Entsagungen

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Gläser klirrten sanft im hellen Salon, als Wilbur und Lillia eintraten und sich sogleich umschauten. Überall waren runde Tische aufgestellt, ausgestattet mit weinroten Stofftischdecken, mit einer weißen Kerze in einem goldenen Metallständer und einer weißen Marmorvase, in denen weiße Rosen standen. 

,,Ach ein Traum Wil. Es kommt mir vor, als würden wir heute schon heiraten."

Stumm schmunzelte er, bevor er zu nicken begann. 

,,Ja Liebes. Aber denk dran, heute ist nur der Junggesellenabschied. Obwohl…anscheinend haben uns Kari und Dave verlassen." 

Bei seinem letzten festen Satz, begann Lillia ihn mit einem skeptischen Blick anzusehen, ehe sie noch einmal ihre Sichtweise in Richtung Treppe schweifen ließ. 

,, Anscheinend schon.", gab sie niedergeschlagen zu, wobei Wilbur noch einmal kurz auflachte. 

,,Nun ja…immerhin haben die beiden ja auch ein ungeheures Interesse aneinander. Lassen wir sie doch einfach machen.  Unseren Junggesellenabschied stehen wir heute auch noch zu zweit durch bis zu unserem morgigen grandiosen Tag."

Bei dieser optimistischen Aussage von ihm begann Lillia selbst lachend mit dem Kopf zu schütteln. 

,,Ja. Ich finde es auch zum Schießen, dass wir beide allein unsere Unschuld verlieren, bevor wir am nächsten Tag zu Mann und Frau gekürt werden." 

In diesem Moment beugte sich Wilbur noch ein Stück näher an Lillia und begann ihr etwas charmant und leise ins Ohr zu flüstern. 

,, Eigentlich haben wir schon längst unsere Unschuld verloren und heute nach dem Essen…werde ich sie dir erneut rauben."

Eine Gänsehaut durchfuhr Lillias Körper. Dieser Hauch von Erotik in ihren Ohren. Oh große Güte, am liebsten hätte sie dieses Essen abgesagt und wäre gleich mit ihm in einer Ecke des Raumes verschwunden. Diese Worte hatten sie schon jetzt angetörnt und sie fragte sich, was dann erst in der Nacht los sein würde. 

Doch noch ehe Lillia ihre Gedanken darüber noch vertiefen möchte, kam auch schon ein schlanker Kellner auf sie zu und begann ihnen eine Frage zu stellen. 

,, Willkommen im Bloomsburry Lanes…darf ich um ihre Namen bitten ?"

,,Lillia Redford und Wilbur Wells."

Blitzschnell hatte der Kellner aus seiner Brusttasche ein kleines Notizheft herausgezogen, welches er aufschlug und kurz darauf zu nicken begann. 

,,Ja Sie sind gemeldet. Zusammen mit einer Karlotta Belling und einen David Flanell."

,,Genau. Im Augenblick sind Sie noch unpässlich. Wäre es Ihnen vielleicht möglich, nach Ihnen zu schicken."

,, Natürlich Miss. Aber zuerst geleite ich Sie zu ihrem Platz. Laut meinen Informationen beziehen Sie den Tisch 12. Folgen Sie mir bitte." 

Auf diese kurze und knappe Bitte des Kellers, ließen sich die beiden wortlos von ihm zu ihren Platz bringen, den sie auch stillschweigend bezogen, während der Kellner kurz darauf aus ihrem Sichtfeld verschwand. 

,,Das Bloomsburry Lanes, verspricht wirklich nicht zu viel. Nobel sogar beim Personal.", meinte Lillia, die ein wenig verträumt die Blumen zurecht rückte und noch ein wenig mehr nach rechts stellte, um Wilbur gegenüber besser sehen zu können. 

,,Ja, aber es tut uns beiden einfach Mal wieder gut hier im Restaurant essen zu gehen."

Lillias Lächeln wurde breiter. 

,,Was aber nur ein harscher Zufall ist, weil ich die Karten gewonnen habe. Sonst hätten wir den Abend garantiert mit Popcorn und Limo vorm Fernseher verbracht und das Fußballspiel: Manchester United gegen Real Madrid spielen gesehen."

,,Stimmt. Was definitiv auch kein Fehler gewesen wäre.", entgegnete Wilbur sanft, wozu seine Angetraute nickte. 

Immerhin hatten sie bislang selten Streit gehabt. Und dieser Moment spiegelte ihren tiefen Zusammenhalt wider. 

Währenddessen schienen um Karlotta und Dave die Menschen ein und auszugehen mit teils murmelnden Gesprächen. Anscheinend alles Pärchen, doch für die Kellnerin des Sweet Coffee Shop und dem Hochzeitsmanager schien die Zeit einfach stehen geblieben zu sein. Eine gefühlte Ewigkeit standen sie sich gegenüber bis plötzlich ein smarter dünner Hering in einem weißen Hemd und einem roten Sakko, mit  schwarzer Hose und ebenso schwarzen Schuhen hinter Dave aufgetaucht war und sich dezent räusperte. 

Karlotta hob daraufhin ihren Kopf und ihre strahlend blauen Augen trafen auf die, des anscheinenden ungeduldigen Fremden, der sogar noch in seiner rechten Hand gar ein weißes Geschirrtuch trug. Kein Zweifel  es war ein Kellner ! Langsam löste sich Karlotta von Daves Körper, der sich nun auch dem Fremden zu wandte. 

,, Entschuldigen Sie….Miss Redford und Mr. Wells lassen Fragen, wann Sie sich zu Ihnen an Tisch 12 setzen werden ?"

Dabei schaute ein wenig mitleidig zu seiner Geliebten und Karlotta erwiderte diesen Blick mit einer gewissen Sehnsucht. Könnten Sie in dieser Situation tatsächlich noch ein Mahl zu sich nehmen ? Wie als ob Dave gerade eine Tennisschlacht verloren hätte, seufzte er niedergeschlagen auf und nickte dem Fremden stumm zu, doch noch ehe er etwas sagen konnte, fiel Karlotta ihm dazwischen. 

,,Richten Sie den beiden Gästen aus, wir haben uns anders entschieden."

Fassungslos fiel Daves Blick auf Karlotta, die jedoch ihren Blick zielgerichtet auf den Kellner beibehielt. Der Fremde nickte ihr zu und schritt eiligst die Treppen hinauf. 

Noch einmal wendete Dave den Blick wieder zum Kellner, der bereits aus ihrem Sichtfeld verschwand, ehe er erneut zu Karlotta schaute. 

,,Kari was soll denn das ?! Wilbur und Lillia sind heute hier und jetzt  bei ihrem Junggesellenabschied. Wir können sie doch nicht einfach so enttäuschen !"

Ein mattes Lächeln huschte auf das Gesicht des rotblonden Fräuleins. 

,,Wir enttäuschen sie nicht. Wir flunkern eben nur ein bisschen. Immerhin merke ich es doch, wie sehr dich die Sache mit Terencino und Sam mitnimmt. Eine Frau hat dafür sensible Antennen um sowas  mit zu bekommen und ich bin eben nicht gefühllos. Außerdem denke ich schon, das noch ein Besuch in Terencinos Vier Wänden dir gut tun mag. Um egal wie es mit ihm weitergeht, dir beim Ordnen der Gedanken helfen könnte."

,,Woher weißt du, das ich bei Terencino Zuhause war ?"

Diesmal lächelte Karlotta noch breiter. 

,,Diesen Anzug hattest du, als du in ein Taxi gestiegen bist, nicht angehabt und wenn ich sie mir sehr genau ansehe, sind sie definitiv nicht maßgeschneidert. Ergo sum…Es sind nicht deine Kleider."

Nun kehrte auch bei Dave ein schmales Lächeln ins Gesicht zurück. 

,,Da muss ich wohl Miss Marple Recht geben. Ja, ich war tatsächlich dort. Rafaela hat mir die Schlüssel im Krankenhaus gegeben, damit ich hier noch rechtzeitig zu dieser Verabredung komme. Mit dieser Wendung hier habe ich allerdings nicht gerechnet." 

,,Um ehrlich zu sein. Ich zuvor auch nicht. Aber wir sollten gehen. ", sagte Karlotta und berührte ihn flüchtig am Arm. Doch Dave verstand ihre zärtliche Geste und folgte ihr hinaus. Hinaus in die noch immer ziemlich stürmische und regnerische Nacht. 

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