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Ich mag mein Leben. Tue ich wirklich. Ich habe Freunde und eine gesunde Familie, einen guten Job und eine tolle Wohnung. Ich lebe in London und kann endlich die Person sein, die ich seit Jahren unterdrückt habe.
Doch vor einigen Wochen kamen meine ach-so-tollen Freunde ins Spiel und haben es gänzlich auf den Kopf gestellt. Diese Sadisten.
Auf einer Website haben sie den Aufruf zu der ersten Staffel bisexuelles Prince*ss Charming gesehen. Ich finde es gut, dass der Welt gezeigt wird, wie viele Fassetten die Liebe haben kann und dass das Geschlecht keine Rolle spielt. Dass die Menschen aufgeklärt werden, dass sich niemand für sein Wesen zu rechtfertigen hat. Denn Liebe ist Liebe und dieses Gefühl kann nicht falsch sein. Ganz egal, für welchen Menschen man es empfindet.
Als Harper und Summer dann meine Anmeldung gesendet haben, hinter meinem Rücken wohl angemerkt, und die Aufnahmebestätigung wenige Wochen später folgte, haben sie es mir ganz beiläufig bei einem Frühstück erzählt.
Ich bin ausgerastet. Natürlich bin ich das. Zum einen halten diese Reality TV Beziehungen nie und den Glauben, die große Liebe in einer verdammten Show zu finden, ist absolut absurd. Zum anderen möchte ich mich nicht mit anderen Kandidaten um einen Mann oder eine Frau streiten. Es kann nicht funktionieren.
„Nimm es doch mit, Lou.", hat Harper gesagt und mir auf die Schulter geklopft. Zur Aufmunterung? Hat nicht geklappt.
„Es ist nur ein Monat.", hat schließlich Summer argumentiert.
Und genau da liegt das Problem. Ich kann mich nicht innerhalb von dreißig Tagen in einen Menschen verlieben und Hals über Kopf eine Zukunft planen. Außerdem möchte ich nicht mit fremden Menschen in einem Bett schlafen.
Würde ich eine Liste mit Pro und Kontra erstellen, würde die Kontraseite nicht bloß überwiegen, sie würde gesprengt werden.
Doch nun sitze ich hier und packe meinen Koffer für einen Monat Spanien.
Einen Monat lang fremde Menschen.
Einen Monat lang Kameras.
Einen Monat lang einen Mann oder eine Frau kennenlernen - mit dem Ziel sich zu verlieben. Gut, mein Ziel ist es nicht.
Ich reibe mir gequält die Schläfe. Die Morgensonne strömt durch die Fenster und ich würde nichts lieber tun, als mich in meine Bettdecke zu wickeln und mich von der Außenwelt abzuschotten.
Aber das geht nicht. Denn nun werde ich mich der ganzen Welt zeigen und zwar vierundzwanzig Stunden am Tag.
Ein Kamerateam habe ich bereits kennengelernt. Sie haben meine Homestory gedreht, in der ich über meine Interessen geredet habe.
Natürlich fing es mit der typischen Phrase an, die mich zum ständigen Augenrollen geführt hat. Sympathisch, Tomlinson. „Hallo, ich bin Louis, sechsundzwanzig Jahre alt und wohne in London. Ich bin Feuerwehrmann, Schriftsteller und arbeite nebenher in einem Musikmanagement."
Und dann: „Wieso hast du dich bei der ersten bisexuellen Staffel Prince*ss Charming angemeldet?" Es war eine der Redakteure, die mir ständig auf die Nüsse ging. Ich kramte in meinem Schrank, sie stellte mir eine hirnlose Frage. Ich wollte auf Toilette, sie fragte mich, wie viele Lagen mein Toilettenpapier hat.
Sie war nervig. Wenn das einen ganzen Monat so geht, steige ich freiwillig aus. Das Problem ist nur, dass ich Harper und Summer versprochen habe, nicht freiwillig zu gehen. Ich habe noch nie meine Versprechen gebrochen.
Ich überlegte, ob ich die Frage wahrheitsgemäß beantworten soll oder ob ich lügen soll. Im Showbusiness ist es schließlich Gang und Gebe gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
„Ich möchte die große Liebe finden. Eine Liebe, die für immer hält und nicht bloß temporär ist.", sagte ich und prustete innerlich. Hervorragendes Schauspiel.
Ich werfe ein T-Shirt in den Koffer und schließe die Augen, um mich zu sammeln. Ich habe überhaupt keine Ahnung, ob wir einen Prince oder eine Princess bekommen.
Harper setzt auf Princess, Summer auf einen Prince. Und ich? Ich hoffe, dass die Person mich hässlich oder charakterlich untragbar findet und mich gleich in der ersten Happy Hour von diesem Wahnsinn befreit.
Ich ziehe den Reißverschluss zu, stelle den Koffer auf und hieve mich hoch. Ich schlendere in die Küche, schnappe mir den Autoschlüssel und stopfe ihn in meine Hosentasche.
Ich frage mich unwillkürlich, wie viele von diesen Kandidaten wirklich glauben, die große Liebe in diesem Format zu finden. Sind sie bloß naiv oder möchten sie Follower durch die Sendung generieren? Oder wurden sie ebenfalls von solch herzlichen Menschen, die sich Freunde nennen, angemeldet?
Es kann mir egal sein, denke ich. Einen Monat und danach sehe ich diese Menschen nie, nie wieder.
Ich verlasse meine Wohnung. Die werde ich nun erstmal nicht zu Gesicht bekommen. Leider... ich stampfe die Treppen herunter, wo mich bereits Summer und Harper erwarten.
Harper hängt mal wieder mit einem zufriedenen Grinsen an ihrem Handy und analysiert idiotisch jede Bewegung auf dem Display. Eine blonde Strähne fällt aus ihrem lockeren Dutt heraus und klebt an ihrer Stirn.
Wir stecken Mitten im Sommer. Eigentlich ist es nicht besonders warm in London. Doch heute ist ein hitziger Tag. Auf den Flughafen freue ich mich schon ganz besonders. Nicht.
Summer hingegen empfängt mich mit einem herzlichen Lächeln. Ihr Gesicht zieren viele Sommersprossen, passend zu ihrem roten Haar. Sie nimmt mir den Koffer ab und umarmt mich. Ich schlinge meine Arme um ihre Taille und drücke sie fest an mich.
Auch wenn sie erst diejenige war, die mich in dieses Schlamassel gebracht hat, werde ich sie vermissen. Sie ist ein großer Teil meines Lebens, genau wie Harper.
Diese sieht nun endlich auf und widmet sich unserer Umarmung. Wir verharren einige Minuten in dieser Position. Ich möchte nicht gehen. Nicht für einen Tag, nicht für eine Woche und schon gar nicht für einen ganzen Monat.
Ich nehme einen tiefen Atemzug, pumpe damit meine Lungen voll und löse mich dann.
„Ich werde euch Biester echt vermissen.", sage ich, während wir zu meinem Wagen gehen und mein Gepäck im Kofferraum verstauen. Ich schließe die Heckklappe mit einem lauten Rumms.
„Wieso nennst du uns Biester?", fragt Harper gespielt empört und verschränkt die Arme vor der Brust.
Ich lache. Ihr Mund verzieht sich zu einem Schmollmund und anstatt sauer zu wirken, sieht sie niedlich aus. „Ihr habt mich in diese Situation gedrängt! Stellt euch mal vor, ich erleide einen Nervenzusammenbruch vor ganz England oder viel schlimmer... ich stolpere eine Treppe hoch? Das ist nur eure Schuld.", bezichtige ich sie und hüpfe auf die Fahrerseite, um mich anzuschnallen und den Motor zu starten.
Summer setzt sich auf den Beifahrersitz und Harper lässt sich auf der Rückbank nieder. „Vielleicht kommst du aber auch mit einem Partner im Gepäck nach Hause.", wirft Erstere ein und hebt einen Finger.
„Wenn überhaupt eine Partnerin.", klinkt sich nun die Stimme von hinten ein und schiebt ihren Kopf durch die beiden Sitze.
Ich kichere, als sie beginnen sich zu streiten. „Ich kann euch beruhigen. Ich werde als Single heimkommen. Dann kann ich wieder arbeiten gehen, schreiben und meinen Bands helfen."
Summer brummt bloß, Harper sagt: „Wer zuletzt lacht, lacht am Besten."
Ich rolle mit den Augen.
Die Zeit dort wird genauso schnell enden, wie sie beginnen wird.
Hoffentlich...
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Prince Charming - Larry Stylinson
Fanfiction🎬 𝙺𝚊𝚗𝚗 𝚍𝚒𝚎 𝙻𝚒𝚎𝚋𝚎 𝚣𝚠𝚒𝚜𝚌𝚑𝚎𝚗 𝙺𝚊𝚖𝚎𝚛𝚊𝚜, 𝚍𝚎𝚛 𝙺𝚘𝚗𝚔𝚞𝚛𝚛𝚎𝚗𝚣 𝚞𝚗𝚍 𝚎𝚒𝚗𝚎𝚛 𝚎𝚒𝚜𝚎𝚛𝚗𝚎𝚗 𝚅𝚎𝚛𝚐𝚊𝚗𝚐𝚎𝚗𝚑𝚎𝚒𝚝 𝚋𝚎𝚜𝚝𝚎𝚑𝚎𝚗? Louis' beste Freunde melden ihn klammheimlich bei der ersten bisexuellen Staff...