder anrufen."

Seine Stimme war scharf, fast schon durchschneidend. Ich erschrak. Mir fiel beinahe das Glas aus der Hand. Bei jedem anderen Menschen hätte ich jetzt die Wohnung verlassen und erstmal wie ein kleines Kind geschmollt. Aber bei Alexander, der sonst die Sonne im Herzen und auch auf der Zunge trägt, ging es nicht. "Magnus, ich meine ernst." Ich stand auf und ging statt zur Tür, näher auf ihn zu. "Ich werde nicht gehen. Es würde sich falsch anfühlen." Es ist in den letzten Jahren selten geworden das ich einfach so meine Gefühle ausspreche oder sogar wahrnehme. Sie haben mich meist in die Irre geführt und auch jetzt sagt ein winziger Teil in mir, das es wirklich besser wäre zu gehen. Aber der viel lauterer Part sagt mir klar und deutlich, das gehen jetzt absolut falsch wäre.

"Aber lügen fühlt sich besser an?" Alexander hat recht und seine abwehrende Haltung sagt mir, das er verletzt ist. "Nein. Und dafür entschuldige ich mich." Tief atme ich durch. "Mir ist einfach zu viel durch den Kopf gegangen und deswegen wurde mir kurz schwindelig. Ich konnte noch nie damit umgehen wenn mich Gedanken übermannen. Aber gesundheitlich geht es mir gut." Und wieder ertappe ich mich dabei, das ich nur die halbe Wahrheit erzähle. Ich möchte nicht zugeben, das mein Herz weh tat, als mir der Gedanke kam das Alexander einen Verlobten hat. Es würde alles ändern. Ich wollte mir weiter einreden, das ich diesen Idioten nicht mag.

Abwartend sah er mich an. "Ich kann mit vielem umgehen. Manchmal sogar mit zu vielen, nur nicht mit lügen. Um mich also zu verärgern such dir bitte etwas anderes." Alexander drehte mir den Rücken zu. Er stützte sich an seiner Arbeitsplatte ab. Ich sah zu wie sich sein Brustkorb ruhig bewegte. Er atmete tief durch und ich glaube nur bei ihm konnte es so attraktiv aussehen. Den Gedanken schob ich wieder auf das Adrenalin, welches mir durch die Adern floss. "Wer hat dich mit einer Lüge so verletzt?" Die Frage ist schneller draußen als ich schauen kann. Sie ist nur ein flüstern. Durch eine unmerkliche Kopfbewegung weiß ich das er sie ebenfalls gehört hat.

Alexander stieß sich wieder ab. Kurz sah er zu mir. "Es war nur ein Mann." Ich runzelte die Stirn. "Hat er dich betrogen?" Ein müdes Kopf schütteln war Antwort genug. "Hat er dich hintergangen?" Der Idiot sah zu Boden. So als hätte ich ihm gerade eine Ohrfeige verpasst. "Ich weiß nicht was der richtige Begriff ist. Nur das er sieben Jahre mich angelogen hat. Dabei war ihm Ehrlichkeit immer am wichtigsten. Ich reagiere seitdem einfach etwas empfindlich auf Lügen."

Ich ging näher auf diesen Idioten zu. Noch jetzt konnte man die Trauer und die Verletzlichkeit sehen. Es war ein merkwürdiges Bild, gerade Alec jetzt so zu beobachten. Er war ein Idiot aber so einer, dem man vertrauen konnte. Mir wurde klar, das er nicht immer so ein fröhlicher Mensch war. "Es war eine Zeit wo ich Liebe und Schmerz nicht mehr unterscheiden konnte. Ich brauchte Wochen um es zu verstehen." Instinktiv griff ich nach seiner Hand. Ich wollte ihn endgültig verstehen. "Ich habe nicht das Recht dazu, aber würdest du es mir erklären?" Ich sah Alexander an und auch seine Augen fanden mich. "Bitte." Es war nur ein hauchen. Eine Bitte an mich selbst gerichtet, das sich nichts änderte. Es würde alles kompliziert werden.

"Warum?" Seine Stimme war genau so leise. Ich quittierte diese Frage mit einem Schulter zucken. "Frag mich bitte etwas leichteres." Er zieht nur seine Augenbraue nach oben. Lautlos seufze ich. "Ich möchte dich einfach gerne verstehen. Und dich vielleicht auch daran erinnern das du trotz der Idioten Lizenz ein guter Mensch bist und du dich nicht schlecht fühlen musst, weil du mich so angefahren hast." Wir sehen uns beide an. "Okay."

Es wird nichts ändern...

...Fortsetzung folgt

Sammelt ihr irgendetwas? (Briefmarken, Modelleisenbahnen, Pokale, etc.pp.)

Ich sammle all die wunderschönen Momente und Augenblicke in meinem Leben ganz tief in meinem Herzen. Es ist meine ganz persönliche Sonne. Und ich speichere mir all die Lehren, die ich durch negative Dinge gelernt habe in meinem Kopf. Denn auch die negativen Sachen bringen immer etwas gutes mit sich. Manchmal muss man sich erinnern, was man alles schon durch gestanden hat um wieder neuen Mut zu schöpfen einfach weiter zu machen. Neben bei liebe ich Schuhe. Ich habe sehr viele, wobei ich mich doch immer wieder dabei erwische die gleichen anzuziehen.

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