Unsicheres Terrain

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Der leichte Nieselregen hatte sich bereits verflüchtigt, als Davis Flanell sich zur Tür erneut nach gefühlten 10 Minuten in dem Haus wieder verabschiedete und sich die orangefarbene Hundeleine schnappte, die schon etwas mit Schlamm befleckt aussah. Dave musste dabei ein wenig Schmunzeln, zeugte es doch davon, dass Wilbur heute früh mit ganzen Körpereinsatz seinen Hund einfangen wollte.
Lillia begleitete ihn nur noch stumm zur Tür. Jetzt war sie es, die in Grübelei versank. Sie hatte Dave nicht weiter nach seiner Idee gefragt. Vielleicht hatte sie sogar ein wenig Angst vor der Antwort.
Was konnte es bloß sein, womit Wilbur nicht einverstanden wäre ?
Auch Dave konnte ihre Unsicherheit in ihrem Gesicht lesen und versuchte ihr zumindest ein leichtes Lächeln zu schenken.
,,Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen Lillia. Es wird schon alles Klappen. Haben Sie einfach nur etwas Vertrauen. Bis heute Abend."
Und kaum hatte er diesen Satz gesagt, begann er den unruhigen Sundance auch schon  anzuleinen und verließ ohne ein weiteres Wort mit ihm das Anwesen. Lillia sah ihm hingegen nur etwas flehend hinterher, bevor ihr Blick sich nach oben richtete. Was wohl Martha gerade tat ?
Und damit schloss die Verlobte beinahe tonlos die Tür.
Indessen hatte Martha längst ihre Zimmertür angeschlossen, hatte bereits ihre Kopfhörer aufgesetzt und hörte sich bestimmt schon das 20x den Song
,,You make me Wanna " von der britischen Band Blue  an.
In ihren Augen und besonders in ihren  Ohren hatte dieser Song zwar etwas Melancholisches, aber auch eine gewisse Stärke. Und ja ..in gewisser Weise musste sie auch zugeben, dass der Text sogar leicht passte.
Unweigerlich erinnerte sie sich an jenen Tag  zurück, an dem ihr Schicksal sich wendete.
Sie erinnerte sich daran, wie der Tag begann. Ein strahlender Morgen mit einem fast pur roten Horizont. Und sie in diesem gestreiften Zebra Look. Ein knapper Bikini eine ebenso sexy Penthose und knallpinke Highlights, während sie ihre blonden Haare hochgesteckt und mit einem neongrünen Haargummi umwickelt hatte. Damals hielt sie sich auf dem Strich kühl, kaute Kaugummi und versuchte sehr souverän auf der Straße zu wirken. Winkte einige Autofahrern auf der Straße hinterher und wartete auf einen ihrer Kunden. Auch wenn sie es satt hatte nach so vielen Jahren. Auch wenn es ihr mittlerweile zuwider war. Mit Kerlen und ja auch sogar Damen, die komplett Lesbisch waren, ins Bett zu steigen ! Aber was sollte sie groß tun ? Sie war mittellos ! Ihr gehörte nichts bis auf die Kleidung, die sie nun trug und eventuell ein kleines Räumchen, in dem sie mit anderen Nutten wohnte. Und von ihrer Domina mit der Peitsche Rückenhiebe erhielten, wenn sie nicht genug Geld eintrieben.
Und dann…dann stellte sich an diesem Morgen heraus, dass sein Kunde nicht kam.
Unruhig kaute Martha bald nicht mehr auf ihrem Kaugummi, sondern auf ihre Unterlippe. Sie war schon immer mit dem Geld im Rückstand gewesen und sie wollte nicht wieder erneut Schläge erhalten. Selbst wenn die Domina nicht zu stark zuschlug, es reichte aber immerhin noch für saftige Rückenschmerzen !
Und dann..aus heiterem Himmel tauchte ein anderer Mann vor ihr auf. Einer, der Klamotten trug, als wäre er Indianer Jones persönlich. Trug einen beigen Fedora Hut,
ein schwarzes T-Shirt, eine dunkelbraune Lederjacke, eine beige Hose und schwarze Schuhe. Und sein Parfüm…raubte Martha schon jetzt den Atem. Ein markanter Duft nach der Parfummarke á la Tabac.
Er grüßte sie mit einem leichten senken seines Hutes in sein Gesicht und sie…sie begann sogleich leicht zu erröten. Und hatte mit einem Schlag vor Schreck ihr Kaugummi mit Eukalyptus Geschmack herunter geschluckt. Dieser Kerl machte sie schon mit dieser einen Geste heiß! Ihr Körper reagierte sogleich mit Gänsehaut an den Armen und aufgestellten Nippeln und wäre sie keine dieser Stripperinnen gewesen, wäre ihr dieses Verhalten auf der Straße peinlich gewesen, dabei war es doch eigentlich für sie Routine. Und zu der musste sie einfach zurückfinden.
Kokett und um Fassung ringend, hatte sie trotz dessen einen Schritt auf ihn zu getan und ließ einen lockeren Spruch vom Stapel.
,,Na Süßer…hattest du heute schon ? Oder wartest du einfach auf einen leckeren Pralinenkasten ?"
Der Mann hingegen hatte längst seinen Hut wieder in seine Ursprungshaltung zurück geschoben und sah Martha mit einem schwachen Lächeln an.
,,Typischer Straßenspruch ne ?", fragte er laut und locker zurück, ehe er neben ihr trat und ihr etwas ins Ohr flüsterte, was sie nicht erwartet hatte.
,,Ich werde dich rausholen, Zebra One. Du gehörst hier nicht hin."
,,Was ?", war das einzige zärtliche Wort, welches Martha damals ausgesprochen hatte, während sie den Duft des Mannes und sein Gesichtswasser nur noch intensiver wahrnahm.
,,Heute Abend um 20 Uhr. Wenn dein letzter Kunde erscheint…hol ich dich raus. Versprochen."
Damals hatte Martha nur mit geweiteten Augen auf die Straße vor ihr schauen können, auf denen die Autos sekündlich vorbei donnerten und den Stricherinnen  pfeiffend hinterher sahen und manche sich auch verheißungsvoll am Steuer mit der Zunge über die Lippen strichen.
Doch all das schien für den Fremden egal zu sein. Kurz nachdem er seine festgesprochen Worte gesagt hatte, spazierte er zielstrebig geradeaus weiter und Martha wagte sich nicht mehr umzudrehen schloss hingegen einfach nur träumerisch die Augen. Konnte dieser Traum tatsächlich wahr werden ? Weit weg von diesen Demütigungen ? Weit weg von den jeden Tag heftigen Unterleibschmerzen, die manch ein Kunde oder eine Kundin mitbrachte, weil er zu grob in sie mit seinen Penis eindrang oder das Spielzeug einfach ohne Rücksicht auf Verluste in die eingeführt wurde ohne eine richtig gute Vorbereitung? Die Schmerzen waren so gut wie unaushaltbar. Wie oft hatte sie schon beim Sex gestöhnt und zwar nicht aus Lust, sondern vor Schmerz und wie oft schrie sie sogar aus eben demselben Leid, wobei manch ein Kunde oder Kundin dies als Anreiz sahen das sie antörnten und sie sogar zum ,,Kommen" brachten. Ja, sie machte den Job lange…fühlte sich wie eine Maschine, die dann und wann angestellt und abgestellt wurde. So mochte dies am Anfang vor Jahren noch ungewohnt gewesen, dann geil gewesen sein, aber mit der Zeit war es eintönig und an die Schmerzen hatte sie sich nie gewöhnen können. Und seit gut einem halben Jahr war das Verlangen aus dieser Stricherszene gänzlich auszusteigen riesig. Sie wollte wieder sie selbst sein. Jener Mensch, der eine Würde und besonders eine Freiheit hatte ! Ein Recht auf Selbstbestimmung! Konnte dieser Mensch ihr wirklich dieses Glück bescheren ? Eigentlich kaum realistisch, wenn sie daran dachte, wie die Domina sie auf Teufel komm raus verfolgen und vielleicht sogar von einem ihrer Handlanger umbringen möge. Aber andererseits…die Hoffnung starb zuletzt. Und dieser Mann war in gewisser Weise anders als jedem, dem sie bislang begegnet war und das unwillkürliche aufstellen ihrer Brustwarzen kam nicht von irgendwo her, sondern auch von einer gewissen Verbundenheit zu diesem ominösen Fremden. Sie empfand was für ihn. Wirkliche Schmetterlinge in ihrem Bauch und kein Abklatsch ihrer erotischen Abenteuer. Es war anders. Es war einfach ehrlich ! An diesem Tag hatte Martha fünf Freier gehabt, der letzte hatte ihr buchstäblich alle Kraft geraubt. Sie lag vielmehr vor Schmerzen auf dem Rücken ausgebreitet auf einem Himmelbett inmitten der weichen und ausgebeulten Matratze. Um sie herum nur das rötlich flimmernde Licht der Lavalampen und die schneeweißen Vorhänge, die von einem dunkelblauen Raffhalter gehalten wurden. Ein Kloß breitete sich im Marthas Hals aus, als sie daran dachte wie sich damals ihr nackter Brustkorb schwer gehoben und gesenkt hatte, große Schweißperlen ihr vom Körper neben ihr ins weiße Lacken rannen, während zwischen ihre triefend nasse und rasierte Mitte ein völlig grauer Fleck abgebildet war. Unglaubliche Feuchtigkeit und Hitze hatte in ihrem Innern geherrscht, welche sich explosionsartig entladen hatte. Es war der pure Himmel gewesen, trotz den Schmerzen, die sie durchlebt hatte, weil der Mann mit der blonden Tolle sie grob angepackt hatte von der ersten Minute an. Von seinen Lust Verschleierten grau/blauen Augen über die suggerierung die solle ins Bett steigen und dann…das blitzartige grobe Spiel. Er der sich unglaublich schnell seine Sachen entledigt hatte, seinen prallen Schwanz zeigte, begann ihn selbst zu pumpen, um ihn für sich schon ein wenig auf Betriebstemperatur zu bringen um sie anzutörnen bis hin zu den ersten Lusttropfen. Martha wusste genau was sie tun sollte. Hatte zuerst sich selbst  mit ihren schlanken Fingern in ihren Slip verirrt und begann ihre Scheide selbst zu penetrieren. Wohlige Seufzer folgten,  wobei sie jedoch einen anderen Mann in ihren Gedanken hatte. Wie auch schon bei den letzten vier Freiern. Das machte es auch so unglaublich heiß und auch erträglich. Aber nachdem der letzte wie ein hungriger Rieger ihre Laute vernommen ihren Bekini und ihren Slip vom Leib gerissen seine großen Hände an ihren Aprikosenförmlichen Brüsten gepackt und sogleich seinen Schwanz in sie drückte, weil er so scharf auf sie war…der Schmerz überwiegte. Sie schrie, war am Verbrennen ! Und der Schmerz ließ nicht nach. Der Kerl bummste sie zu hart. Und trotzdem musste sie daran denken was der Fremde mit der angenehmen Stimme sagte…er würde sie hier raus holen. Dies war der Letzte. Der LETZTE !!! Sie gab sich alle Mühe sich zusammen zu reißen, den Kunden zu gefallen und dann nach dem er sich 5x von Vorne und 5x von Hinten mit ihr vergnügt hatte und dies immer schön im Wechsel, hatte er sich angezogen als würde nichts gewesen sein und Martha hatte mitgezählt, der Kerl war jedes Mal gekommen und sie…sie höchstens 3x. Die anderen Male hatte sie Theater gespielt und er…er hatte es nicht bemerkt. Stöhnte nur noch einmal vor Freude auf und warf ihr einen niedlichen Blick zu, während er sich seine Jeanshose bereits angezogen und  sein dunkelblaues Hemd mit den schwarzen Knöpfen einer nach dem anderen langsam schloss.
,,Du warst wirklich gut Zebra One. Die Domina Christine hat Recht. Du gibst ein prima Zuchtpferd ab. Ich denke, deiner Karriere wird nix im Weg stehen. Ich komme morgen nochmal vorbei und werde dich begatten Süße…verlass dich drauf. Á biento Zero One.", sagte er nur und schritt durch die Tür. Während Martha nur noch ihren Kopf kraftlos ins Kissen sinken ließ. Mittlerweile hatte sich eine unglaubliche Kühle auf ihre Haut ausgebreitet. Sie fror und dennoch war sie zu schwach, um aufzustehen. Diese sexuelle Verabredung hatte ihr alles abverlangt. War sie da tatsächlich noch in der Lage von hier zu fliehen?! Doch Martha hatte damals kaum eine Chance gehabt, darüber nachzudenken. Denn fünf Minuten später wurde erneut die Tür geöffnet und wen sie sah, ließ ihr fast das Herz aussetzen. Der Fremde von heute früh! Noch immer in den selben Klamotten und sie…Splitterfaser nackt ! Mit letzter Kraft wollte sie schon die Bettdecke über ihren Körper ziehen, als der Fremde einfach ein paar schnelle Schritte auf sie zu tat und einfach ihre zarte Hand ergriff.
,,Komm schon wir müssen hier weg.", meinte er und erneut erschien in Marthas Gesicht eine Röte.
,,Ja also…ehm ich…ich würde mir gerne was…was anziehen."
Hektisch hatte der Mann bei ihrer Aussage den Raum mit seinen Augen abgeleuchtet. Sah ihren Slip auf dem Boden neben ihr liegen, hob ihn sogleich auf, stolzierte zu ihr und reichte ihn Martha. Die zwar die Unterhose annahm, aber ihn immer noch fixieren und peinlich berührt musterte.
,,Nun schau mich nicht so an wie eine Statue aus einer Kirche ! Wir müssen hier weg und das schleunigst ! Außerdem hast du dich doch schon dutzende Männer so gezeigt also zieh ihn einfach an! "
Unkonzentriert begann Martha seinem Rat zu folgen und kaum trug sie ihren Slip, warf er ihr auch schon einen kurzen  schwarzen Minirock zu, den er aus dem Schrank gefischt hatte zu. Und auch diesen hatte sie kompromisslos angezogen, als daraufhin die Domina persönlich die Tür krachend aufschlug und sie in ihrem rot schwarzen Dessous mit samt schwarzen  Lederfarben Halsband auf schwarzen Highheels hinein schritt mit samt ihrer Peitsche in der linken Hand und zwei Bodyguards eintrat.
,,Was ist hier los ?! Ich hab gehört hier ist einer unangemeldet herein gekommen! Ohne meine ausdrückliche Zustimmung! Sowas dulde ich nicht Zero One und dafür gibt es 10 Peitschenhiebe ! "
Martha stand vor ihrem Bett unfähig sich zu rühren, während der Fremde in Bruchteilen von Sekunden seine Jacke um Marthas nackten Oberkörper schwang und sich beschützend vor ihr stellte. Eine sagenhafte Wärme lullte sie ein, insbesondere der Geruch dieses Mannes. Einfach berauschend. Und um ein Haar driftete sie durch diese ungewohnte Wärme beinahe weg, sie war ziemlich erschöpft vom Tag. Und dennoch musste sie sich zusammenreißen. Redete sich ein, dass die Freiheit in grenzenloser Nähe lag. Es war nur noch ein Schritt, ein  einziger !
,,Ergreift den Typen !", schrie die Domina mit ihren schwarzen langen Haaren indem sie auch einen roten Zopfgummi eingearbeitet hatte und während Martha sich versuchte weiter zu fassen, holte der Mann aus seinem Stiefel eine Pistole heraus, woraufhin die beiden Männer sogleich inne hielten.
,,Keine Bewegung, sonst mache ich aus euch Schweizer Käse !"
,,Du machst einen gewaltigen Fehler Fremder !", zischte die Domina, während der Fremde jedoch nur noch fester seine Pistole auf das Gefolge richtete und Martha enger in seinen Arm drückte.
,,Im Gegenteil. Ich mache das einzig Richtige! Sie war nie eine von euch und sie wird es auch nie sein !", rief er dem Trio mit Kalkül zu, drehte sich reflexartig mit Martha um und lief in Richtung Fenster, welches neben dem Bett platziert war ohne es zu öffnen, senkte der Fremde nur Marthas Kopf und rief ihr etwas zu was sie niemals vergessen würde.
,,Kopf runter und Augen zu beim Laufen und nun Spring !"
Damals hatte Marthas Herz vor Aufregung und Angst gewummert. Als das Glas klirrend zersprang und sie sich mitten im freien Fall befand. Flimmernde Hitze empfing sie an den Knien und an den Füßen. Trotz dessen, dass sie ihre Augen weiter wie befohlen geschlossen hatte, den Wind und die Helligkeit der Straßenlaternen nahm sie trotz dessen wahr und ihr war klar, dass sie  ganze 5 Stockwerke nach unten fiel ! Sie würde auf der Straße als blutroter Fleck Auftreffen. War dies die Freiheit ? War dies etwa der Preis dafür, ihr Tod ?! Diese Gedanken blitzten in  Sekundenbruchteilen bei ihr  auf bis ihr Fall abrupt endete.
Allmählich traute sich Martha ihre Augen zu öffnen, während das Händeklatschen des Fremden auf einem Metall auftrat und als reinste blechende Melodie erklang.
,,Hey fahr los !", rief der Fremde dem Mann unter ihm zu und schon setzte sich das Gefährt in Bewegung.
,,Das wirst du noch bereuen !", rief die Domina ihm schreiend aus dem Fenster zu, aber der Fremde ignorierte die Drohung der Frau und hatte sich stattdessen an Martha gewandt, die immer noch sitzend im Heu vor sich hin starrte.
Die Frage, ob alles mit ihr in Ordnung war, hatte sie nur am Rande mitbekommen, stattdessen bewunderte sie ihre Fluchtmöglichkeit. Ein fahrender Laster mit lauter Heu mitten in London ! Wenn das nicht auffiel…was dann ?
,,Heu…ich fahre hier gerade auf einem Heuwagen."
Damals hatte sie diese Idee für Träumerei gehalten, aber als der Mann sich als Detektiv Jeremy Mils vorstellte, der in einem Prostitutionsfall arbeite, wurde ihr so einiges klar. Er war rein dienstlich hier und hatte einer Freundin einen Gefallen getan. Mehr war es nicht…sie fühlte sich trotz der nun endlichen Befreiung dennoch wie ein Vogel im Käfig ohne die so lamgersehnte Durchatmung. Sie fühlte sich wertlos und noch immer sehr gefangen! Dies schien auch Jeremy zu merken, der ihr kurz darauf beruhigend nach ihrer Hand tastete.
,,Mir ist bekannt was du alles durchmachen musstest Martha. Und glaub mir, wenn ich sage das ich in all der Zeit auch deinen Charakter bewundert hab. Du bist nicht so wie diese Stripperinnen. Du bist was besonderes und ich verspreche dir…du wirst ein anderes Leben bekommen und ich werde dafür sorgen."
Diese damals so ernsten Worte, die er im schemenhaften Licht der Laternen gesprochen hatte, kamen ihr so seltsam vor und als der Fahrer sie und Jeremy an einem Hauseingang am Rande der Stadt angesetzt hatte, fühlte es sich noch seltsamer an. Sie hatte das Gefühl, genau dort zu sein, wo ihr Leben einst begonnen hatte. Ohne Umschweife hatte Jeremy sie damals herein gebeten ihr neue Papiere gegeben und eine neue Vergangenheit und noch mehr. Und auch diese Worte verklungen nun zusätzlich zu dem Song von ,,You Make me Wanna" von Blue, in ihren Ohren…
,,Ich habe mit einem gewissen Wilbur Wells über dich gesprochen und er würde dich gerne als Hausmädchen für den Haushalt einstellen. Seine Verlobte Lillia Redford schafft die Arbeit allein nicht mehr und ich habe mir als guter Freund gedacht…du wärst genau die Richtige. Denn du besitzt dafür ein sensibles Wesen. Was meinst du…bist du bereit dein altes Leben hinter dich zu lassen und ein neues zu beginnen ? Kannst du das Elend, das Leid und den Schmerz zumindest ansatzweise vergessen und dich in solch ein Abenteuer stürzen. Sicher ich kann auch verstehen, wenn du nein sagst. Immerhin ist es nicht leicht über Jahre der Demütigung und Qual sogleich hinweg zu sehen das braucht Zeit. Nur genau die fehlt, aber deine Freundin Meggy wollte eben, dass du es besser hast. Viel besser und ganz ehrlich…Wenn du erlaubst bleibe ich an deiner Seite, denn auch wenn ich dich vor Kurzem erst konkret getroffen habe…auch ich fühl etwas für dich…"
Diese vier letzen Worte, lösten erneut Schmetterlinge in Marthas Herzen aus und hätte Jeremy in diesem Moment die Jacke von ihrem Oberkörper gestriffen, den sie seit einigen Minuten fest mit beiden Händen umklammert hatte, hätte er erneut ihre steifen Brustwarzen sehen können. Allerdings nicht vor Kälte, sondern vor Hitze.
Dann verschwamm alles sie konnte sich nur erinnern wie sie ihre Antwort beinahe auf seinem Sofa gemurmelt hatte, das sie damit vollends einverstanden war. Alles war besser, als auf den Strich zu gehen und außerdem hatte Jeremy sein Leben fast für sie gegeben und hatte ihr zugesichert bei ihr zu sein. War dies nicht das Wichtigste ? Tief atmete sie noch einmal tief ein und aus, Ehe sie einschlief und am nächsten Morgen mit frischer Damenunterwäsche, Oberteil und einem Knielangen Rock mit dazugehörigen schwarzen Damenschuhen auf ihrem Bauch aufwachte. Die letzte Nacht des Schreckens war vergangenen und dennoch konnte sie es kaum glauben. Ein neues Leben als Martha Therese Sampson begann ! Nachdem sie die Lederjacke ihres Retters ausgezogen hatte, von dem sie sich innerlich eigentlich gar nicht mehr trennen wollte, zog sie sich die vorbereiteten Sachen an und trat aus dem Zimmer. Ein Duft nach Spiegelei und frisch gebackenes Brot empfing sie. Sie bemerkte wie ihr Magen knurrte und folgte dem Duft bis zur Küche in der Jeremy stand und kochte. Er lud sie zum Essen ein, zeigte ihr das Bad in dem sie sich waschen konnte, erklärte ihr schließlich wie er zu diesen Kleidungen durch seine Undercover Einsätze gekommen war und schlussendlich fuhren sie zu Wilbur Wells Villa. Dort stellte er sie vor und nun…nun war sie kurzerhand in Wilburs Diensten getreten. Tja und von Jeremy keine Spur die letzte Szene ließ nun wieder Tränen in Marthas Augen steigen. Ein letztes Handwinken, ein letztes Mal Händchen halten und weg war er. Jeremy in seinen lässigen Indianer Jones Klamotten. Eine Liebe die so kurz und dennoch von solch inniger intenstivität geprägt war, dass es bis auf den Grund der Seele, schmerzte.
Und in dieser ersten Woche hatte Martha Willbur und Lillia kennen gelernt. Gesehen wie stark ihre Freundschaft zu Jeremy ihren Retter und ihrer Liebe war. Und manchmal, so wie jetzt dachte sie daran, das sie auch die Schuld für sein Verschwinden war. Und hoffte inständig das er nicht tot war ! Aber ihre Angst um ihn ließ sie nicht in Ruhe, sie war Tag für Tag stetiger Begleiter und heute ganz besonders. Sie hatte Liebeskummer nach ihn und zwar stärker als je zuvor. Sie vermisste ihn ! Mit einem gehörigen Heulkrampf drehte sich Martha in ihrem Bett um und schlurchzte so bitter, das sie das Gefühl hatte, beinahe zu ersticken, aber das war es ihr Wert, wenn sie dadurch wieder bei ihren Liebsten sein möge und sie war sich sicher, das sie niemand trösten konnte…

Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt