Aspekte des Lebens

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Nach einigen Stunden und gefühlte 4 Stunden Kindermusik später, verließen die Kinder inklusive Stella und ihre Betreuerin fröhlich die Geburtstagsfeier. 
Karlotta ließ einen gehörigen Seufzer von sich geben, wobei ihr sogar der kleine Partyhut auf ihre Stirn rutschte. Sarah kommentierte dies nur mit einem kleinen Grinsen. 
,,Jetzt siehst du wie ein kleines Einhorn aus, es fehlt nur noch der gehörige Prinz Dave dazu." 
Auf diese Aussage, wurde Karlotta knallrot im Gesicht und schaute ihre Kollegin nur verstohlen an. Seitdem die Muffins serviert waren, hatten sie und die Kinder diese Hüte aufgesetzt. Und es hatte ihnen beide tatsächlich Spaß gemacht die Heimkinder zu bewirten und ihnen ausgelassenen Spaß Musik, Tanz und vor allem guten Essen, die Stunden zu versüßen. Aber nun…Karlotta schluckte. Wie würde es vielleicht heute Abend mit Dave allein in seiner oder ihrer Wohnung sein ? Könnten sie sich ganz normal über Themen unterhalten oder würde es vielleicht auf heißen Sex hinauslaufen? Die Vorstellung, Dave langsam auszuziehen und ihn sogar zu reiten…Karlotta sog scharf die Luft ein und verscheuchte diesen Gedanken wieder. Nein, es war noch viel zu früh, an so etwas zu denken. Dave hatte immerhin einen schweren Unfall gehabt, bei dem es seinen Freund und Kollegen sogar noch schlimmer erwischt hatte. Da war Lust fehl am Platze. Sogleich verwandelte sich Karlottas Wut in Resignation und starrte auf den Fußboden.
,,Diese Gefühle sollten fürs Erste im Keim erstickt bleiben. Dave hatte einen wirklich tragischen Unfall und…nun ja sein Freund noch viel weniger Glück." 
Ruckartig fanden sogleich Sarahs Daumen und Zeigefinger ihr schmales Kinn und zog es zaghaft zu sich herüber. Unweigerlich trafen Sarahs ernste blaue auf die beinahe wässrigen blauen Augen von Karlotta. 
,,Was meinst du mit seinem Freund?"
 Sarah runzelte  mit der Stirn, wobei Karlotta erneut betrübt zu Boden schaute. 
,, Dave…Dave war während des Unfalls nicht allein. Sein Freund hat ihn abgeholt und sie sind zusammen gefahren. Er liegt immer noch schwer verletzt im Krankenhaus. Ich hoffe nicht, dass er sterben muss. Denn…"
Doch weiter kam Karlotta nicht, die Vorstellung, das sie der Auslöser für Daves und Mikels  vielleicht todbringende Situation war, überkam sie nun. Von einem Moment auf den Anderen fühlte sie sich kraftlos und unglaublich machtlos. Mit ihrer rechten Hand konnte sie nur noch die daneben stehende Stuhllehne zu fassen bekommen und  ihren Sturz abfedern, während ihr Partyhut mit einem lauten Ploppen zu Boden fiel. 
Ihre blonde Kollegin reagierte jedoch sofort und hielt ihren eigenen linken Arm vor Karlottas Brust, damit sie nicht umkippte. 
,,Lolarta!" , schrie sie dabei schon fast heiser und sah sie besorgt an. Karlottas Gesichtsfarbe war mit einem Schlag kreideweiß geworden. Und ihre Augen  waren gläserner als sonst. Sie schien mit ihren Gedanken weit weg zu sein. Indessen war auch Charly wie vom Teufel besessen von seinem Platz aufgesprungen, als er einen kurzen und zufälligen Blick auf die beiden Damen geworfen hatte. Im hohen Bogen landete dabei seine Zeitschrift auf der Fensterbank und sein schwarzer Cowboyhut flutschte vom Kopf  auf dem Boden. So schnell er konnte, war er bei Sarah und half ihr Karlotta auf den Stuhl zu setzen. 
,, Lolarta nun komm doch Mal wieder zu dir. Lo…! ", rief Sarah verzweifelt, als sie ihre Arbeitskollegin teilnahmslos am Tisch nun sitzen sah, währenddessen war Charly in die Küche gehuscht und hatte eine Flasche Mineralwasser aus dem gläsernen Getränkefach herausgeholt. 
Kurz darauf war er wieder an Sarahs Seite und drehte die Flasche auf. 
,,Das müsste die Gute Scharlotta wieder aufheitern.", entgegnete er ruhig, öffnete den Verschluss und flößte ihr das Getränk peu a peu ein. 
Schließlich begann Karlotta zu Husten und schlug reflexartig mit der rechten Hand gegen das Gefäß. Einige Spritzer landeten auf dem krümeligen Tisch, während Sarah einen befreiten Seufzer ausstieß. 
,,Na Gott sei Dank." 
Charly nickte selbstbewusst, stellte die Flasche auf den Tisch, drehte den Deckel wieder zu und schaltete schlussendlich das Kinder Gedudel der CD aus.
,,Was…was ist denn los ?", fragte nun Karlotta zaghaft, als sie sich umsah und in die Gesichter von Charly und Sarah schaute. 
Der Cowboy zuckte nur unwirsch mit den Schultern. 
,,Keine Ahnung…vielleicht hast du einfach nur zu wenig getrunken. Wenn ich bedenke, wie du heute früh wie ein Wirbelwind hier herein geschneit bist…" 
Auf seine Worte begann das rotblonde Fräulein ihn nur perplex an zu blinzeln.
,, Was auch immer es war …es war definitiv nicht deine Schuld.", entgegnete Sarah nur, wobei sie ihre rechte Hand in Karlottas Schulter krallte. 
Ein unangenehmes Gefühl überkam die Rotblonde erneut, zwar hatte sie während des Falls einen ganz plötzlich Verlust ihrer Sinne, aber nun…nun tauchte ihr letzter Gedanke erneut auf. Wäre sie nicht einfach von ihrem Emotionen übermannt worden, dann wäre das doch nie mit dem Autounfall passiert. Demzufolge war es doch ihre Schuld ! Reflexartig begann sie, ihre Hände zu zitternden Fäusten zu ballen. Ihre innerliche Zerrissenheit war für beide Außenstehende förmlich zu spüren, woraufhin Sarah ihren festen Griff lockerte und ihre Hand langsam einfach von ihrem Rücken hinunter gleiten ließ. Es hatte keinen Sinn ! Karlotta ließ sich nicht aus ihrer starren Phase herausreißen. Und dennoch…es tat ihr weh, sie so zu sehen. 
Charly begann seinen Unmut mit einem lauten Seufzer Luft zu machen. 
,,Ach was soll's. Scharlotta wird schon wissen was sie da tut. Ich geh in den nächstbesten Kiosk und hol mir nen Bier. Hier herrscht ja regelrechte Trauerstimmung."
So kehrte er ihnen den Rücken zu, kratzte seinen Hut vom Boden auf und hob beim Verlassen nur noch die Hand, ohne sich umzudrehen. Sarah hingegen stemmte ihre Hände in die Seiten und warf ihm einen bitterbösen Blick zu. 
,,Oh, das ist so typisch Mann. Wenn's brenzlig wird, verschwinden sie !" 
,,Du weißt dass das nicht stimmt. Jeff war nicht so."
,,Nein, das….das war er wirklich nicht.", gab Sarah kleinlaut zu uns ließ ihre Hände am Körper baumeln, wobei sie ihre Freundin wieder musterte. Der betrübte Blick hatte sich noch nicht verändert. Innerlich verzweifelte die Blondine…wie sollte sie nur Karlotta wieder aufheitern? 
Indessen hatte sich Sam soweit wieder gefangen, das er gar bereit war, die Musikanlage in der Lagerhalle anzustellen und ließ sich vom gefühlvollen Rhythmus von East 17 mit ,,Stay another day beim reintragen der Blumen mitreißen. 

,, Unglaublich, dass Lillia Redford und Wilbur Wells bei diesem Song auf die Bühne schreiten und ein paar Worte zu den Gästen nach der Trauung  sagen werden. Ich glaube, von allen Hochzeiten wird diese hier am Kuriosesten und dennoch am Schlichtesten werden."
Bei diesen Worten seines blondhaarigen Freundes nickte Dave mit einem sanften Lächeln. Es stimmte schon, manchmal war Arbeit die beste Ablenkung und was gab es schon tolleres, als Menschen zusammenzubringen, insbesondere die die zusammengehörten ? Obwohl es natürlich auch Sorten von Menschen gab, die nach ihrer Trauung oder sobald das erste Kind zur Welt kam, die Scheidung einreichten. Tja, manchmal war der Beruf auch zum Heulen. Aber bei Lillia und Wilbur, hatte er ein gutes Gefühl. 
,,Also nun sag schon…du hast diese Karlotta angesprochen. Wer ist sie ? Wie hast du sie kennen gelernt. Ich meine…in dem Brief stand noch nichts von einem rotblonden Fräulein so wie du es mir vorhin erklärt hast." 
Mit einem Ruck stellte er einen Bund rote Rosen auf einen der Tische ab. Und kratzte sich verlegen den Hinterkopf.
,,Mhm nun ja…du weißt ja, das ich vor Kurzem in diesem Wohnkomplex eingezogen bin außerhalb von London und…nun ja sie wohnt auch da drin und so begann das Ganze." 
Belustigend prustete Sam los. 
,,Also echt und ich dachte, sowas passiert nur im Film." 
Charmant und grinsend begann Dave ihn einen ebenso belustigenden Blick zu zu werfen. 
,,Das musst du gerade sagen, der von der Frisur und Figur wie MacGyver aussieht." 
Mit einer gespielten Eitelkeit ließ Sam seine linke Hand durch die Haare fegen. 
,,Na und… Mir gefällt sie so, wie sie ist. Es ist nur schade, dass in den 90ern dieser tolle Hype verloren gegangen ist." 
,,Nun ja wärst du in den 80ern auf das College gekommen, warst du der Mädchenschwarm aller Zeiten geworden.", stichelte Dave. Sogleich hob Sam abwehrend die Hände. 
,,Oh bloß nicht. Ich hätte mir zwar gerne mehr Freunde außer dich und…naja ihm gewünscht, aber nicht gleich nen Taubenschlag voller Mädchen." 
Die letzten Worte lächelte Sam nur noch schwach. Die Stimmung von Mikels derzeitigen Zustand war immer noch etwas, womit Sam schwer beschäftigte. 
Und das blieb auch Dave nicht verborgen. 
,,Nun jedenfalls werde ich Karlotta nachher um 13 Uhr abholen und davor muss ich nochmal zu Miss Lillia Redford. Anscheinend hat mein Hund ihren Garten verwüstet."
,,Nun ja so wie ich Sundance kenne, wird er wohl den gesamten Garten umgegraben haben."
,,Sag nicht sowas…bin froh, das sie mir davon kein Foto geschickt hat. Ich glaube dann würde ich vor Schock tot umfallen."
Sam setzte ein schönes Grinsen auf. 
,,Na das würde ich ja zu gerne sehen, aber ich denke es wird Zeit, dass du dich langsam auf den Weg machst, sonst verpasst du noch das Treffen mit Lillia und Karlotta. Bin auf deine Süße, echt sehr gespannt.", meinte Sam, nachdem er noch einmal einen Blick auf seine Armbanduhr geworfen hatte. 
Daves Gesicht lief ein wenig rot an, aber er versuchte sogleich wieder zu einer gefassten Haltung zurück zu finden. 
,,Ehm…ja. Schaffst du es erstmal allein ?", fragte der schwarze Lockenkopf nochmal nach. 
Sam ließ seinen Blick spielerisch durch die Gegend schweifen. 
,,Naja es wird mich wohl alles noch abverlangen die Decke in Weiß zu streichen aber…"
,, Quatschkopf !", warf Dave ebenso spielerisch ein und verabschiedete sich mit einem. ,,Wir sehen uns in 2 Stunden. " Und verschwand mit seiner Tasche durch die Tür. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört und vereinzelt ließen sich sogar fadenscheinige Sonnenstrahlen durch die massive dunkle Wolkendecke blicken. Und es bestätigte ihm doch noch…nach Regen konnte Sonnenschein folgen…

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