Das Haus der Geschichten

Das Geräusch meiner Liebe (Nr. 13)

Magnus

Ich lehne mich in meinen Türrahmen und sehe diesen Mann einfach an. Ich muss immer noch grinsen. "Nächste Woche soll ja der Herbst kommen. Mir wäre fast der Spekulatius ins Planschbecken gefallen, als ich das gehört habe. Deswegen dachte ich, sollten wir das Wetter nochmal ausnutzen und Eis essen gehen." Mein Kopf schüttelt sich leicht. Dieser Idiot ist verrückt.

"Möchtest du deine Schwester nicht mitnehmen?" Es ist wieder so ein Moment, wo ich mir vorstelle ihn nie kennen gelernt zu haben. Ich würde heute an einem Samstag im Büro sitzen und schon mal alles für die neue Woche vorbereiten. Es ist keine Arbeitszeit und dennoch melde ich mich immer ab. Denn sonst war nie etwas in meinem Leben los. Bis jetzt.

"Nein, sie ist immer noch im Urlaub. Außerdem wollte ich meine höchste Schmerzgrenze kennen, wie lange ich dich aushalte." Nur mein verräterisches Herz, was wieder viel zu schnell pumpt, flüstert mir leise, ein leben lang in den Kopf. Ich verdrehe über mich selbst meine Augen. Mein Herz kann auch nur Stuss reden.

"Das war ja jetzt quasi eine Einladung. Das heißt du gibst einen aus." Zwinkernd gehe ich an ihm vorbei. "Das ist wahrscheinlich auch der einzige Grund warum du mitkommst." Alexander tritt neben mich und kurz verfangen sich unsere Blicke. Wir sehen eigentlich alles was wir brauchen. Und trotz das es so einfach erscheint, ist es kompliziert. Ich räuspere mich und gehe dann die Treppen nach unten. "Warum ist der Po eigentlich vertikal gespalten?" Ich runzle die Stirn. "Weil es so schöner aussieht?"

Das Leben ist merkwürdig. Mit manchen Menschen ist ein Gespräch so zielführend wie zwei Tage Kreisverkehr und mit manchen redest du über alles. Über die Trauer und die Angst, die tief in dir schlummert. Bis hin zu den verrücktesten Gedanken, Ideen und Flausen. Sie verschaffen einem Brause im Blut und Freiheit im Herzen. In mir tobt so viel und ich bin äußerst überrascht das es meinen Körper und mir selbst noch nie besser ging.

"Horizontal würde es klatschen, wenn du die Treppe herunter läufst." Bei meinen nächsten Schritten habe ich Kopfkino. Das weiß Alexander genau. "Und hör auf es dir detailliert vorzustellen. Seitdem ich darüber mal nachgedacht habe, kann ich nicht mehr normal die Stufen benutzen." Leise muss ich lachen. Etwas was wir manchmal so selbstverständlich tun, dabei sind die Menschen die diese Reaktion bei uns hervor rufen können meist etwas ganz besonderes. Diese Menschen, die einem täglich Konfetti in das Leben streuen. Durch Kleinigkeiten, die aber von großer Bedeutung sind. Ja diese Menschen sind die Besten. Und mein Herz weiß das der Idiot hinter mir, genau so ein Mensch ist.

"Und welches Wort fängt mit 'P,E' an, hat ein 'N' in der Mitte und hört mit 'I,S' auf? Und das hatte sicherlich schon jeder mal von uns in der Hand." Aus großen Augen sehe ich ihn. Er meint doch jetzt nicht etwa.."Personalausweis. Aber ich mochte deinen Gedanken." Ich gebe ihm einen liebevollen Schlag auf seinen durchtrainierten Arm. "Warum schlägst du mich eigentlich immer? Irgendwann musst du mir Pflaster dafür kaufen. Meine sind bald alle." Ich kann nicht aufhören zu lachen. Es ist alles so unbeschwert und einfach wunderhübsch. Ich schwebe und möchte damit nie wieder aufhören.

"Weil du doof bist." Auch Alec lacht. "Das bist du auch. Darf ich dich ab jetzt auch hauen?" Ich schüttle nur den Kopf. "Prinzessinnen müssen unversehrt bleiben." Er zieht seine Augenbraue hoch. "Du akzeptierst also den Spitznamen?" Ich schüttle den Kopf. Dabei verziehe ich eine Grimasse. Wir beide schaffen es nicht mal mein Wohnblock zu verlassen. Wir lachen auf den letzten Stufen. Genießen das beisammen sein.

Mit einem Dauergrinsen und dem Glück im Herzen laufen wir nah aneinander zu dem Café. Wir kennen es beide nicht. Wir sehen nur das Eis und die wenigen Leute, an den Tischen. Alexander und ich lassen uns in einer hinteren Sitznische nieder. Wir beide sind gefangen in unseren ganz eigenen Welt. Selbst der blonde Kellner schafft es nicht ganz uns daraus zu reißen. Erst als ich seinen Blick sehe, der ganz interessiert auf Alec liegt, wird mir anders.