Das Geräusch meiner Liebe (Nr. 2)

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Magnus

In mir macht sich ein nervöses Kribbeln breit, so als würde mein ganzer Körper plötzlich einschlafen. Es war so aufregend. Ich verliebte mich in dieses Gefühl. Die Neugier wer gleich an das Telefon ging war gewaltig groß. Sofort entschied ich das, das nicht die letzte Nummer bleiben würde, die ich anrufe. Ragnor hatte sich nach seinem letzten Stopp sofort wieder abgewandt. Er hatte mich mit groß gezogen. Dieser wechselnde Unterschied zwischen Fröhlichkeit und purem Ernst war nicht immer leicht.

Nach mehreren erklingen des eintönigen Geräusches wird der Anruf entgegen genommen. "Wer stört?" Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse. Und ich dachte immer das man meinen Onkel nicht mehr topen konnte. "Hallo, hier ist Magnus. Ich habe ihre Nummer in diesem.." Der störrische Mann am Telefon unterbricht mich mit seiner eisernen Stimme. "Was wollen sie? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit." Lautlos seufze ich. "Hab mich wohl verwählt. Schönen Tag noch."

Ragnor sieht mich an und ich erwidere seinen Blick. "Was hast du erwartet?" Ahnungslos zucke ich mit den Schultern. "Ein nettes Gespräch oder so etwas ähnliches." Ich nehme wieder das Buch in die Hand. "Bevor du weiter machst. Ich sollte dich erinnern das du noch zur Apotheke musst und diese um achtzehn Uhr schließt." Auch der kleine pinke Punkt bei meinem Handy leuchtete auf und wies mich daraufhin das ich eine Erinnerung eingespeichert hatte.

"Ah ja stimmt. Danke." Das war eins meiner kleinen Macken. Ich hatte noch mehrere. Zum einen die Vergesslichkeit, Dings und das andere. "Du sagst noch zweimal stopp und dann bist du mich auch schon los." Mit einem liebevoll gemeinten seufzen tat mir Ragnor genau diesen Gefallen.

Es war eine Dame, die noch nichts von ihrem Glück wusste. In dem Augenblick wo ich mir dachte 'die Seitenzahl musst du mir merken', hatte ich sie schon wieder vergessen. Ich zog den Zeitungsschnipsel wieder aus meiner Hosentasche Sorgfältig legte ich ihn in die Seite herein und erst dann klappte ich das Buch zu. Mit einem einfachen Winken verabschiedete ich mich von meinem Onkel. Den Müll wollte er selber heraus bringen und da ich wusste, das es nichts brachte mit ihm zu diskutieren ließ ich es einfach sein.

Das Wetter hatte sich in den Stunden beruhigt. Ich trödelte mal wieder zu lange in der Gegend herum, weswegen ich nur durch beschleunigen meiner Schrittgeschwindigkeit die U-Bahn schaffte. Um diese Uhrzeit wollten viele nach Hause. Die einzige Gunst die mir gelassen wurde, war die Halterung neben der Tür. Dort wo man auch den Knopf fand den man vor seiner Haltestelle drücken musste. Wahrscheinlich genau so grimmig wie Ragnor sah ich nach draußen auf das graue Backstein, welcher in rasender Geschwindigkeit an mir vorbei zog.

Der Mann der unweit von mir entfernt ein Sitzplatz hatte, packte sein Hotdog aus. Sofort verbreitete sich der Geruch von sauren Gurken in der Bahn. Noch griesgrämiger verließ ich die Bahn eine Haltestelle eher. Ich hatte noch eine halbe Stunde und so würde ich es vermutlich gerade so schaffen. Immer nahm ich es mir vor eher los zu laufen. Nie schaffte ich es. An meinem Zeitmanagement würde sich wahrscheinlich nichts mehr ändern.

Da ganz New York sich heute wahrscheinlich in jeglichen U-Bahnen tummelte, lichteten sich die Fußwege. Ohne die Gefahr zu laufen umgerannt zu werden bog ich in die Apotheke ein. Meine Mum holte von hier immer ihren Tee. Er sollte gegen Unruhe und Nervosität helfen. Sie schwor auf den Melissen Tee. Der vom Supermarkt tat es natürlich nicht. Es musste genau der sein. Ich hatte sie schon mal versucht auszutricksen. Aber es funktionierte nicht. Sie schmeckte den Unterschied. Ebenfalls gehörte sie zu den Menschen die einen Unterschied bei Wasser heraus schmecken konnte. Diese Begabung war bei mir nicht veranlagt.

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