The Story we write

Kapitel 15

New York. Eine Stadt, in der man seine Träume verwirklichen konnte. Eine Stadt, in der man seine Sorgen vergessen und sein altes Leben hinter sich werfen konnte.

Jedenfalls gab die Stadt vor, so zu sein. Violet wusste, dass dies meist nur eine Illusion war. Etwas, das nur für Leute bestimmt war, die entsprechend viel Geld mit sich brachten. New York war eine Stadt für sie, mit der sie sich nie hatte anfreunden können.

Denn hinter den Kulissen sah man nicht das glanzvolle Vorzeigejuwel der Vereinigten Staaten von Amerika, sondern die Armut, die ein Großteil der Menschen begleitete. Die Verbrechen, die Tag jeden Tag aufs Neue stattfanden und die überfüllten Straßen, in denen man leicht unterging.

Fünf Jahre, nachdem sie das letzte Mal dort gewesen war und nichts hatte sich verändert, als das Schiff endlich ankam und Violet und ihre Begleiter über den Steg schritten und den Hafenbereich der Stadt betraten.

Wenn sie ehrlich war, dann war es sogar noch lauter, als sie es eigentlich in Erinnerung hatte.

Violet ließ den Blick ein wenig schweifen, als sie eine schlanke hochgewachsene Frau erkannte, deren dunkelbraune Haare in einen strengen Dutt zusammengebunden waren. Ein langer schwarzer Mantel war eng um ihre Hüfte gebunden, der sie nur noch dunkler erscheinen ließ.

Natürlich erkannte Violet sie sofort als eine Hexe, denn ihr zielstrebiger Gang endete vor Newt, der sie freundlich anlächelte. „Guten Tag, Ma'am."

„Mr Scamander nehme ich an?", fragte sie und die Strenge in ihrem Ton erinnerte Violet an McGonagall, wenn sie wieder einem Schüler eine Lektion erteilte.

„Da liegen Sie richtig. Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?", fragte Newt.

„Ms Alexandra Shaw", sagte die Frau und hielt Newt die Hand hin. „Ich bin die Leitung für die Abteilung magischer Tierwesen den Magischen Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika."

Stolzer auf einen Beruf konnte man auch nicht sein, dachte Violet, sagte aber nichts. Es wäre nicht schlau gewesen, einen schlechten Eindruck bei diesen Leuten zu hinterlassen. Aber dem Blick, den Rolf ihr schenkte, nach zu urteilen, dachte er genau dasselbe.

„Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Ms Shaw", sagte Newt. „Wie Sie schon erraten haben, ist mein Name Newt Scamander und das ist mein Team-"

„Am besten stellen Sie Ihr Team meiner Angestellten, Miss Bright, vor. Sie wird sich um Sie kümmern und Sie bis nach Indien begleiten, um zu prüfen, dass die Occamys auch wirklich dort landen", erklärte Ms Shaw knapp.

Aaida und Violet schenkten sich gegenseitig vielsagende Blicke. Die anderen sahen ebenfalls so aus. Jeder hatte den gleichen Gedanken: Sie konnten Alexandra Shaw nicht leiden. Violet war froh, dass sie sich alle ohne Worte verständigen konnten und alle dasselbe dachten.

„Und wo ist Miss Bright?", fragte Newt und ignorierte gekonnt sein Team, die sich aus der Unterhaltung heraushielten. Er warf einen Blick neben Ms Shaw, die ihn mit hochgezogener Augenbraue ansah.

„Sie ist noch im Ministerium", sagte sie knapp und warf einen Blick auf ihre Uhr. „Sie sollte aber jeden Moment da sein und Sie über den Verlauf über Ihren Aufenthalt in Amerika zu unterrichten."

Sie warteten einen Moment, als sie den Knall, den das apparieren verursachte, zu vernehmen war und eine dickliche Frau auf sie zukam. Ihre schwarzen Haare waren in einem lockeren Zopf zusammengebunden und ihre Kleidung wirkte ein wenig, als ob sie willkürlich in ihren Kleiderschrank gegriffen hatte. Jedenfalls passte der weiße Rock mit blauen Punkten nur wenig zu der roten Strumpfhose und dem rosa Pullover. Außerdem hielt sie einen kleinen Stapel mit Dokumenten in der Hand.