Magnus
Alexander kniete vor mir. Seine Arme waren um meine Hüfte geschlungen. Voller Sanftheit schlichen sich meine Finger immer wieder durch seine Fülle von Haarpracht. Mit leichten Druck massierte ich die Kopfhaut. Er weinte in meinem Schoß, denn vieles wurde ihm genommen. Zu viel.
Ich wollte zu diesem Zeitpunkt nicht seine Gedanke hören oder die Worte, die ihn Tag und Nacht verfolgten. Sie gehörten nicht in seinen Kopf. Ich war ein realistischer Träumer. Mir war bewusst, das er Jahre lang unter dieser Therapie stand. Es würde ebenso lange brauchen von innen heraus zu heilen.
Sich selbst zu akzeptieren und zu dem zu stehen was man war, ist in dieser Welt kein Kinderspiel. Scheitern wurde als Schwäche angesehen, als Gegenteil des Erfolgs. Dabei war es genau ein Teil davon. Zu scheitern und immer wieder aufzustehen. Die Priorität sich zu erschaffen, an sich selbst zu glauben. Nichts war perfekt und daran konnten wir wachsen. Es sollte keine Rolle spielen, was andere Menschen über einen dachten. Niemand war irgendwem eine Rechenschaft schuldig. Niemanden außer sich selbst.
Er wurde fallen gelassen und ich wollte, das er das Fliegen lernt. Alexander musste sich trauen, sich selbst zu sein. Das war kein einfacher Weg, aber ich wusste das er es schaffen wird. Solang er alles gibt. Alles, außer aufgeben.
"Weißt du, was ich schon immer an dir fasziniert habe?" Ich wollte ihn halten und nie wieder los lassen. Er sollte seine Ruhe finden und an dem Ort ankommen, wo er sich wohl fühlt. "Du warst von Anfang an so begabt darin, die Gefühle zum Ausdruck zu bringen, die ich immer zu geschaufelt habe."
Ich redete drauf los, wollte ihm zeigen, das mit ihm alles in Ordnung war. "Das Gefühl von Enge in den Zellen. Die Nervosität vor dem Griff zu den Kaugummis. Der Druck nicht auszureichen für diesen Beruf. Du konntest mich lesen und all das sehen, was zu geschüttet war. Doch du hast es mir nie offensichtlich gemacht. Behutsam hast du mich darauf hingewiesen, das es okay war all diese Dinge zu fühlen."
Alexander hob seinen Kopf. Meine Hand glitt aus seinen Haaren, hin zu seiner Wange. Vollkommen schmiegte sich Haut an Haut. "Und das hat dich so unglaublich stärker gemacht, als ich es je war. Jetzt zu hören, das du psychisch so hintergangen wurdest, zeigt was du für ein wundervoller Mensch bist. Du hast mir geholfen, obwohl bei dir ein großes Chaos herrscht. Ich bewundere dich, Alexander."
Es ist eins schiefes lächeln, welches ich ihm schenke. "Magnus, bei dir hört mein Bauch weh auf. Bei dir fühle ich mich aufgehoben und wohl." Seine Hand legte sich über meine. "Du solltest dich überall so fühlen. Das hast du verdient."
Alexander schüttelte seicht den Kopf, wollte er unsere Hände nicht vertreiben. "Mir reicht es, wenn ich mich nur bei dir so fühle. Das gibt mir alles." Er wusste nicht welchen Gefühlstornado er da über mein Herz hinweg fegte. Er brachte alles bisher geglaubt durcheinander und gleichzeitig fand alles seinen richtigen Platz.
Mein Gegenüber schien etwas in meinem Gesicht zu sehen. Etwas was ihn verunsichert und nicht zu seinem Gemütszustand beitrug. Alexander stand auf. Mir fehlte sofort etwas. "Entschuldige, das war nicht angebracht.. ich meine..."
Übereifrig stand ich auf, stellte mich genau vor ihn. So nah wie möglich. "Das war genau richtig." Er wirkte angespannt. Seine Hände vor Frust zusammen geballt. "Du sahst aber so aufgewühlt aus. Das tust du immer noch... Ich.." Er brach ab, suchte nach den Worten die er schon längst gefunden hatte. Es war immer noch erschreckend, wie gut er mich lesen konnte.
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Das Haus der Geschichten
FanfictionAlexander und Magnus. Wir schicken sie auf Reisen. Durch Höhen und Tiefen. Immer wieder lernen sie sich neu kennen und das auf unterschiedlichster Art. Das Haus der Geschichten ist eine Sammlung von OneShots und Kurzgeschichten.