Das Haus der Geschichten

Ein neuer Himmel -5-

Alexander

Mit müden Gliedern lasse ich mich auf die Couch plumpsen. Wie ein nasser Sack falle ich auf die weiche Sitzmöglichkeit. Ich seufze lautstark als ich meine Beine mal hochlegen kann. Matthew mag das überhaupt nicht und auch ich mach es selten. Aber gerade nach diesem Tag musste es sein. Mit meinen zweiunddreißig Jahren bin ich ein junger Vater. Allerdings lassen mich die Kinder ganz schön alt aussehen. Ich war mit Grace beim Arzt. Sie hat sich einen kleinen Infekt eingeholt. In meinen Armen hat sie viel geschlafen und gegen das Fieber habe ich ihr Wadenwinkel gemacht. Mit einer Geschichte von Anna und Elsa konnte ich sie sogar zum lächeln bringen. Und auch jetzt schläft sie wieder.

Genau so wie die anderen beiden Kids, die sich ebenfalls ganz rührend um ihre Schwester gekümmert haben. Heute wurde viel gekuschelt. Und dennoch bin ich einfach erschöpft. Drei Kinder waren manchmal schon schwer unter einem Hut zu bekommen. Und wenn dann noch eins krank war, schien die Sorge einen zu leiten. Aber es gab nichts, was wir als Familie nicht meistern könnten.

Ich hatte gehofft, das Matthew mich unterstützt und eher nach Hause kommt. Aber nachdem er mir eine Nachricht geschrieben hatte, in der die Frage stand, warum ich den Investor nicht empfangen habe, war das Telefon schneller aus als gedacht. Natürlich kam der feine Herr nicht. Meine Schwester hat die anderen beiden Kids für mich abgeholt, wofür ich ihr sehr dankbar war. Ich hörte den Schlüssel im Schloss der Haustür. Danach das aufgehen und leise klackende Geräusche seiner Anzugsschuhe. Ich hörte wie er seine Jacke los wurde und er sie mit zu allen anderen hing. Danach wurden seine Schritte immer lauter.

"Alec?" Ich blieb stumm und machte mir auch gar nicht erst die Mühe meine müden Augen zu öffnen oder meine Beine von dem Tisch zu nehmen. Ich lag sehr bequem. Ich bräuchte nicht lange dann wäre ich eingeschlafen. Neben mir das Babyphon von Leo und Grace. "Alec. Was machst du hier? Und seit wann legst du die Füße auf den Tisch?" Auch wenn ich es abtun wollte, spürte ich die deutliche Anspannung meines Körpers. "Du hast das Handy aus gemacht, warum? Der Deal mit dem Investor ist jetzt geplatzt." Ich zucke noch nicht mal mit den Wimpern. Das ist mir in diesem Augenblick herzlich egal.

"Alexander." Erst jetzt sehe ich ihn an. Mit in den Hüften gestemmten Arme steht er vor mir. "Ich schlafe heute Nacht hier unten." Mein Herz schmerzt bei diesem Satz. Aber es geht nicht anders. Er muss endlich einsehen das, das nicht so weiter geht. "Was? Warum?" Ich bekomme nichts mehr hin, möchte eigentlich nur noch in Ruhe gelassen werden. "Weil ich gerade allein sein möchte." Matthew runzelt die Stirn. "Aber..." Unmerklich schüttle ich den Kopf. "Nein, kein aber. Der Kindergarten hat versucht dich zu erreichen. Du bist nicht heran gegangen. Unsere Tochter hat einen Infekt. Ich hoffe du nimmst dir Frei oder Kind krank. Lily braucht mich die nächsten Tage. Und das mit dem Investor kläre ich auch." Ich klinge erschöpft und gekränkt. Meinen Frust kann ich nicht einfach herunter schlucken.

"Wie geht es Grace?" Erst jetzt klingt er vollends besorgt. "Das Fieber ist schon etwas herunter gegangen. Sie hat viel geschlafen." Matthew fährt sich durch sein hübsches Gesicht. "Es tut mir leid. Die Vertretung meiner Sekretärin hat heute alle Anrufe angenommen. Sie war heute vollkommen überfordert..." Ich sehe meinen Freund an und lasse ihn seit langem mal tief in mein Inneres blicken. Und endlich scheint auch er wieder richtig hin zu sehen. "...ich bin ein Arsch, oder?" Tief atme ich durch. "Ich wünschte, ich könnte es abstreiten. Aber in letzter Zeit bist du wirklich unausstehlich. Ich frage mich seit wann die Arbeit an erster Stelle steht. Oder seit wann du deine Anrufe nicht mehr selbst beantwortest. Im Moment sehe ich dich an und erkenne nichts mehr von den Mann, in den ich mich so unheimlich sehr verliebt habe."