Ein neuer Himmel -8-

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Alexander

Mit Kopfschmerzen und der Blässe von gestern gehe ich zur Arbeit. Grace kam diese Nacht zu mir auf die Couch. Sie hat sich an mich gekuschelt und gefragt, warum ich nicht bei Dad schlafe. Ich habe ihr gesagt, das er zu laut schnarcht und ich dabei nicht einschlafen kann. Matthew hat noch nie irgendwelche Schlafgeräusche von sich gegeben. Es ist das erste mal das ich meine Tochter anlüge. Aber ich wusste doch selbst nicht wie es weiter ging. Ich war befangen von der Vergangenheit. Das Pärchen aus Schuld und Einsamkeit besteht noch immer in mir. Die Liebe muss stark sein.

Mir fällt es schwer an etwas anderes zu denken. Er konnte nicht mehr sagen, das ich ihn glücklich machte. Und ich wünschte, ich könnte mir selbst irgendetwas vorwerfen, was diese Situation hervor gerufen hat. War ich nicht genug für ihn da? Habe ich ihn zu sehr unter Druck gesetzt? Ich wusste nicht mal, das er sich an mich maß. Das war vollkommen absurd. Wir waren unterschiedlich und deswegen ergänzten wir uns so gut. Er sollte nicht danach streben, so wie ich zu werden. Das besondere an uns Menschen war doch, das es niemanden gab der sich doppelte. Jeder sollte auf seine Art leben. Jeder hat seine Daseins Berechtigung. Und jeder konnte etwas bewirken.

Tief durchatmend betrete ich mit drei Coffee to go Bechern die Villa Kunterbunt. Lily müsste bald hier sein. Genau so wie Magnus Bane. Ich hätte es schon fast wieder vergessen. Gern hätte ich diesen Termin abgesagt. Aber es brachte nichts alles aufzuschieben. Das Leben schrieb ganz eigene Geschichten. Nur dieses Kapitel habe ich einfach nicht erwartet. Mein Freund ist nicht mehr glücklich. Er wird mich also auch nicht mehr so lieben. Dieser Gedanke zehrt an meinen Nerven. Ich fühle mich schwächer als ich mich eigentlich gebe und ich weiß das nicht mehr viel fehlt um mein Kostüm des starken Mannes abzulegen. Die Gefühle die in mir tobten konnte keiner verstehen oder nachfühlen. Ich konnte sie selbst nicht begreifen.

Wieder kam dieses Gefühl von Übelkeit. Die Becher und meine Sachen schaffte ich in mein Büro bevor ich zur Toilette eilte. Das kalte, klare Wasser was ich mir in das Gesicht spritzte bewirkte nur das ich kurz erzitterte. Ein Gedanke ließ mich nieder knien. Der Gedanke an unsere gemeinsame Kinder. Wenn ich an die Folgen an dieser Situation dachte, wurde mir spei übel. Stimmen ließen mich meine Ohren spitzen. Ich erkenne die von Lily und auch eine ganz eigene Melodie. Es ist Magnus Bane.

Ich erinnere mich an unseres erste zusammen Treffen. Wir waren los gelöst von allem. Ich habe mich wohl gefühlt, fast einzigartig. Da war ein ganz dünnes Band. Es hatte zwei Enden und das Leben gab jedem eins in die Hand. Bis jetzt war mir noch unklar was wir damit anfangen sollten. "Boss? Du hast Besuch." Gern hätte ich jetzt die Augen verdreht und über Lily gelächelt aber gerade heute fehlte mir dieser Film von Sorglosigkeit im Gesicht. Die Maske hatte ich vergraben, war das Versprechen stumm welches ich mir selbst gab. Immer das laut auszusprechen was mich bewegte. Keiner konnte hellsehen, umso wichtiger war es, Sachen auszusprechen. Auch Matthew hatte es mir nach seinem ersten Sturzflug gemacht. Eingehalten hat er es dennoch nicht.

"Boss!" Ich wollte rennen, ganz weit weg. Aber es brachte nichts. Doch alles staute sich in mir. Das war absolut nichts positives. Dennoch trat ich mit einem gezwungenen Lächeln aus dem Bad und ging in den Aufenthaltsraum der Mitarbeiter. Lily hatte Magnus Bane schon seinen Kaffee in die Hand gedrückt. "Ah, da bist du ja." Seine Augen fanden meine. Meine Kollegin wurde kurz überflüssig. Besorgt sah er mich an und bevor Magnus Bane noch meine größten Ängste sehen konnte, wendete ich mich der kleinen zierlichen Frau zu. "Entschuldige, ich war konzentriert. Ich hab ein neues Seminar vorbereitet."

Versucht unbeschwert zu bleiben, wende ich mich wieder meinem Gast zu. "Ich hoffe ein Cappuccino ist in Ordnung?" Er grinst mich an. "Woher wussten sie das?" Nun muss auch ich meine Mundwinkel heben. Es fällt mir schwer aber dieser Mann lässt mich nicht kalt. "Die Kaffeemaschine hinter dem Tresen... die Taste mit Cappuccino war am meisten abgenutzt. Zudem der Milchschaum in der Tasse auf ihrem Schreibtisch. Ich habe nur eins und eins zusammen gezählt." Magnus Bane sah Lily kurz an, die ebenfalls eine Grimasse zog. "Nein, eigentlich habe ich ihre Kollegin gefragt, was sie gerne trinken." Ich grinse beide an und finde langsam zurück in diese lockere Haltung.

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