Anastasia

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Mit einem leichten Kopfschütteln, nahm  schlussendlich auch Karlotta ihre Tasche in die Hand. Sie würde diesem  Menschen leider definitiv heute nicht mehr begegnen. Soviel wusste sie. Leicht betrübt stieg sie deshalb aus dem Zug. Kurz darauf schlug ihr ein kühler Wind entgegen und ließ ihre schon entstandene Gänsehaut noch mehr frösteln. Warum musste auch nach Hitze immer Kälte kommen ? In ihren Gedanken fragte sie sich schon, ob sie auf den Rest des Weges einfach trotzdem an den schmucken Dave denken sollte, vielleicht würde es ihr ja dann  wieder wärmer werden ? Unbewusst stieg eine leichte Hitze, in ihrem Körper auf und bewok  das Karlottas Wangen sich allmählich zart rosé färbten. 

Wie schön musste es doch sein mit ihren Fingern diesen fremden Mann unter seinem Hemd zu berühren, mit dem Mund zu liebzukosen. Ja sich vielleicht sogar zu trauen über seine Brustwarzen zu lecken und gar daran zu  saugen. Ihn dann zum Stöhnen zu bringen und gleichzeitig sein Glied mit ihren Händen zu verwöhnen und...ob er dann etwas ähnliches mit ihr auch tun würde ? Ein wohliger Seufzer entfuhr nun ihrer Kehle, wobei sie ihre Handtasche nur noch stärker in ihren klammen Fingern festhielt. Es war halt nur ein Traum, der durch ihre Angst vor zu viel Nähe einfach ziemlich unrealistisch war. Leicht genervt kniff sie sich mit ihrer freien rechten Hand, in ihren rotblonden Pony. Ach  warum musste sie auch als Kind diese eine Erfahrung im Leben bloß gemacht haben ? Warum konnte sie diese einfach nicht vergessen und sich nur an Justins guten Sex und nichts weiter erinnern ?! Mit einem persönlichen frustrierten Laut, ließ Karlotta selbst ihren Pony los und bemerkte erst jetzt, wie voll der Bahnsteig tatsächlich war. Rings um sie herum drängten sich die Leute in den Zug und manchmal kam es auch vor das Karlotta angerempelt wurde. Wobei ein alter grau besetzter Herr mit einem Oberlippenbart, welcher eine dunkelgrüne Regenjacke samt Hose, schwarze Gummistiefel und einem quietsch gelben Anglerhut trug, anscheinend noch weniger Geduld als andere hatte und beim Zusammenstoß mit ihr argwöhnisch seine Meinung kundtat. 

,,Hey, kannst du Göre nicht mal Platz machen ?! Du versperrst hier vor uns den kompletten Weg !"

Karlotta hatte den etwa 70 jährigen Mann, im ersten Moment nur verwundert angeschaut, bevor ihr ein kleines ,,Sorry" aus dem Mund entwich und sich schlussendlich im Wirr Waar, der Menschenmassen, einen Weg zur U-Bahn Station frei kämpfte. Im Stillen konnte sie Gott dafür nur danken, das sie nicht auch noch mit einer Platzangst, sondern nur mit einer Berührungsangst gesegnet war. Aber...war das eigentlich wirklich besser ? Immerhin vermied man bei einer Platzangst zwar beengte Räume oder Plätze aufzusuchen, aber eine Liebe nicht richtig zu zu lassen oder gar erwidern zu können… War das nicht das Schlimmste was es gab ? Konnte man damit wirklich glücklich werden, wenn man niemals eine eigene Familie gründen konnte ? Innerlich hielt Karlotta dabei nur den Atem an. In ihren blauen Augen, eigentlich nicht und wenn sie an das Glück von Lillia und Wilbur dachte, dann schmerzte es ganz deutlich in ihrem Herzen. Und dennoch…Lillia war ihre beste Freundin und sie freute sich für sie. 

Nachdem die fünfundzwanzig jährige bereits die U-Bahn Station ,,Waterloo"  aufgesucht hatte, wollte sie geradewegs die Treppe heruntersteigen, als eine fröhliche Stimme aus dem Hintergrund rief.

,,Huhu...Hey Kari warte auf mich !"

Wie geistesabwesend drehte sich Karlotta mit leicht runzelner Stirn zu der lieblichen Stimme um. Und erkannte eine adrett angezogene Jugendliche mit einem schwarzen Rucksack, welches ein rotes T-Shirt, einen rot/grün karierten Rock und weiße Schuhe samt roten Socken an den Füßen trug, während ihr blass brauner und geflochtener Zopf mit weißem Haarband beim Laufen hin und her wippte. Schließlich blieb sie außer Atem bei Karlotta stehen. Ungläubig schaute die fünfundzwanzig Jährige das Fräulein an. Konnte das vor ihr stehende junge Fräulein wirklich Lillias Schwester sein ? Um diese Uhrzeit ? Doch Karlotta ließ ihre Frage nicht lange im Dunkeln und sprach sie sogleich an. 

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