21. Nochmals

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Müde öffnete ich die Augen und fühlte, wie mir jemand über den Rücken strich. Als ich halbwegs wach war, drehte ich mich um und nahm Jakes weiche Hand in meine. "Kann ich nicht doch mitkommen?" fragte er leise und drückte meine Hand. "Jake, was würde dir das bringen? Ich komme ja eh abends zurück." murmelte ich und ich setzte mich auf. Kaum, dass ich saß, presste Jake verlangend seine Lippen auf meine und strich mir über die Wange. Ich lachte in den Kuss und erwiederte nur zu gerne. Leise murrend löste Jake sich wieder von mir, ließ meine Hand aber nicht los. So standen wir gemeinsam auf und gingen nach draußen ins Lager von Jakes Rudel.
Diverse Wolfswandler lagen noch schlafend in ihren Bauen oder wachten gerade auf. Die Sonne stand noch sehr tief und warf lange Schatten über den vom Schnee gefärbten Boden.
Da liefen uns die zwei Jungen von Marie entgegen und sprangen in Wolfsgestalt herum. In ein paar Wochen werden sie alt genug sein, zu den Welpen in die Kinderstube zu ziehen und auch als Welpen unterrichtet zu werden. Namen hatten die beiden noch nicht, aber das ist in einem Werwolfsrudel ganz normal. Die Mutter hatte Zeit, bis ihre Junge zu Welpen wurden, dann sollten sie schon mit Namen rufbar sein.
Jaulend warfen sie sich gegenseitig auf den Boden und stupsten einander an. Ich wirbelte zwecks meiner Gaben ein paar Blätter auf, welche die beiden sofort durchs halbe Lager verfolgten und somit sämmtliche schlafende Rudelmitglieder weckten. Leise lachend schlich ich mit Jake zur Reviergrenze davon, sodass sie uns nicht entdeckten.

"Es ist Zeit, kommt." rief meine Mutter mir zu und wedelte uns zu sich. "Ich mach mich dann mal auf den Weg." meinte ich etwas traurig und ließ Jake mit ein paar anderen am Waldrand stehen. Vor ihnen verwandelte ich mich und sah nochmal zu ihnen. "Bis später, du halber Schneedrache." flüsterte Jake, sodass ich es geradenoch hören konnte. Ich senkte den Kopf und berührte ihn vorsichtig mit der Schnauze, bevor ich meine zweifärbigen Schwingen ausbreitete und abhob.
Auf dem Weg zum Ratsgebäude linkte ich noch etwas mit den Mitgliedern des Rates herum. Mittlerweile kannte ich all ihre Namen und wir waren zu Freunden geworden. Sie hatten versprochen, mir zu helfen, wenn ich erst König war. Also mit dem Papierkram und so Zeugs, denn das war überhaupt nicht meins.

Nach einer Flugstunde kam ich beim Ratshauptsitz an und landete direkt davor. Nach der Verwandlung ging ich rein und fand meinen Weg durch die verwobenen Gänge des Gebäudes zum Konferenzraum. Als ich die Tür aufstieß und mich alle bemerkten, senkten sie die Köpfe und begrüßten mich. "Bitte, nehmt die Köpfe hoch und behandelt mich normal." lachte ich und setzte mich auf meinen Platz. Die anderen hoben wie befohlen die Köpfe und sahen mich an. Aber, als sie mich sahen, wich ihnen die Farbe aus dem Gesicht. "Ist das etwa... das Überbleibsl schwarzer Magie?" hauchte Amelia und deutete auf meine ausgebleiche linke Körperhälfte. "Uh. Lange Geschichte..." begann ich mit der Erzählung. Ich erzählte alles, ausser, dass ich auch all die anderen Elemente beherrschte.

"So ein Verräter." murmelte Lion, der Ratsanführer und verschrenkte die Arme vor der Brust. "Ist jetzt egal, wir wollten über meinen Posten und die Rebellion reden? Ausserdem muss ich euch noch was erzählen..." "Ist nochwas passiert?" fragte Will, ein Werwolf. "Naja... Als ich von den Toten zurückgekonnen bin, hab ich..." seufzend gab ich auf und zog mein Shirt aus. Alle starrten auf das mehrteilige Tattoo, welches sich über meine Brust erstreckte. "So nebenbei, alles Gute zur Zeichnung." flüsterte Lion und deutete auf den Wolfsbiss an meinem Hals.
"Du hast alle fünf Elemente?..." staunte Elian, ein Schlangenwandler. "Das erklärt, wieso es nur einen gibt." seufzte Catrina und stützte den Kopf auf ihre Hände. "Und dein Körper kann so eine Kraft aushalten?" fragte Max, ein Geckowandler. Ich hob die Hände und erklärte "Ich hab alle anderen Elemente erst kürzlich bekommen... bisher hatte ich aber noch nicht das Gefühl, dadurch geschwächt zu sein." "Du weißt aber schon, dass du bei der Hall of fame leben musst, wenn du erst deinen Posten hast?" seuselte Lana, eine Tigerwandlerin. Ich nickte und zog mir mein Shirt wieder an. "Wenn das so ist, müssten wir nicht auch irgendwo in der Nähe sein? Er kann unmöglich alleine das Amt von ganzen fünf Wächtern übernehmen und über die ganze Wandlerwelt wachen. Kriege, zum Beispiel, kämpfen sich nicht von alleine und wir müssen weiterhin aufpassen, dass die Menschen keine Wandler als Laborexperiment holen..." redete Tristan, ein Leopard und sah besorgt in die Runde. "Stimmt. Ich kann das beim besten Willen nicht allein." seufzte ich und rieb mir die Schläfen. "Wir sollten erstmal die Rebellion in den Griff kriegen, bevor er zur Hall of fame geht. Dann wäre es zu spät, verdeckt irgendwas zu planen und sein Standort wäre zu 90% der Zeit der selbe, somit also angreifbar." erklärte Lion und tappte nachdenklich mit den Fingern am Tisch rum.

So ging diese Diskusion noch Stunden weiter, bis wir alle langsam nichtmehr konnten. "Ich würde sagen, für heute is Schluss." seufzte Lion und stand auf. Wir anderen machten es ihm nach und einigen sah man die Erleichterung übers Stehen an. "Ahhh.... mein Hintern." jammerte Elian und verzog das Gesicht. Ich verabschiedete mich noch von den anderen und verwandelte mich vor dem Ratsgebäude. Nachhause fliegen wollte ich heute nichtmehr, also stolzierte ich in zweiter Gestalt durch die Stadt, bis ich zu einer großen, freien Wiese kam und mich dort niederließ. Ich grummelte tief und speite Feuer im Kreis, bevor ich mich darauf legte und mich zusammenringelte.

𝐻𝑒𝑦, 𝐽𝑎𝑘𝑒. 𝐼𝑐ℎ 𝑘𝑜𝑚𝑚 𝑒𝑟𝑠𝑡 𝑚𝑜𝑟𝑔𝑒𝑛 𝑛𝑎𝑐ℎℎ𝑎𝑢𝑠𝑒, 𝑏𝑖𝑛 𝑧𝑢 𝑚𝑢̈𝑑𝑒 𝑧𝑢𝑚 𝐹𝑙𝑖𝑒𝑔𝑒𝑛.

𝑩𝒍𝒖𝒕 𝒅𝒆𝒓 𝑫𝒓𝒂𝒄𝒉𝒆𝒏  -𝐷𝑒𝑟 𝑙𝑒𝑡𝑧𝑡𝑒 𝑊𝑎̈𝑐ℎ𝑡𝑒𝑟Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt