Die reinste Qual

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Hallo und auch erstmal wieder meinen <3lichen Dank an alle Kommentarschreiber und Voter vom letzten Kapitel, ich hab mich sehr darüber gefreut.

Und jetzt geht es auch gleich weiter, mit Lena und Robert, der die Dinge heute mal wieder in die Hand nimmt...

LG eure Lewi



~Robert~


Ohne Absprache standen wir alle auf und gingen über den gepflegten Rasen zum Haus. Je näher wir dem Haus kamen um so deutlicher hörten wir eine Geige spielen. Das konnte nur Lena sein, die den Kindern etwas vorspielte um sie so etwas zu beruhigen, deshalb verfiel ich in ein schnelleres Lauftempo. Dabei musste ich mich stark zusammen reißen, sonst wäre ich wahrscheinlich gerannt.

An der Terrassentür wurde ich langsamer und betrat das weitläufige Wohnzimmer nur zögernd, weil ich Angst hatte, dass Lena aufhören würde zu spielen, wenn sie nicht mehr nur Kinder als Publikum hätte. Aber sie merkte weder wie ich die bodenlangen leichten Vorhänge beiseite zog, noch wie ich, und die anderen hinter mir, in der Terrassentür stehen blieben.

Lena saß auf der hellen Couch mit kerzengeradem Rücken und ihrer Geige in den Händen, auf der sie gerade eine Melodie spielte, die ich irgendwo schon mal gehört hatte. Es klang wie eine kleine Fanfare. Dann wechselte die Melodie in etwas Lieblicheres. Ich musste sofort an zwei kleine Vögel denken, die sich im Flug neckten. Kurz kehrte dann die kleine Fanfare wieder, nur um gleich noch einmal zu wechseln. Die neue Melodie erinnerte mich ein wenig an den Verlauf eines kleinen Flusses.

Lena wirkte richtig versunken in das Stück, dass sie den Kindern vorspielte, die alle auf dem weichen Teppich direkt vor ihr saßen und andächtig und fasziniert lauschten. Das konnte ich ihnen absolut nachempfinden. Obwohl mich mehr Lena als das Stück faszinierte. Ihr ganzer Oberkörper ging mit der Melodie, die sie spielte, mit, verlagerte sich ein wenig nach vorn, dann nach hinten, zuckte zur Seite. Sie bewegte den Bogen über die Saiten mal schnell, mal langsam und manchmal sah es aus, als würde er auf den Saiten springen, wie ein Kind auf einem Bett. Bei all dem ruhte ihr Kinn auf der Geige und ihr Blick auf ihrer linken Hand, deren schlanke Finger vorn auf der Geige die Saiten drückten, manchmal auch nur kurz antippten oder etwas länger unten hielten und wenn sie das taten, dann erzitterte das ganze Handgelenk.

Plötzlich spürte ich leicht einen Ellenbogen gegen meinen Arm stoßen.

„Sag mal, woher kennst du eigentlich so ein Wunderkind?", flüsterte Neven mir zu.

„Vom Flug nach Warschau."

Dann endete Lena und nahm die Geige runter und ließ sie auf ihrem Knie ruhen. „Und willst du es immer noch probieren?", fragte sie Luis. Die Kinder waren immer noch völlig gefesselt von der Darbietung, deshalb dauerte es einen Augenblick bis Sebastians Sohn ihr antwortete indem er eifrig nickte.

„Dann komm her, stellt dich hier hin", wies sie ihn an und drehte ihn mit dem Rücken zu sich, als er direkt vor ihr stand. Dann hob sie die Geige an sein Kinn und gab ihm den Bogen, der fast länger war, als er selbst. „So jetzt streichst du ganz sanft damit über die Saiten, aber wirklich ganz sanft, sonst tust du uns weh."

Er sah über die Schulter zu ihr zurück. „Wie das?"

Lena fasste den Bogen, auf seiner Hand an und strich - nein - kratzte damit auf einer Saite rum. Ein grässlicher Ton durch schnitt durch das Wohnzimmer und führte dazu, dass sich sofort alle anderen Kinder, selbst die zwei Kleinsten von Patrick und Kuba, die Ohren zu pressten mit ihren kleinen Händchen.

Ihr verlorenes LächelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt