Liebe geht durch den Magen

5 1 6
                                    

Schweigsame Minuten vergingen in dem Zug, welcher mit fast einer schwebenden Leichtigkeit nach London fuhr. Kein Mensch war bei dieser flimmernden Hitze, die draußen herrschte, in den mittlerweile kühlen Wagon eingestiegen. Worauf wartete denn Dave eigentlich? Ging es etwa um Lillia? Wenn Karlotta so überlegte…er hatte ihr die Kleidung noch nicht wieder zurückgebracht. Waren sie etwa eingelaufen ? Wenn ja, wäre es ja  auch nicht so schlimm gewesen oder wollte er ihr etwa ? Aber nach so kurzer Zeit…und was sollte sie denn darauf sagen ? Sie kannte Dave doch noch gar nicht so lange !!!
Unwillkürlich begann Karlotta mit ihren Zähnen auf ihre Unterlippe zu beißen. Man war das verzwickt ! Indessen begann Dave ein klein wenig genervt zu seufzen und begann seine Hand von ihrer zu lösen, während er zugleich seinen Rücken an die blaue Lehne drückte.
,,Ich kann mir vorstellen, was du denkst, Kari…aber auch für mich wäre das noch viel zu früh dir in irgendeiner Weise…"
Doch Karlotta machte der Rede schnell ein Ende.
,,Sprich es nicht aus…sowas bringt Unglück."
Daraufhin erntete das rotblonde Fräulein ein charmantes Lächeln von Dave.
,,Dann werde ich es nicht tun. Aber es ging wirklich jetzt nicht darum. Worüber ich mit dir sprechen wollte ist, wie wir den heutigen Tag am besten nutzen."
Nun zog auch Karlotta ihre freie Hand vom Tisch weg und lehnte sich mit einer gekonnt hochgezogenen Augenbraue ebenfalls zurück.
,,Wie meinst du das ? Ich dachte du und ich dekorieren zusammen mit Sam und Anastasia gleich die Halle und am Abend gehen wir dann mit Lillia und Wilbur ins Bloomsburry Lane Hotel !"
,,Ja so ist auch der Plan nur mit einer kleinen Änderung…ich werde nicht die ganze Zeit mit in der Halle dekorieren. Ich wollte noch einmal am späten Nachmittag zum  Krankenhaus fahren und mich erkundigen, wie es Terencino geht. Wer weiß… vielleicht möchte auch Sam gleich mitkommen. Immerhin ist auch er sehr mit ihm…nun ja befreundet.", presste Dave die Worte mühsam hervor und Karlottas Gesichtszüge entspannten sich dabei deutlich.
,,Das ist verständlich."
,,Aber da wäre noch etwas…"
Auf seine sachlichen Worte begann das rotblonde Fräulein ihn überrascht anzusehen. Was gab es denn da noch zu sagen ?
,,Es geht um Martha…Lillia hätte vorhin gemeint, sie wäre sehr niedergeschlagen gewesen und auch sie selbst belastet ein wenig der Verbleib von Jeremy Mils. Um ein Haar hätte Lillia sogar unser Treffen abgesagt. Aber ich habe gesagt, ich würde eine Lösung dafür finden."
,,Und…hast du eine ?"
,,Natürlich…Sundance ist unser Joker.", meinte Dave, der noch einmal kurz über das Fell seines Haustiere kraulte, der daraufhin gar wie auf Kommando einmal auf bellte. Skeptisch ließ Karlotta jedoch einen Blick auf den rehbraunen Hund fallen, der sie jedoch mit treuherzigen schokoladenbraunen Augen ansah.
,,Mhm…und du meinst wirklich Sundance könnte Martha trösten ?"
,,Es wäre zumindest einen Versuch wert. Da ich aber zum Krankenhaus fahren möchte…würde es dir etwas ausmachen, ihn zur Villa zu bringen?"
Sogleich lächelte Karlotta.
,,Unwahrscheinlich gerne. Ich hätte selbst am liebsten gerne Mal einen Hund gehabt. Nur damals haben es meine Eltern nicht erlaubt und  diese Wohnung habe ich auch erst seit drei  Wochen. Das restliche Geld ist in Essen und in die Möbel geflossen, sodass ich noch kein neues Puffer hatte, um mir auch noch einen Hund anzuschaffen."
Plötzlich konnte  Karlotta in ihrem Magen ein  heftiges und lautes Grummeln fühlen, das sogar als lautes Geräusch für die Umwelt ertönte, wobei der Hund nur noch seinen Kopf schief drehte. Leicht hob das rotblonde Fräulein ihr Haupt und sah für nur wenige Millisekunden Dave in die Augen, der sie jedoch mit einem amüsanten Grinsen ansah. Kurz darauf glitt ihr Blick sogleich ihrem eigenen Boden, wobei sie jedoch ihren Mund ein wenig spitz hielt. Es war ihr peinlich! Aber dennoch war sie im Inneren froh, ihren ,,Schatz" ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert zu haben. Sie fühlte sich, als ob tausend Schmetterlinge gleichzeitig in ihrem Bauch tanzten, trotz des leeren Gefühls, welches sie gerade besaß.
,, Anscheinend hat meine Liebe Kari Hunger. Ergo sum…wir sollten sogleich am Bahnhof in London uns einen Imbiss gönnen. Und wenn ich ehrlich bin…ich hab auch Hunger, aber PS …nicht weitersagen."
Bei den letzten drei Worten hatte er seinen rechten Zeigefinger an seine Lippen gehalten und sein linkes Auge für wenige Sekunden zu gedrückt.
Über diese Geste, die Karlotta zu Anfang aus ihren Augenwinkeln wahrgenommen hatte, musste sie wie ein Honigkuchenpferd grinsen. Sie konnte nicht anders, sie musste ihn direkt ansehen und tat es auch prompt . Unglaublich, wie sie einem Mann nur so verfallen konnte ?!
Kurz darauf war es zwischen ihnen still geworden. Durch die erst extreme Hitze und dann die anschließende Kühle, fielen Karlotta ohne daß sie es wollte die Augen zu und Dave musterte sie stillschweigend, während er ab und an weiter Sundances Ohren kraulte, der dabei auch ab und an hechelte und sein Herrchen anschaute, aber der hatte nur Augen für seine rotblonde Schönheit.
,,Kari.", entfuhr es ihm leicht durch seine Lippen. Immer wieder kamen ungewollte Bilder von ihrer vielleicht wundervollen Zukunft hoch. Wie es wohl wäre, wenn sie abends beim Schein seiner Leselampe im Sessel in seinen Armen liegen würde ? Er, der ihr dabei leise die Nachtlektüre in ihren Ohren flüsterte. Ob sie das wohl auch erneut zum Kichern bringen würde? Sie sah doch jetzt schon so süß aus. Wie würde ihr da noch ein Pyjama stehen ? Schwer begann Dave zu schlucken. Er musste aufhören, gerade solche Gedanken zu haben ! Immerhin wusste er doch noch gar nichts Richtiges über sie ! Aber das wollte er unbedingt ändern und das Essen wäre bestimmt ein guter Zeitpunkt dafür ! Sie schon einmal ein bisschen mehr kennen zu lernen! Und auf den Abend…oh ja, der würde ihm bestimmt noch mehr Klarheit bringen. Aber optisch, davon war er überzeugt, passten sie schon Mal.
Als der Zug nach weiteren 40 Minuten endlich hielt, begann sich Dave von seinem Sitzplatz zu erheben und drängelte sich an seinem Hund vorbei, der ein wenig murrte. Ihm schien es gar nicht zu gefallen, das die Kraul Runde nun so plötzlich beendet wurde. Währenddessen hatte der schwarze Lockenkopf nur Augen für die weibliche Schönheit vor ihm. Eigentlich war es ja fast ein Verbrechen sie zu wecken, aber es müsste einfach sein. Langsam und behutsam streckte Dave seine linke Hand nach ihr aus und rüttelte an ihrer linken Schulter.
,,Hey Kari…wir sind da."
Langsam flatterten die schwarzen Augenlider der jungen Dame, woraufhin sich zwei müde blaue Augen öffnete und ein herzhaftes Gähnen anschloss. Ja, sie hätte am liebsten noch etwas länger geschlafen, aber ein erneut schmerzhaftes Magengeräusch erinnerte sie wieder an eine gewisse Tatsache !
,,Ja lass uns was essen. "
War ihre Aussage und erhob sich samt ihrer blauen Tasche. Dave und Sundance stiegen dabei zuerst aus, während Karlotta noch schnell ihr Handy in die Hand nahm. Sie wollte es gerade einstecken, als sie es sich noch einmal anders überlegte. Und  erneut das schwarze Display betrachtete. Ob Sarah wohl jetzt ans Handy ging ? Schnell begann Karlotta es noch einmal zu entsperren und konnte sogleich 2 Nachrichten in WhatsApp auf linken sehen. Schnell tippte sie auf die App und erkannte, das es jeweils eine Nachricht aus zwei verschiedenen Chats waren. Einmal eine von Lillia und zum Glück ein Lebenszeichen von Sarah ! Karlotta ließ die erste von Lillia unberührt und klickte zuerst auf die von ihrer blonden Kollegin.

Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt