23. Versprochen

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Am nächsten Tag wurde ich durch lautes Kreischen geweckt. Neben mir flog Jake aus dem Bett auf den Boden und fluchte herum, bis er erkannte, dass draußen etwas ganzschön falsch war.
Er verwandelte sich und rannte mir voraus aus dem Haus. Ich kam hinterher, nur in Boxer und starrte ins Lager, wo eine riesige Schlacht tobte. Jake kämpfte bereits.
Ein Überraschungsangriff.

𝐶ℎ𝑎𝑟𝑜𝑛! 𝐵𝑖𝑡𝑡𝑒 ℎ𝑖𝑙𝑓 𝑢𝑛𝑠!

jaulte mir meine Mutter in den Kopf und ich erkannte den Schmerz in ihrer Stimme. Kaum, dass ich klar denken konnte, wurde ich schon von einem Stier umgerammt und lag auf dem Boden. Ich stand auf und verwandelte mich. Es ging sich vom Platz her gerade so aus, dass ich nicht das Haus berührte und so entfernte ich mich von den Sachen, die ich zerstören könnte. Da entdeckte ich einen riesen Haufen Wandler aufeinender und stieß sie alle zur Seite. Darunter rauften gerade Delas, Chiran und Amelia Seite an Seite gegen eine Schar Tiger. Ich mischte mich ein und kämpfte so gut es ging, mit. Plötzlich spürte ich einen schrecklichen Schmerz in meinem Bein. Ich jaulte auf und warf den Kopf zurück. Ein dicker, hölzener Speer steckte tief in meiner Haut und das Blut rann daran herunter. Ich zog ihn ruckartig raus und warf ihn in die kämpfende Menge. Richtig auftreten konnte ich nichtmehr, aber ich kämpfte trotzdem weiter. Einer nach dem anderen sprangen mich kleine, große, viele Raubtiere an und fetzten jeweils an meiner Haut rum. Irgendwann tat mir alles weh, aber der Ansturm an Gegnern schien, nicht zu enden.

𝐿𝑒𝑢𝑡𝑒, 𝑤𝑒𝑟 𝑣𝑜𝑛 𝑒𝑢𝑐ℎ 𝑘𝑎𝑛𝑛 𝑛𝑜𝑐ℎ 𝑘𝑎̈𝑚𝑝𝑓𝑒𝑛?!

linkte Dylan uns.

𝐼𝑐ℎ, 𝐶ℎ𝑎𝑟𝑜𝑛, 𝑤𝑖𝑒 𝑖𝑐ℎ 𝑠𝑒ℎ𝑒, 𝑀𝑎𝑟𝑖𝑎, 𝑢𝑛𝑑 𝑑𝑒𝑟 𝑅𝑒𝑠𝑡... 𝑤𝑒𝑖𝑠𝑠 𝑖𝑐ℎ 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡!

antwortete Jake.
Da fiel mur etwas ein. Ich machte mir einen halbwegs freien Platz, schloss die Augen und konzentrierte mich. Der Wind drehte, die Erde bebte und meine Schuppenhaut begann, zu brennen. Ich wirbelte herum und zog einen riesen Feuerkreis um die Kämpfenden herum.

𝐺𝑒ℎ𝑡 𝑎𝑢𝑠 𝑑𝑒𝑚 𝐾𝑟𝑒𝑖𝑠!

befahl ich meinen Verbündeten. Als alle in Sicherheit waren, und nurnoch die Gegner mit mir im Kreis waren, ließ ich die Flammen zusammenfahren, was die Angreifer schmerzerfüllt aufjaulen ließ. Das Feuer verschwand und es waren deutlich weniger Gegner übrig, aber dennoch viele. Ich stürzte mich wieder ins Getümmel und kämpfte.
Dass ich meine Gaben benutzt habe, hat mir ganzschön die Kräfte geraubt und ich konnte nichtmehr richtig kämpfen. Ich verwandelte mich zurück und versuchte, zum Haus zu kommen, aber irgendwas bohrte sich in mein Bein und ich knickte weg. Keuchend blieb ich am Boden liegen und schloss die Augen. Ich fühlte mich, abgesehen von den Schmerzen so benommen...
Plötzlich hob mich jemand vom Boden hoch und begann, zu rennen. Ich öfffnete die Augen einen Spalt und alles, was ich sah, war ein Junge, ca. mein Alter mit Kaputzenmantel, der mit mir durchs Schlachtfeld rannte. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, da er die Kaputze weit nach vorne gezogen hatte, aber irgendwas sagte mir, dass ich diesen Wandler kannte.

Er legte mich auf die Seite neben einem geschützten Baum und zog, ohne lang zu fackeln den Pfeil aus meinem Bein. Ich war zu schwach, um zu schreien, aber es tat fürchterlich weh. Der Junge half mir, mich aufzusetzen und kniete sich vor mich. Er senkte den Kopf, was als Respekterweis galt und berührte dann mein verletztes Bein. Weiße Schwaden bildeten sich darum und das Blut verschwand.
Magie.
Es war ein Magier.

Er deutete hinter mich und ich drehte mich, so gut es ging, um. Dort lagen tatsächlich in einem dichten Gebüsch versteckt, die Welpen und Jungen der Rudel... einschließlich Lia und ein paar verletzten Werwölfen. Ich drehte mich wieder zum mysteriösen Retter meiner Selbst und der anderen und sah ihn dankbar an. Er schüttelte den Kopf und hielt mir seine Hand hin. Ich ergriff diese und er half mir, aufzustehen. Er stützte mich, bis ich bei den versteckten Welpen ankam und ließ mich dann los. Lia kam mir schon entgegengerannt und krallte sich weinend in meine Haut. Was, da ich nur Boxer anhatte, ziemlich schmerzte. Ich ging zu ihr runter und drückte sie kurz fest an mich, bevor ich wieder aufstand und mich dem Helfer zuwand. "Danke, bitte pass weiter auf sie auf. Ich muss weiterkämpfen." meinte ich und nickte ihm zu. Er erwiederte diese Kopfgeste und schlich zwischen den Welpen und verletzten Kriegern umher.
Mit neuer Kraft stürzte ich aus dem Wald ins Lager und verwandelte mich erneut. Ich spürte die neue Energie, die der Magier mir mit dem Zauber gegeben hatte und so machte ich mich wieder ans Kämpfen.

𝑁𝑒𝑖𝑛!!

rief plötzlich eine aufgebrachte Stimme in meinen Kopf. Es war Chlares Stimme. Ich wirbelte herum und entdeckte sie, wie sie auf einen Gegner zurannte. Dieser stand über einem Wolf gebeugt und grinste einfach. Da sah ich genau hin und erkannte den Werwolf, der dort lag. Mein Vater... Mit einem lauten Kreischen zog ich meine spitzen Krallen über das Fell des Angreifers, der über ihm stand und schleuderte ihn von dem blutenden Wolf weg. Chris atmete nurnoch leicht und hatte die Augen fast geschlossen. Ich befahl den Rudeln, mir Deckung zu geben und berührte meinen Vater mit der Kralle.
Sofort wurde mir schwarz vor Augen und ich knallte neben ihm zu Boden.

"Charon, bin ich tot?" fragte er leise und sah mich traurig an. "Noch nicht wirklich..." antwortete ich und ging auf ihn zu. "Das ist das Tor zum Jehnseits, oder?" flüsterte er und deutete auf das große, weiße Tor. Ich nickte nur und sah zu Boden. "Vater? Was willst du jetzt tun?" fragte ich und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Ich würde sowieso sterben, also... lass mich gehen, Charon. Ich habe keinen längeren Nützen mehr und jetzt hat das Rudel ja dich. Meine Tage als Alpha sind gezählt." meinte er und sah schwach lächelnd zur Spitze des Tores empor. "Du meinst?-..." "Charon, ja, ich will, dass du mein Rudel übernimmst. Sie werden dir folgen und ich weiß, dass sie alle sicher sind. Bei dir." flüsterte er und sah mir stur in die Augen. Ich senkte den Kopf und versuchte, meine Tränen zurückzuhalten. "Die Rudel sind hier nichtmehr sicher. Die Rebellion weiß jetzt, wo sie leben. Du musst sie alle wegführen. Nutze nicht deine Verbundenheit mit ihnen, sondern deinen Posten als König." lächelte er und ging mit mir auf das Tor zu.

"Irgendwann sehen wir uns wieder. Versprochen."

𝑩𝒍𝒖𝒕 𝒅𝒆𝒓 𝑫𝒓𝒂𝒄𝒉𝒆𝒏  -𝐷𝑒𝑟 𝑙𝑒𝑡𝑧𝑡𝑒 𝑊𝑎̈𝑐ℎ𝑡𝑒𝑟Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt