Kapitel 28

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Nicht viel später befand sich Violet auf dem Schiff nach Irland. Sie machte ihre Arbeit und kam in weniger als zwei Wochen wieder zurück nach England. George und sie hatten beschlossen, dass sie ihren Familien und Freunden erst nach ihrer Rückkehr Bescheid sagen wollten. Vor allem wegen seiner Mutter, die die Nachricht wohl aufnehmen und sofort mit der Planung anfangen würde.

Natürlich hatte Sophia es als Erste herausgefunden. Sie hatte es aber schon von Anfang an gewusst, denn sobald sie den Ring an Violets Finger sah, rief sie: „Na endlich! Das hat ja ewig gedauert!"

„Nicht so laut", meinte Violet und zog die Blonde zur Seite, sodass sie nicht im Mittelpunkt des Ladens standen und jeder ihr Gespräch mitbekam. „Wir haben es noch niemandem erzählt. Woher weißt du es überhaupt?"

„Ach Violet, Schätzchen, ich habe meine Augen und Ohren überall", sagte sie und grinste verschmitzt. „Außerdem hat dein Freund mich vor Jahren nach deiner Ringgröße gefragt."

„Vor wie viel?", fragte sie.

„Lass mich kurz überlegen." Sophia kratzte sich kurz am Kopf und sah wieder zu Violet. „Wann warst du das letzte Mal in New York?"

Violet blinzelte verwirrt. New York war eine halbe Ewigkeit her. „Vor zwei Jahren?"

„Ja um den Dreh rum, ich glaube es war im Februar."

„Du willst mir sagen, dass George diesen Ring schon seit zwei Jahren rumträgt?", fragte Violet ein wenig fassungslos und warf einen kurzen Blick auf den Ring an ihrem Finger. Jetzt machte einiges umso mehr Sinn. Der Abend, an dem George so aus der Fassung war und als sie monatelang nicht gesprochen hatten. Er hatte versucht ihr einen Antrag zu machen, aber sie hatte ihn mit ihrer Nachricht überrumpelt.

„Nein", sagte Sophia und klopfte Violeta auf die Schulter (als ob das es besser machen würde). „Bald sind es drei Jahre."

„Sophia!", zischte Violet.

„Ich sollte nichts verraten, okay? Außerdem wollte ich dir ja nicht die Überraschung verderben."

Violet konnte es einfach nicht fassen, dass Sophia dieses Geheimnis mehrere Jahre für sich behalten konnte. Andererseits war sie auch Sophia, bei ihr wusste man nie die ganze Wahrheit. Wenn sie ihr beispielsweise verraten würde, dass sie seit Jahren eine illegale Pflanze züchtete, um die Weltherrschaft an sich zu reißen, dann würde es Violet nicht wundern.

Vielleicht war es doch eine gute Entscheidung von George gewesen, dass er mit Sophia darüber gesprochen hatte und nicht mit jemand anderem, der sich hätte verplappern können.

„Du musst mir aber auch was versprechen", sagte Violet und hoffte, dass keiner zu hörte – Aber im Laden waren die meisten auf sich selbst bezogen und niemand schenkte ihnen Beachtung.

„Schieß los", sagte Sophia und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Sag es keinem bis Samstag", bat Violet. „Nicht einmal Fred, wenn er es noch nicht weiß. George und ich wollen es der Familie im Fuchsbau verkünden."

„Du erwartest von mir, ein Geheimnis, das ich mehrere Jahre bewahrt habe, noch drei Tage länger zu behalten?" Sophia hob ihre Brauen. „Puh... Ich hoffe, ich bekomme das hin."

Auf Violets Lippen bildete sich ein leichtes Lächeln. „Ich danke dir", sagte sie und umarmte ihre Freundin.

„Für dich doch alles."

☆☆☆

„Und?" George beobachtete Violet, als sie in die Eingangshalle trat und sich ihren Umhang überwarf. „Bist du bereit?"

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