Alexander
Ich lasse Kreuzungen und Ampeln hinter mir. Wie in Trance lenke ich mein Auto durch die Stadt. Immer wieder muss ich mein Lenkrad umklammern, als meine Tränen die Sicht auf die überfüllten Straßen verweigern. Es gibt nichts, was mich jetzt aufhalten könnte. Der Weg erscheint mir so unendlich lang. Dabei fahre ich erst seit zehn Minuten. Ich erinnere mich, als ich das erste mal zu seinem Büro gefahren bin. Ich wollte das Matthew sein Investment bekommt und ich somit ihm etwas Druck nehmen konnte.
Doch dann traf ich auf Magnus und ich wollte, das er von der Arbeit überzeugt wird. Nicht wegen des Investments, sondern weil es mir plötzlich wichtig war, was er denkt und wie er mit Behinderungen umgeht. Auch bei der Rundführung habe ich alles ausgesprochen. Ohne nachzudenken. Und gerade jetzt wollte ich einfach in seiner Nähe sein. Wir mussten nicht über das vorgefallene reden. Es wäre ganz gleich. Hauptsache Magnus Bane.
Das Gebäude erscheint mir noch viel größer als das letzte mal. Ich fühle mich klein und vollkommen ausgenutzt. All die Jahre war ich nicht dazu in der Lage zu erkennen, was er vor mir verbirgt. Es war nicht so das er mich nicht glücklich gemacht hat. Aber das war auch nicht besonders schwer. Ein Lächeln, ein kleiner Kuss, irgendeine aufmerksame Geste hat gereicht. Ich brauchte nicht viel. Nur irgendetwas was echt ist und wahrscheinlich war selbst das zu viel verlangt.
Das Licht des Fahrstuhls ist grell und als ich in den Spiegel schaue, sehe ich meine blutunterlaufenen Augen. Wäre heute Halloween würde ich als Zombie durchgehen. Ich bin blass, meine Haare sind chaotischer als sonst und auch die Wasserperlen haben Spuren hinterlassen. Ich bin froh das noch einige Stunden vergehen, bis die ich die Kinder abhole. So kann ich mein Erscheinungsbild noch etwas richten. Sie werden wieder unsere ganze Aufmerksamkeit bekommen.
Schneller als gedacht, komme ich in der richtige Etage an und sobald ich den Flur mit dem Tresen am Ende sehe, beruhigt sich mein dröhnender Herzschlag. Alleine nur wegen dem Wissen, das Magnus nur noch wenige Meter entfernt ist. Es war komplett verrückt, wie ein Mensch alles verändern konnte.
Imogen Herondale lächelt mir bereits entgegen. Kurz fühle ich mich etwas unwohl in meiner Haut. Denn ihr Blick wirkt betrübt als sie mich von Nahem sieht. "Dann sind sie der Termin, der so wichtig ist, das alle anderen Mr. Bane erst in zwei Stunden wieder sprechen können." Ich runzle meine Stirn. Noch bevor ich etwas sagen kann schwingt die Tür zu seinem Büro auf.
Magnus steht dort in seinem blauen Anzug. Die Krawatte hängt locker um seinen Hals. Er sieht ebenfalls etwas fertig aus. Seine Haare liegen nicht wie sonst. In seiner linken Hand hält er ein zerknülltes Taschentuch. Das Rinnsal der Seelenperlen spiegeln sich im Licht, lassen sie seine Wange glitzern. Der Zustand wenn man sich sorgen macht, tritt sofort bei mir ein. Ich gehe sämtliche Szenarien durch, was passiert sein könnte. Ja, ich male mir das schlimmste aus und das hat meist mit den Kindern zu tun.
"Woher wusstest du das ich komme?" Magnus und ich sehen uns einfach in die Augen. Erschaffen wieder diesen Moment der Zweisamkeit, wo jeder in seiner ganz eigenen Galaxie abtauchen kann. "Weil ich sonst zu dir gekommen wäre." Schief lächle ich ihn an. Er tritt zur Seite und macht eine einladende Bewegung. "Imogen? Wenn mich jemand sprechen möchte, dann soll vorerst Cat die Gespräche führen, in Ordnung?" Ich sehe im Augenwinkel ein Nicken der älteren Dame. Im Büro herrscht wieder einmal eine grundsätzliche Ordnung. Es gefällt mir, erinnert es mich an mein eigenes.
Ich drehe mich zu Magnus. Gerade rechtzeitig um ihn in meine Arme zu schließen. Diese Umarmung gibt so viel. Vor allem Halt. Ich rieche sein Parfüm nach Sandelholz. Ein wenig Jasmin schwingt noch mit. Es ist das Duschgel von Emma und mittlerweile auch von Grace. Ich lächle leicht.
![](https://img.wattpad.com/cover/226663625-288-k309158.jpg)
DU LIEST GERADE
Das Haus der Geschichten
FanficAlexander und Magnus. Wir schicken sie auf Reisen. Durch Höhen und Tiefen. Immer wieder lernen sie sich neu kennen und das auf unterschiedlichster Art. Das Haus der Geschichten ist eine Sammlung von OneShots und Kurzgeschichten.