Pläne für die Zukunft

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So wanderte Dave durch die triefende Nässe, während zumindest am Himmel die dunkelgrauen Wolken gegen die fast schon schneeweißen wichen. Mehr und mehr ließen sie das  Sonnenlicht durch schimmern, während die Böden beinahe zu einer gänzlich glänzenden Masse wurden. Dave sog noch einmal die beinahe schon fast vormittägliche Wärme durch seine Nasenlöcher ein. Die kühle Luft des Regens war nur noch herb zu riechen, stattdessen wechselte diese zu einem schwül warmen Wind. Zog etwa trotz des nun schönen Wetters schon bald  ein Gewitter heran ? Er hoffte nicht, immerhin wollte er noch völlig trocken bei Lillia und Wilbur ankommen ! So watschte er weiter zur Untergrundbahn und nahm den nächstbesten Zug. Indessen war im Haus Wilburs Laune deutlich  für alle Beteiligten zu spüren und selbst noch für die umliegenden Nachbarn deutlich zu hören.
,,Ich hab nichts gegen Mr. Flanell, aber dieser Hund ist die reinste Katastrophe !!!!"
,,Nun reg dich nicht auf Wilbur…Sundance ist zwar ein schwieriger Hund, aber man muss das verstehen. Er ist mit 2 Jahren noch ziemlich jung.", beschwichtigte Lillia, die in einem dunkellilafarbenen Hausmannsanzug auf ihrem Stuhl in der Küche saß und versuchte ihren Verlobten zur Ruhe zu bewegen. Was anscheinend auch Wirkung zeigte. Ihr Verlobter lehnte sich schlussendlich, wenn, auch leicht verkrampft, am Spülrand und hielt seine Tasse mit dampfendem Kaffee unruhig fest. Und dennoch nahm er zärtlich einen Schluck, was Lillia hingegen mit einem leichten Schmunzeln kommentierte. In ihren Gedanken herrschte die Idee eines nachträglichen noch romantischen abends als nur ein Dinner mit Bowling. Sie stellte sich vor, wie Wilbur und sie allein nach Hause kommen würden. Mit leicht verschwitzter Kleidung durch die warmen Raumtemperaturen des Bloomsbury Lane Hotels und dann…nur sie beide allein in ihrem persönlichen Fitnessraum mit ihren eigenen körperlichen Düften, die sich womöglich immer mehr  unter Lillias und Wilburs Stöhnen mischen würden. Ein paar aufgestellte und brennende LED Kerzen an den Rändern des dunkel gehaltenen Wohnraumes und mitten zwischen den verschiedenen Geräten von Laufband, Hantelbank und Medizinbällen sie beide. Ein überglückliches Prickeln überkam Lillia bei dieser Vorstellung ihren Wilbur voller verlangen auf die Hantelbank zu drücken, ihn wie eine Zwiebel aus seiner Kleidung zu schälen und ihn darauf ungestüm, aber auch teilweise sehr zärtlich zu reiten, damit er einen Vorgeschmack auf die noch hiesige und bevorstehende Hochzeit bekommen mochte. Es war ein Verlangen nach so viel mehr !!! Unbewusst musste Lillia sich dabei mit der Zunge über ihre Lippen fahren. Es war ein unglaublich erregender Gedanke.
Als Wilbur schließlich Lillias Blick von der Seite erkannte, zog er schelmisch seine Augenbrauen zusammen.
,,Mhm…wenn ich meine schnurrende Lil nun so ansehe…dir geht doch irgendein schmutziger Gedanke durch den Kopf.", stichelte Wilbur und Lillia nickte offen. Versuchte erst gar nicht diese Gedanken für sich zu behalten. Ohne einen weiteren Kommentar erhob sie sich, strich behutsam mit einem ihrer Hände über den Tisch und blieb genau vor ihrem Verlobten einfach stehen.
,,Stimmt. Ich hab mir gerade vorgestellt, wie es mit dir heute Abend nach unserem Bowling Besuch sein wird…Spaß im unbekannten Terrain, wenn du es verstehst."
Dieser letzte Satz hatte Lillia beinahe hauchend an sein Ohr geflüstert, was Willbur selbst mit einem leichten Keuchen quittiert hatte, wobei er für wenige Sekunden seine eisblauen Augen geschlossen und sein Duft nach Mandelholz verführerisch aus seinen Poren quillte, was Lillia nur noch mehr dazu bewog ihren Körper an seinen anzuschmiegen.
Dann öffnete er seine Augen langsam wieder und griff mit seiner anderen und freien Hand nach einer von Lillias blass braunen Strähnen. Die er zart und sanft zu streicheln begann. Lillia erkannte sogleich den liebevollen Blick ihres Verlobten und lächelte ihn im Gegensatz sogleich an.
,,Du bist unglaublich Lil, aber dafür liebe ich dich. Lass es uns heute Abend tun zum Abschluss aus unserem alten Leben, bevor wir zusammen in ein komplett Neues starten."
Heftig begann das Fräulein mit den blassbraunen Haaren zu nicken und begann Willbur spontan zu umarmen, der beinahe völlig überrumpelt und fast ein paar Kaffeekleckse auf ihren Anzug geschüttet hätte. Doch als er ihre intensive Wärme an seinem weißen Hemd spürte und ihren herrlichen Lavendelduft einatmete, der den Sommer noch ein bisschen mehr an diesem herrlichen Mittagmorgen erfrischte und perfekt machte. Langsam und ohne kaum ein Geräusch zu machen, stellte er die Tasse auf dem Spülsims ab und erwiderte ihre starke, aber doch zärtliche Berührung.
,,Ich hab dir das schon so oft gesagt Lil, aber heute möchte ich es gerne noch einmal ein bisschen mehr vertiefen. Ich werde immer für dich da sein, Lil, weil ich dich liebe ! Verzeih mir, dass ich daran gezweifelt hab, als Mr.Flanell…"
Mit einem Mal, schoss Lillias brauner Haarschopf nach oben und blickte ihn verträumt an.
,,Das ist längst vergessen Wilbur…was zählt ist, dass wir uns lieben und diese Liebe ist stärker als jenes andere Band. Weil wir einfach zusammen gehören ! "
,,Ja…da hast du Recht Lil.", entgegnete er und gab ihr zärtlich einen Kuss auf das zuvor gewaschene Haar. Natürlich ein Duft von Lavendel. Und während Lillia und Willbur sich weiter fest umarmten, atmete Martha stillschweigend, aber auch mit einem zaghaft, neben dem Eingang des Raumes, ein und aus. Das Sonnenlicht war bereits flutend auf dem Gang zu sehen und setzte den malerischen Wasserfall wunderschön und glitzernd in Szene. Gab es etwas Schöneres als diese beiden Hausbesitzer glücklich zu sehen, indem sie nun wohnten ? Noch einmal seufzte Martha stillschweigend auf.
Womöglich nicht und dennoch…was würde eigentlich passieren, wenn die beiden von ihrem früheren Leben erfuhren? Würde sie erneut auf der Straße landen, wo sie zuletzt gehaust hatte ? Seit sie 10 Jahre alt war, hatte sie das Haus ihres Vaters überstürzt verlassen. Lebte danach auf der Straße, musste sich unter anderen Obdachlosen in den verlassenen und schmutzigen Gassen von London erbitterte Kämpfe ums Überleben liefern. Bis sie mit 18 Jahren von einer Stripperin angesprochen wurde. Eine Gänsehaut überkam Martha nun…an diese Zeit wollte sie nie mehr zurück denken. Für sie war es ein sehr sensibles Thema und hätte sie damals tatsächlich die Wahl noch einmal getroffen…dann wäre sie lieber auf der Straße geblieben, hätte nach Erde, und Abfall gerochen anstatt die Qualen als Stripperin und Nutte zu arbeiten noch einmal zu ertragen…ja das war sie gewesen eine Schlampe wie manch einer sie auch bezeichnete und sie hasste sich dafür ! Ungewollt stiegen ihr Tränen
in die Augen. Dass sie nun hier ein renommiertes Leben führen durfte…war das überhaupt gerechtfertigt ?
Und erneut kamen ihr wieder die Worte jenes alten Mannes in den Sinn, der sie wie ein kleines Kind an die Hand genommen hatte und sagte: ,,Mach dir keine Sorgen, Martha, ab jetzt wird es dir besser gehen. Für heute und in Zukunft."
Sogleich begann sich Marthas Herz in ihrem Inneren zu verkrampfen und ein ungewollter Weinkrampf überkam sie nun.
Sie hatte es einfach nicht verdient !!! Wieso dürfte sie leben und er…
Kurz darauf zerstoben Lillia und Wilbur bei dieser Heulattacke auseinander, als hätte ein Blitz zwischen ihnen eingeschlagen. Ohne noch eine Sekunde zu zögern, stolperten sie auf den Flur, wo sie auch schon Martha weinen sahen.
,,Martha, was hast du denn ? Martha !", aber keiner von Lillias Worten drang zu ihr durch. Sie weinte weiter, lauter und schluchzender als zuvor und schlussendlich nahm Lillia sie tonlos in den Arm. Ließ Marthas Traurigkeit freien Lauf, während Wilbur stillschweigend, aber mit gesenktem Kopf daneben stand. Keiner von den beiden konnte die Zerrüttetheit ihrer Hausdame verstehen, aber eines wussten sie. Sie wollten für sie da sein. Denn sie gehörte schon jetzt nach rund einer Woche, zu ihrer Familie. Als eine gute Schwester, die immer da war, wenn man sie brauchte ! Dass dahinter noch ein düsteres Geheimnis steckte, wusste niemand…

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