Ein neuer Lebensabschnitt

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Die Wirklichkeit schien um sie beide herum zu verblassen. Die Geräusche von rollenen Betten und murmelnden Stimmen in einer fast erstickenden Luft, drangen gedämpft an Daves und auch Karlottas Ohren. Schweigend spazierten sie sie weiter bis…bis sie an jener weißen Tür mit der abgewetzten silbernen Klinke ankamen. Dave las zur Sicherheit noch einmal das links angebrachte Schild, auf dem tatsächlich Nummer 124 geschrieben stand. Erneut begannen Daves Hände zu zittern, während nun sogar Schweiß aus deren Poren lief. Sein Herz wummerte mittlerweile dazu immer stärker gegen seine Brust. Die Angst hatte ihn übermannt ! Sollte er wirklich in diesen Raum treten ? Was würde er vorfinden ? Konnte er überhaupt Sams Weinen ertragen ? Bei diesen stillschweigenden letzten Gedanken, hatte Karlotta selbstsicher seine verschwitzte Hand gepackt. Sie wollte ihm nun beistehen so wie er sie vor kurzem beruhigt hatte ! In dessen hatte der schwarze Lockenkopf erst mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck reagiert, bis sein Blick erneut den von Karlotta traf, die ihn mit fest und konzentrierten Augen ansah.

,,Kari.”, säuselte Dave so lieblich wie er konnte, während Karlotta seine Hand nur umso fester drückte. 

,,Wir schaffen das.”, waren Karlottas einfühlsame Worte gewesen, während Dave nun den festen Händedruck erwiderte und bemerkte wie sich sein Herzschlag im Nu beruhigte. Ja es war ein sehr schwerer Verlust zu bewältigen, aber er hatte den Rückhalt seiner liebenden, wunderschönen und rotblonden Freundin Karlotta Belling und er wusste, daß er sich auf die verlassen konnte ! In dessen ertönte hinter dem Paar eine harsche Frauenstimme.

,, Benjamin…komm jetzt endlich !”

Bei diesen Worten hatten sich sowohl Karlotta, als auch Dave umgedreht und sahen wie ein kleiner Junge von höchstens 8 Jahren in einer jeansgrauen Latzhose mit gelben T-Shirt und weißen Sneakers, auf einem aus Metall vergitterten Stuhl saß und auf sein Smartphone schaute, aus dem eine leise Musik klimperte, die das Paar erst jetzt deutlich vernahm. Indessen begann die Mutter in einem schlabberlockeren vanillefarbenen Pullover und schwarzer Tweedhose, welche fast gänzlich mit ihren schwarzen Lederschuhen abschloss, ihren Sprössling arg zu Mustern. 

,,Aber Mami ! ,,Might*U” von ,,My Hero Academia” ist so ein schönes Lied !!! Kann ich es nicht einfach Jakob vorspielen? Vielleicht wird er dann ja auch wieder gesund!”, betonte der kleine Junge mit seinen unschuldigen braunen Augen, die aufmerksam nach einem Hoffnungsschimmer im Gesicht der Mutter suchten. Doch alles was er darin sah, waren die Tränen, die sich in ihren schokoladenfarbigen sammelten, ehe sie sich gar lösten und ihre Wangen herunterkullierten, bis sie sogar einen heftigen Schluchzer nicht mehr unterdrücken konnte. Was hatte sie nicht alles getan, um ihre kleine kaputte Familie noch zusammen zu halten ! Nachdem ihr Mann Chad bei einem seiner Militärdienste in Afghanistan starb und sie ihre beiden Söhne Jakob und Benjamin habt allein großzog und nun nach zwei Jahren lag ihr ältester Sohn hier im Krankenhaus und lag seit drei Wochen hier im Koma, weil er die Risiken seines Motorrads unterschätzt hatte. Sie gab sich selbst immer noch die Schuld für diesen Unfall, weil sie an jenen Abend Streit mit ihm hatte und noch in der selben Nacht den Anruf vom Krankenhaus bekam. Was ihr Herz noch immer in tausend Stücke brechen ließ. Schließlich streckte die Mutter unvermittelt ihren Arm nach Benjamin aus und packte es grob an seiner kleinen Hand, was den Jungen ein entsetztes ,,Oh”, entlockte. Doch sein Blick schlug deutlich in Sorge um und konnte ihn nicht von seinem Handy nehmen, jenen Gegenstand, den er bei dieser ruckartigen Aktion ausversehen fallen gelassen hatte. Es war als sei es ein geliebtes Kuscheltier, was gerade in tausend Fetzen vor seinen Augen zerstört wurde. Doch es zersprang nicht, sondern wurde von zarten, wenn auch arbeitsreichen Händen aufgefangen. Der Junge und die Mutter hielten inne, während die für die fremde Frau noch einmal einen Blick auf das Display warf. Darauf zu sehen war das Bild eines Jungen mit einem beigen T-Shirt und grünen Haaren, welcher gerade mit einem Stift in einem Buch schrieb, während der virtuelle Regen sanft an dessen Fensterscheibe herunter lief, wobei im Hintergrund die sanfte Klaviermusik spielte. Mit einem ebenso sanften Lächeln reichte die fremde Person dem kleinen Jungen das Handy. Der kleine Junge begann daraufhin, die fremde Person mit seinen mickrigen braunen Augen leuchtend anzuschauen und sogar vor Bewunderung leicht zu schimmern. Und erst als die fremde Person es ihm mit den Worten. ,,Hier hast du es wieder.” übergab, erinnerte sich der Junge daran, das auch er noch sprechen konnte.

Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt