15. Verräter

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-𝑱𝒂𝒌𝒆𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕:

"Im Moment kann er sowieso nur hier bleiben. Er ist zu schwach, sich zu verwandeln, ihn zu bewegen wäre Mord und ich muss erst die 'Medizin' vorbereiten." meinte Jay, drehte sich um und ging in Richtung Haus.
Charon hatte mir alles gezeigt... aber ich wollte ihm einfach nicht glauben. Jay war doch... mein Bruder.

"Ich bleibe die Nacht über bei ihm." rief ich meinen Eltern hinterher, als sie etwas später auch gingen. Der Rest war schon gegangen, schweren Herzens auch Charons Eltern, da sie eben ihr Rudel anführen mussten. Langsam ging ich näher zu Charon und musterte die weißen Flecken auf seinen schwarzen Flügeln. Es sah aus, als würde die schwarze Magie ihn ausbleichen. Seit er wieder hier war, hatte es sich noch kaum ausgebreitet, aber ich hatte das Gefühl, dass das nicht lange so blieb. Er atmete schwer und ich glaubte, er war gerade am Einschlafen. Auch kein Wunder... es ist mitten in der Nacht, er hat einen Krieg hinter sich und war totkrank.
Aber ich wusste, morgen musste ich Jay zur Rede stellen. Er würde doch nicht ohne Grund meinen Gefährten umbringen wollen. Oder machte er das nur, weil Charon der letzte Wächter war?...

Seufzend schüttelte ich den Kopf, setzte mich neben seinen Kopf und lehnte mich dagegen. Ich hatte es mir nicht eingebildet, dass er viel größer war, als sonst. Ich strich ihm noch eine Weile über die Schuppen, bis ich dann irgendwann in einen unruhigen Schlaf fiel.

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Ich sah auf ein unendliches Wolkenmeer, als plötzlich etwas die Wolkendecke durchbrach. Es war ein schwarzer, riesengroßer Drache, der zerfressen von Weiß aufkreischte und sich unter Schmerzen wand. Seine Augen leuchteten gelb und er schlug mit den Flügeln um sich. Immer mehr wurde er von der helleren Farbe verschlungen, bis nurnoch ein einziger Fleck auf seinem Hals schwarz war. Jaulend riss er das Maul auf und schleuderte Feuer in die Luft. Ich konnte einfach nur danebenstehen und mich nicht rühren, als das Tier plötzlich inne hielt und mich ansah.

𝑊𝑎𝑐ℎ 𝑎𝑢𝑓 𝑢𝑛𝑑 𝑠𝑖𝑒ℎ 𝑑𝑒𝑚 𝑇𝑜𝑑 𝑖𝑛 𝑑𝑖𝑒 𝐴𝑢𝑔𝑒𝑛

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ich schreckte aus dem Schlaf und fand mich auf der Lichtung wieder, auf der Charon gelandet war. Die Sonne strahlte mir entgegen und ich gähnte, immer noch verschlafen. In diesem Traum... wieso sollte ich dem Tod ins Auge sehen?...
Etwas zitternd stand ich auf, drehte mich um und sah in die bleichen, toten Augen eines Drachen. Charon!
Von seinem Flügel hin zu seiner Schnauze zogen sich unzählige, weiße Farbsträhnen. Erschrocken starrte ich in seine fast schon weißen, leicht geöffneten Augen. Ich spürte seinen inneren Drachen nicht mehr... Sein Maul geöffnet und den Blick in die Leere gerichtet starrte er an mir vorbei.
Das durfte nicht... Nein... Er durfte nicht tot sein.

"Nein!" schrie ich und brach vor ihm zusammen. Ich raufte mir die Haare und musterte ihn mit Tränen in den Augen. Wieso tat Jay nur so etwas?!

𝐿𝑖𝑎! 𝐶ℎ𝑙𝑎𝑟𝑒! 𝐶ℎ𝑟𝑖𝑠! 𝐵𝑖𝑡𝑡𝑒! 𝑀𝑜𝑚, 𝐷𝑎𝑑! 𝐾𝑜𝑚𝑚𝑡 𝑎𝑙𝑙𝑒 ℎ𝑒𝑟...

rief ich die Familien über den Link zusammen. Ich versuchte nicht, den Schmerz in meiner Stimme zu verbergen. Es fühlte sich so leer an, ohne ihn. Charon. Was sollte ich denn jetzt machen?...
Warte. Es ist alles Jays Schuld. ER hat das angerichtet! Mein Bruder wird dafür büßen!

Kurz darauf kamen ALLE angerannt. Inklusive Jay. Sein Blick war versteckt vor allen so gleichgültig. So...
"Charon! Nein!" rief Chlare, als sie ihren Sohn so auffand. Wolfsgeheule brach auf der Lichtung aus und Lia drängte sich an allen vorbei zu ihrem Bruder. Als sie ihn sah, versetzte es mir einen Stich und ich zog sie vorsichtig zu mir. Weinend krallte sie sich an mich. Da spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. "Tut mir leid, Bruderherz. Ich konnte ihn nich-...!" weiter kam er nicht, denn ich verwandelte mich und grub die Zähne in sein Handgelenk. Lia stolperte geradenoch ausser Reichweite und verkroch sich bei Charons Leiche.

𝐼𝑐ℎ 𝑤𝑒𝑖𝑠𝑠, 𝑤𝑎𝑠 𝑑𝑢 𝑔𝑒𝑡𝑎𝑛 ℎ𝑎𝑠𝑡! 𝐷𝑢 ℎ𝑎𝑠𝑡 𝑖ℎ𝑛 𝑢𝑚𝑔𝑒𝑏𝑟𝑎𝑐ℎ𝑡! 𝐷𝑢 𝐵𝑎𝑠𝑡𝑎𝑟𝑑! 𝑊𝑖𝑒𝑠𝑜 𝑛𝑢𝑟!?

schrie ich ihn per Link an und biss umso fester zu. Um uns herum jaulten erschrockene Wölfe und Menschen retteten sich vor dem Kampf in sichere Entfernung. Die Python namens Jay schlängelte sich zwischen meinen Pfoten, bis sie sich um mich wickelte. Ich biss, zerrte und kratzte an ihr, aber es brachte nichts.

𝐸𝑟 𝑤𝑎̈𝑟𝑒 𝑎𝑢𝑐ℎ 𝑔𝑒𝑠𝑡𝑜𝑟𝑏𝑒𝑛, 𝑤𝑒𝑛𝑛 𝑒𝑟 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡 𝑑𝑒𝑖𝑛 𝑀𝑎𝑡𝑒 𝑤𝑎̈𝑟𝑒! 𝐻𝑎̈𝑡𝑡𝑒 𝑒𝑠 𝑑𝑖𝑐ℎ 𝑑𝑎𝑛𝑛 𝑔𝑒𝑠𝑐ℎ𝑒𝑟𝑡?

fragte Jay aggressiv und verengte seine Schlinge. Ich jaulte auf und warf mich gegen einen Baum. Es funktionierte und die Schlange ließ mich los.

𝐸𝑟 𝑖𝑠𝑡 𝑎𝑏𝑒𝑟 𝑚𝑒𝑖𝑛 𝐺𝑒𝑓𝑎̈ℎ𝑟𝑡𝑒! 𝐴𝑢𝑠𝑠𝑒𝑟𝑑𝑒𝑚 𝑖𝑠𝑡 𝑒𝑠 𝑠𝑒𝑖𝑛𝑒 𝐴𝑢𝑓𝑔𝑎𝑏𝑒, 𝑎𝑢𝑓 𝑢𝑛𝑠 𝑎𝑢𝑓𝑧𝑢𝑝𝑎𝑠𝑠𝑒𝑛!

zischte ich und funkelte ihn an.

𝐺𝑒𝑤𝑒𝑠𝑒𝑛.

lachte er in meinen Kopf. Jetzt war es genug. Ich stürzte mich auf ihn, zerfetzte ihm die Schlangenhaut und schleuderte ihn am Schwanzende durch die Luft. Er knallte gegen einen Baum, blieb reglos liegen und blutete vor sich hin, bis sich die anderen wieder aus ihrer Starre lösten und Dylan knurrte "Was war das jetzt für eine Aktion!?" Ich verwandelte mich zurück und schrie ihn an "ER hat Charon umgebracht! Charon hat es mir gezeigt, bevor er eingeschlafen ist! Habt ihr seine Blicke denn nicht bemerkt!? Wie es ihn überhaupt nicht interessierte?!"
fassungslos starrten mich alle anwesenden an und sahen zwischen mir, dem Drachen und der halbtoten Schlange hin und her.
"Ich erzähls euch gerne nochmal." knurrte ich, ging zu der Schlange und hob sie vom Boden. "Bastard." flüsterte ich und festigte den Griff um Jays Nacken. "Wir klären das später. Jay wird es uns erklären müssen." schluchzte Chlare und krallte sich an ihren Mann.

Da kam Lia wieder unter Charons bleichem Flügel hervor und rannte nochmals auf mich zu. Kaum, dass ich saß kamen auch schon die jaulenden Welpen Raja, Rama, Dake und Mina zu mir und dem Drachen.

Ich spürte, dass es noch nicht vorbei sein konnte... es durfte einfach nicht durch Jay enden.

𝑩𝒍𝒖𝒕 𝒅𝒆𝒓 𝑫𝒓𝒂𝒄𝒉𝒆𝒏  -𝐷𝑒𝑟 𝑙𝑒𝑡𝑧𝑡𝑒 𝑊𝑎̈𝑐ℎ𝑡𝑒𝑟Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt