Alexander
Noch bevor ich die Kinder von der Schule und dem Kindergarten abhole, fahre ich nach Hause. Ich weiß nicht was ich jetzt sagen möchte. Mein Kopf ist leer, wenn ich an meinen noch Freund denke. Erst heute, wo ich deutlich unsere Vergangenheit ausgesprochen habe, wurde mir bewusst das es wahrscheinlich niemals ein Happy End geben sollte. Die Frage ob er mich wirklich geliebt hatte, flüsterte die Stimme in mir unaufhörlich. Gleichzeitig fragte auch ich mich, ob es tatsächlich Liebe war? Vielleicht eine kurze Zeit war ich wirklich verliebt. Wahrscheinlich durch den Reiz, das Matthew so unglaublich weit weg war. Er hatte Frau, Kinder, ein Haus. So wie es das schönste Bilderbuch beschrieb. Es gab gewisse Augenblicke in unserer Beziehung wo ich mir einfach gewünscht hätte, das Lisa und Matthew nichts auseinander gebracht hätte.
Vor allem Chloe vermisste manchmal ihre Mutter. Es war verständlich. Sie war vier als Lisa von heute auf morgen das Land verließ. Manchmal fragte sie, ob es an ihr gelegen hatte. Aufmunternde Worte und eine große Umarmung halfen meistens. Kinder würden niemals aufhören ihre Eltern zu lieben. Die Schuld würden sie immer zu erst bei sich suchen.
Den Schlüssel in das Schloss einzuführen hatte etwas kräftezehrendes. Ich wusste nicht, was sich dahinter verbarg und in welchem Zustand Matthew überhaupt war. An mir hing alles. Den Kindern die Nachricht mitzuteilen, das ich nicht mehr mit ihm zusammen war und das ich wahrscheinlich bald ausziehen werde. Es wird sich so vieles ändern und gern würde ich ihnen das alles ersparen. Meine Eltern hatten sich ebenfalls noch während meiner Kindheit getrennt. Jede Woche war ich woanders. Umso wichtiger ist es mir, meinen eigenen Kindern ein stabiles Umfeld zu bieten. Sie sollten sorglos die kostbarste Zeit des Lebens genießen.
Meine Gedanken schweiften zu Magnus ab. Bei ihm musste ich nicht viel sagen, denn irgendwie wusste er immer was ich meinte. Er war mein Ausweg aus diesem Labyrinth. Das lächeln purer Zuneigung umspielte meine Lippen. Es war so einfach mit ihm zu reden. Ich hatte so etwas noch nie erlebt. Ich schätzte es sehr.
Erst danach schaffte ich es den Schlüssel so zu drehen, das die Haustür sich öffnete. Eine Fahne des giftigen Alkohols schlug mir entgegen. Liebend gern würde ich jetzt wieder umdrehen. Aber es ging nicht. Ich musste mit ihm reden. Ich vermied es tief durch zu atmen. Geräuschlos legte ich den Schlüssel auf dem Schuhschrank ab. So wie es hier roch, konnte ich unmöglich die Kinder mit hier her bringen. Ich hatte das Gefühl, das die Wände eisern diesen Geruch bei sich hielten, um mir nochmal deutlich zu sagen das alles aus den Rudern gelaufen ist. Dabei war es mir bereits schon deutlich bewusst.
Ich sah auf den freien Platz, dort wo immer die Schuhe der Kinder standen. Rechts und Links außen standen meist Matthew' und meine. Es hatte immer ein niedliches Bild abgegeben. Das alles würde es bald nicht mehr geben. "Alec?" Mein noch Freund tauchte im Türrahmen auf. Seine Haare standen chaotisch ab. Der drei Tage Bart stand ihm gar nicht und auch das Shirt was er trug, war ein ungewohntes Bild. Er sah mitgenommen aus. Ich weiß nicht wie er die Nacht verbracht hat. Allein von hier erkenne ich, das die Glasscherben immer noch dort liegen.
"Na? Hast du deinen Rausch ausgeschlafen?" Betreten sieht er zu Boden. "Ich bin gerade erst mit Kopf schmerzen aufgewacht. Was ist mit dir? Du siehst so aus, als hättest du auch nicht so viel geschlafen. Ich habe gar nicht mitbekommen das du heute morgen gegangen bist." Ich trete weiter in das Haus hinein, in dem wir fast zwei Jahre bereits wohnten. Meine eigenen vier Wände hatte ich damals behalten. Davon wusste der Vater meiner Kinder allerdings nichts.
"Um genau zu sein habe ich gar nicht geschlafen und ich war diese Nacht auch nicht hier." Bedrückt nickt er. Er scheint sich nicht mehr wirklich zu erinnern. Was sollte ich groß dazu sagen? Das es mir klar war? Irgendwo ja. Ich kannte seine Filmrisse. "Habe ich gestern irgendetwas dummes gesagt? Wenn ja, dann tut es mir leid. Ich war ziemlich betrunken und..." Ich schüttelte den Kopf, wollte genau das nicht hören. "Betrunken? Du warst also betrunken genug um das auszusprechen was mir die größten Alpträume bereitet? Gehässig die schlimmsten und tiefgründigsten Ängste auszusprechen, hast du ziemlich gut hinbekommen in deinem Zustand. Wirklich toll."
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Das Haus der Geschichten
FanficAlexander und Magnus. Wir schicken sie auf Reisen. Durch Höhen und Tiefen. Immer wieder lernen sie sich neu kennen und das auf unterschiedlichster Art. Das Haus der Geschichten ist eine Sammlung von OneShots und Kurzgeschichten.