Auf Borussen Art

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Hi und auch gleich wieder VIELEN LIEBEN DANK für eure Kommentare und Votes beim letzten Kapitel <3

Und jetzt wieder viel Spass mit dem neuen Kapitel und einer besonderen Überredungstechnik...

LG eure Lewi



~Magdalena~


Sie schrie. Ein grässlicher Klang, der mir durch Mark und Bein ging.

Da schrie sie wieder.

Jedes mal, wenn er den Bogen auf ihr bewegte, schrie sie wie am Spieß. Schon allein das Hinsehen bereitete mir Schmerzen und dann erst dieser Klang, wenn er sie zum Schreien, zum Kreischen brachte. Das arme Ding. Am liebsten hätte ich sie ihm aus der Hand gerissen und sie so weit wie möglich vor ihm in Sicherheit gebracht, aber er war der Sohn des Direktors und als solcher durfte er das ungestraft tun.

„Du verkrampfst dich schon wieder. Halt den Bogen lockerer", wies ich ihn an.

Einen winzigen wunderschönen Augenblick hörte er auf den Bogen zu bewegen, sah mich an und probierte es seine Hand etwas lockerer zu halten, obwohl er nicht ganz wusste wie er das anstellen sollte.

Ich nahm meinen Bogen in die linke Hand und griff um sein Handgelenk. Dann schüttelte ich seinen Unterarm etwas. „So sollte es gehen." Ich stellte mich wieder an meinen Notenständer. „Versuch es noch einmal."

Wieder setzte er den Bogen an und bewegte ihn hin und her. Das war schon kein Streichen mehr, sondern eine hölzerne Bewegung, die ihn für jede Pinocchio Verfilmung qualifizierte. Und wieder schrie seine Violine fürchterlich auf. Wenn das so weiter ging, würden meine Ohren noch anfangen zu bluten. Ich war zwar noch nicht lange Musiklehrerin, aber so ein unmusikalischer Mensch war mir noch nie begegnet.

„Gut, hör auf."

Er sah mich gespannt an, denn er wusste schon, wenn ich ihm sagte, dass er aufhören sollte, dann war entweder die Stunde vorbei - zu meiner Ohren Leidwesen, würde diese Stunde noch genau vierzehn Minuten und dreißig Sekunden dauern - oder ich würde ihm etwas vorführen. In diesem Fall war es letzteres.

Ich setzte meine neue Violine auf mein linkes Schlüsselbein und legte ganz sanft mein Kinn drauf. Dann hob ich den Bogen und legte ihn auf die Saiten. Jede einzelne dieser Bewegungen tat mir unendlich weh. Nicht körperlich. Es war ein seelischer Schmerz, der daher rührte, dass ich meine alte Violine immer noch vermisste. Ich trauerte ihr immer noch hinter her, obwohl sie nun schon über vier Monate nicht mehr in meinem Besitz war. Und bei jeder dieser schmerzenden Bewegungen musste ich daran denken, was ich meinem Großvater mit dem Verkauf der Violine, die er mir vermacht hatte, angetan hatte. Ich war mir sicher das, wenn er noch leben würde, er mich genauso zu Recht verabscheuen würde, wie alle anderen aus meiner Familie.

Langsam und voller Gefühl strich ich den Bogen auf den Saiten hin und her und drückte dabei abwechselnd und genau so, wie es mir die Noten vorgaben, meine Fingerspitzen auf die Saiten. Nur der Klang der Neuen - wie ich die Violine nannte - konnte mich ein wenig über die Trauer hinweg trösten.

Als ich die wenigen Noten zu Ende gespielt hatte, ließ ich beide Arme sinken und sah Pavel mit offenem Mund dastehen. „Mach den Mund wieder zu", forderte ich ihn auf.

„Oh Mann, Sie können einfach unglaublich gut spielen", staunte er mit großen Augen.

Ich schnaubte verächtlich. Was wusste der denn schon? Er war noch ein kleiner Junge von gerade einmal vierzehn Jahren. Er hatte weder ein Orchester geleitet noch hatte er überhaupt keinen einzigen Tropfen musikalischen Bluts in sich. Und da traute er sich mir einfach so ins Gesicht zu lügen.

Ihr verlorenes LächelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt