32. letzte Reise

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Ich rannte zu den beiden und kniete mich hin. "Lion, die Ketten!" rief ich ihm zu und fühlte nach Jays Puls. Er hatte seine Schuld beglichen, jetzt durfte er nur nicht sterben. Lion holte den Schlüssel und löste das einzige vorhandene Schloss. Die Ketten gaben nach und Charon kippte zur Seite. Ich fing ihn auf und legte ihn vorsichtig auf meinen Schoß. Behutsam strich ich ihm über den Kopf und löste die Ketten ganz von ihm. Jay hatte freiwillig sein Leben geopfert. Er hatte seine Fehler erkannt und sie beglichen. Er war immernoch mein Bruder, ich liebte ihn genauso wie Charon.

"Er lebt noch." flüsterte Lion erleichtert und hob Jay vom Boden. Ich nickte und stand mit Charon im Arm auf. "Bringen wir sie ins Krankenhaus. Jay hatte nichtmehr genug Kraft, um Charons Verletzungen zu heilen." meinte ich und ging rückwärts aus der Gittertür.

Es musste nicht jeder wissen, dass Jay Charon fast umgebracht hätte. Nicht jeder muss jemandes Geschichte gehört haben, um deren zu verstehen.

Wenn die beiden versorgt waren, musste ich das mit Jay erstmal den erklären, die bei der Sache mit der schwarzen Magie dabei waren...

.

-𝑪𝒉𝒂𝒓𝒐𝒏𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕:

Was war passiert?...

Ich konnte mich an nichts erinnern...
Das letzte war der Vorfall im Zug.

Ich öffnete die Augen. Oder, eines davon? Vorsichtig hob ich den Arm und fühlte nach meinem linken Auge. Darüber befand sich ein Verband... Da spürte ich erst die Schmerzen an Auge und Seite. Eine Wunde? Wie?...

Plötzlich erinnerte ich mich an alles. Wie ich mit Magie unter Kontrolle gebracht wurde, wie ich gekämpft hatte... wie ich gegen Jake gekämpft habe... Ging es ihm gut!? Hab ich ihn verletzt!? Villeicht sogar getötet?...

Ich bin doch in so einem Raum aufgewacht, gefesselt mit Stahlketten und da war ich halb blind... Ich habe tatsächlich mein linkes Augenlicht verloren. Und da war noch dieser Magier.

Gott, ich musste Jake finden.
Ich sah aus dem Fenster und stellte fest, dass es schneite. Schonwieder.
Langsam setzte ich mich auf und atmete tief durch. Mal sehen, ob meine Kräfte schon stark genug sind. Ich berührte die Wunde an meiner Seite und schloss die Augen. Ich spürte tatsächlich, wie der tiefe Schnitt zuheilte und der Schmerz verschwand. Meine Kräfte waren wieder vollkommen benutzungsfähig. Den Verand um mein Auge ließ ich mal, ich wollte nicht gleich so viel meiner gerade zurückgekehrten Kraft verschwenden. Also stand ich auf und nahm die Infusionen mit. Etwas unsicher humpelte ich durch die Gänge, als mir jemand um die Ecke entgegen kam. Ich stieß mit dem Wandler zusammen und fiel fast nach hinten. "Charon?!" rief dieser Wandler und ich erkannte dessen Stimme sofort. Jake.
Ich sah zu ihm und er starrte mich mit offenem Mund an. Tränen bildeten sich in seinen Augen und er fiel mir um den Hals. Ich drückte ihn fest an mich und flüsterte in traurigem Ton "Was hab ich nur getan?..." "Charon, das ist alles schon geklärt. Du hast keine Schuld daran und du lebst. Das ist das Wichtigste." nuschelte mein Gefährte und strich über den Verband auf meinem Auge. "Warte..." flüsterte ich. Ich spürte einen speziellen Wandler... Jay war in der Nähe.
"Jay ist-..." "Ich weiß. Er hat dich gerettet. Lange Geschichte, aber er liegt im Sterben. Den Zauber aufzulösen hat ihm zu viel Kraft gekostet." murmelte Jake und senkte den Blick. "Das,... es tut mir so leid." hauchte ich ihm ins Ohr und schloss die Augen. "Er hat mich gebeten, dass er dich nochmal sehen darf, bevor er... Du begleitest ihn sowieso." meinte Jake und lächelte leicht. "Komm, lass uns zu ihm gehen." ich nickte und folgte Jake so gut es ging.

Wir betraten den Raum und ein heftiger Geruch nach Tod schlug mir entgegen. In einem Krankenbett in der Mitte des Raumes lag Jay, um ihn herum standen eine paar Mitglieder des Rates und ein paar Wandler, die ich nicht kannte. "Charon, du bist doch noch aufgewacht." meinte Lion und sah mich verwundert an. Fragend sah ich Jake an und der meinte "Du warst fast vier Tage weg..." "oh..."

Da bewegte Jay sich und öffnete die schwachen Augen. Er lächelte mich an und ich humpelte zu ihm. Traurig sah er mich an und nickte, bevor er zitternd meine Hand nahm. Jake stellte sich hinter mich, um mich aufzufangen, wenn ich mit Jay seine letzte Reise antritt. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich.

Wieder stand ich mit Jay vor dem weißen Tor ins Jehnseits. "Bist du dir sicher?" fragte ich ihn nochmal. Er nickte und meinte "Ich hätte damals schon sterben sollen. Ich will nicht nochmal in die Realität pfuschen." Ich nickte und wandte mich dem Tor zu. "Du musst wissen, dass ich mir meiner Fehler bewusst geworden bin und so hab ich dich von Tag zu Tag zu beschützen versucht. Auf dem Überraschungsangriff-..." "Ich weiß. Du warst es. Auch der, den ich gesehen habe, als ich eingesperrt war, bevor ich für die Menschen gekämpft habe." "Das hast du also auch mitbekommen..."
Ich nickte und hielt ihm die Hand hin. "Bereit?"
"Schon zu lange, aber bevor ich gehe, musst du noch etwas wissen."

𝑩𝒍𝒖𝒕 𝒅𝒆𝒓 𝑫𝒓𝒂𝒄𝒉𝒆𝒏  -𝐷𝑒𝑟 𝑙𝑒𝑡𝑧𝑡𝑒 𝑊𝑎̈𝑐ℎ𝑡𝑒𝑟Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt