Ein neuer Himmel -10-

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Alexander

Meine Augen sind geschlossen. Unaufhörlich hämmert der kleine Handwerker gegen meine Stirn, verbreitet so stechende Kopf schmerzen. Müsste ich jetzt aufstehen wüsste ich nicht, ob meine Beine mich überhaupt tragen könnten. Die Flasche Wasser steht noch unberührt vor mir. Zu den Schmerzen kommt eine Schwere hinzu. Mein Schädel liebkost die Rückenlehne meines Drehstuhls im Büro. Die Villa Kunterbunt bot mir einen Rückzugsort. Unter einem Vorwand habe ich bei den Freunden von Chloe, Grace und Leo angerufen. Ihnen geht es gut. Selbst das Fieber und der Schüttelforst waren vorüber, was mich sehr freute.

Die Worte von Matthew hallen natürlich in meinen Kopf nach. Es war die Angst, die ich schon immer besessen hatte. Und ich weiß das er betrunkne war. Aber sagen Kinder und Betrunkene nicht immer die Wahrheit? Was ist wenn er mir schon die ganze Zeit genau das sagen wollte? Und erst durch den Alkohol und die Tabletten konnte er endlich das los werden. Egal wie ich es drehte und wendete, es wurde nicht besser. Gestern Abend war einfach nur verletzend. Den Boden unter meinen Füßen habe ich verloren. Dieser Halt war nichts im Vergleich zu meinen Kindern. Sie würde ich nicht mehr hergeben. Das konnte ich gar nicht. Es war unmöglich.

In mir spielte sich immer wieder der selbe Film ab. Matthew wie er wankend aufsteht. Er muss viel zu viel getrunken haben um noch irgendein Gleichgewicht zu verspüren. Seine Hände waren still, haben sie am Vortag doch noch gezittert. Er hat so entschlossen ausgehen, mir diese Dinge entgegen zu spucken. Sein Grinsen war herablassend. Mit diesem ganzen Verhalten verprügelte er mich und diese Schläge bekam allein mein Herz ab. Ich weiß nicht wie lang ich schon in meinem Büro sitze. In mir kehrt keine Ruhe ein. Die Frage, wie es weiter geht ist beständig. So wie alles andere was ich gerade empfinde.

Manchmal, wenn ich es schaffe mich von gestern Abend zu lösen schleicht sich Magnus in mein Kopf. Ich denke an sein Lachen und die Art wie wir miteinander gesprochen haben. Seit Sekunde null verstehen wir uns. Es ist so viel anders als zu Matthew. Er ist anders. Seine Persönlichkeit ist gereift, das er ausspricht was er denkt ist großartig. Magnus ist großartig. Etwas anderes kann ich gar nicht sagen. Schief lächle ich. "Muss ich mir sorgen um dich machen?" Meine Augenlider schlage ich auf. Ich muss mehrmals blinzeln damit sich meine Sicht klärt. "Nein. Es ist alles bestens, Lily. Ich helfe dir gleich. Geb mir nur eine Minute." Ich versuche gar nicht erst sie sorglos anzulächeln. Es würde mir sowieso nicht gelingen. Warum auch? Man sieht mir deutlich an, das etwas nicht stimmt. Leider. Eine Fassade kann ich nicht tragen. Dafür kann ich gestern Abend deutlich noch spüren.

"Ich wollte dich eigentlich in Ruhe lassen aber du hast Besuch." Kurz stocke ich. "Es ist nicht Mr. Fairchild oder?" Meine Kollegin runzelt die Stirn und schüttelt dann mit ihrem Kopf. Dabei schwingen ihre pechschwarzen Haare hin und her. "Darf ich ihn herein schicken?" Erschöpft nicke ich. Erst Sekunden später fällt mir ein das Magnus heute nochmal mit seinen Unterlagen vorbei schauen wollte. Ich fahre durch meine dunklen Haare und weiß das ich sie gar nicht mehr bändigen kann.

Ich bekomme den Wechsel zwischen Lily und Magnus im Türrahmen gar nicht mit. "Hallo schöner Mann." Meine Augen können nicht anders als ihn zu scannen. Er trägt einen klein karierten Bordeaux roten Anzug. Dazwischen erkenne ich ein dunkles und ein helleres grau. Unter dem Anzug betont ein ebenso weinroter Rollkragenpullover seine durchtrainierte Brust. Meine Phantasie wird angeregt und schnell schüttle ich leicht den Kopf. Seine Haare sind leicht in eine Richtung geföhnt. Jede Strähne hat ihren Platz. Magnus hat die feinen Bartstoppeln, die gestern noch zu finden waren weg rasiert. Er ist attraktiv, wunderschön und vor allem das Outfit steht ihm zu einhundert Prozent.

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