Eine Fehde mit ungewissen Ausgang

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Eine gefühlte stillschweigende Ewigkeit später, hielt schlussendlich ein schwarzes Auto mit einer gelben Schrift vor Dave und Sam.
,, Mhm…ein Taxi ?", fragte Dave leicht verwundert, als im nächsten Moment auch schon die Scheibe heruntergekurbelt wurde und ein Mann mit einem kleinen schwarzen Schnurrbart, heller Jacke, Hose und karierter Golfmütze vor ihnen erschien.
,,Taxi für Mr. Flanell und Mr. Anderson."
Beide sahen den Mann verdutzt an, bis Dave zurück zum Raum sah, wo Karlotta freudig mit ihrem Handy wunk.
>Sie hatte also das Taxi, während ihrer Diskussion gerufen!<,stellte Dave nun mit einem leichten Schmunzeln fest und nickte ihr lieb zu, bevor er Sam mit der linken Hand einen Klaps auf die Schulter gab.
,,Los auf geht's."
Leicht angewidert, zuckte Sam nun wieder unwirsch mit dieser und rückte ein Stück von ihm weg.
,,Hey, was soll denn das ?!"
Dave seufzte noch einmal schwer auf, während er zum Auto spazierte und die Beifahrertür öffnete.
,,Du kannst hierbleiben oder mit mir zusammen zum St. Mary's Hospital fahren. Die Entscheidung überlasse ich dir, aber ich fahre dahin !"
,,Woher willst du überhaupt wissen, das dieses Taxi dahin fährt?"
Auf diese berechtigte Frage, hob Dave ein wenig das Kinn und zeigte zum Eingang der Halle.
,, Kari hat den Wagen hierher beordert. Wahrscheinlich weil sie genug von unserer Aussprache hatte und sie hat Recht. Mikel braucht uns nun viel dringender… Also ?"
Dave konnte von Sam ein ungehaltenes Murren hören, aber schlussendlich stieg auch er ohne jegliche Widerworte auf den Rücksitz ein. Dann schlossen sich die Türen und das Gefährt fuhr kommentarlos weiter, während Karlotta und Anastasia langsam nach draußen traten und dem Wagen hinterher sahen.
,,Mhm…ich weiß zwar nicht, um was es da genau zwischen den beiden ging. Außer dass sie nen Streit über Mikel hatten. Aber ich hätte nie gedacht, dass du mal so mutig bist, für die zwei ein Taxi zu rufen.", sagte Anastasia und kniff ihr mit ihren linken Ellenbogen sanft in die Seite, während Karlotta ein wenig vor sich hin lächelte und verlegen zu Boden sah.
,,Naja…irgendwie mussten sich die Zwei ja vom Fleck bewegen und ich denke, Mikel braucht dringend die Unterstützung seiner Freunde. Wer weiß schon wie es um ihn steht…"
Bei ihrem letzten Satz verzogen sich ihre Mundwinkel nach unten, denn obwohl Dave immer wieder beteuert hatte, dass es nicht ihre Schuld war…Karlotta fühlte sich trotzdem schuldig. Das schien auch Anastasia zu sehen, weshalb sie einen langen Seufzer tat und dabei ihre Hände über den Kopf verschränkte.
,,Ich glaube nicht, dass du dich da zu sehr reinsteigern darfst. Sicher, ne schöne Situation ist das nicht. Aber es ist gewiss nicht deine Schuld. Es war eine Verkettung unschöner Umstände und auf solch ein Schicksal hat man nun einmal keinen Einfluss."
,,Das hat Dave auch schon gesagt und trotzdem…die Sorgen bleiben.", entgegnete Karlotta fast leise und Anastasia nickte dazu nur stumm. Dem war nichts mehr hinzuzufügen und während die beiden sich schlussendlich wieder umdrehten und erneut den Innenraum der riesigen Halle betraten, fuhr das Taxi zielgerichtet zum Krankenhaus. Sam rutschte immer wieder von einer Pobacke auf die andere, wobei er immer wieder den Blick aus dem Fenster schweifen ließ. Er hatte keine richtige Ruhe und hoffte inständig, dass Dave seine Anspannung nicht bemerken mochte. Er schämte sich einfach für sein ,,Schwul sein", besonders jetzt, nachdem er Dave damit konfrontiert hatte. Würde nicht nur ihre Freundschaft, sondern auch ihre Geschäftsbeziehung bröckeln ? Immer mehr fühlte er sich unwohl im kleinen Gefährt und hätte Sam die Möglichkeit gehabt auszusteigen… Er wäre fortgelaufen ! Dave hingegen saß ziemlich verkrampft auf dem Beifahrersitz und ließ immer mal wieder einen Blick im Rückspiegel auf den ziemlich nervösen Sam schweifen. Es war dem Schwarzhaarigen mit den Locken klar, dass sein Freund mit den Nerven am Ende war und auch Dave selbst war noch immer ziemlich geflasht von dem Geständnis. Auch er hatte eine ähnliche und stumme Frage an dich selbst gestellt, wie Sam. Würde dies tatsächlich das Ende ihrer Freundschaft bedeuten und auch das finanzielle Ende ihrer öffentlichen Gemeinschaftsarbeit bedeuten ? So richtig konnte Davis Flanell einfach keine richtige Entscheidung treffen, obwohl ihm gar bewusst war, dass er den Löwenanteil an der Entscheidung von Flop oder Top war. Zumindest was das Geschäftliche betraf. Wie würde manch ein Kunde wohl reagieren, wenn sie hörten, dass Sam und Mikel eine Beziehung hatten und das im Beruf des Hochzeitsmanagers ? Natürlich gab es auch schwule oder lesbische Hochzeiten, die sie ebenfalls schon oft ausgerichtet hatten, aber es war etwas anderes, als selbst als Auftraggeber es zu sein. Irgendwo gab es doch Grenzen, oder ? Unbewusst begann Dave noch einmal schwer auf zu seufzen und fuhr sich noch einmal mit seiner rechten Hand durch sein nun wieder lockiges, wenn auch zerzaustes Haar. Es war einfach nicht leicht ! Und ob die Entscheidung im Krankenhaus viel leichter sein würde, wagte er zu bezweifeln. Indessen begann nun auch der Taxifahrer sich zu räuspern. Auch er hatte zwar keine Ahnung, worum es bei den beiden ging, aber dass eine mögliche, ja zerrissene Anspannung im Auto herrschte, konnte auch er spüren.
,,Hey Guys…was halten von guter Musik ?"
Sam stützte nur seinen linken Ellenbogen auf und schaute weiter aus dem Fenster.
,, Keine Ahnung."
,,Und Sie Mr. ?", wandte er sich direkt an Dave, der daraufhin mit den Schultern zuckte. Daraufhin huschte ein kurzes Grinsen auf das Gesicht des Mannes.
,,Also einstimmig angenommen."
Kurz darauf drückte der Fahrer, während er seinen Fuß etwas vom Gas nahm, gleichzeitig mit der rechten Hand auf den CD Knopf drückte und schon ertönte eine traurige Tastenmusik. Dave konnte auf der grünen Schrift den gespielten und eingeblendeten  Song ablesen. ,,That's why you Go Away" von Michael Lern to Rock.
Nach geschlagenen 15 Sekunden schaute Sam nach vorne und begann den Fahrer eine Frage zu stellen.
,, Können Sie nicht einen anderen Song spielen ?"
Der Fahrer warf dem blonden Schönling einen kurzen Blick zu, zuckte aber nur kurz mit den Schultern zurück.
,, Weshalb my Friend ? Ich finde, ein wenig Trauer sollte man immer zulassen können. Denn solche Gefühle gehören zum Leben genauso wie Freude. Und glaub mir…danach, Sie fühlen sich besser!"
Sam begann daraufhin leicht abfällig aufzustoßen.
,,Besser fühlen werde ich mich dadurch nicht mehr. Immerhin hab ich wahrscheinlich alles verloren!"
Wie ein Blitz durchfuhr es Daves Körper und bemerkte, wie in ihm eine rasende Wut aufstieg. Kurz darauf klatschte die flache rechte Hand auf das Armaturenbrett des Wagens, ehe er sich rasch zu ihm auf die Rückbank umgedreht hatte.
,,Jetzt reicht es aber Mal mit deiner Tenniephase ! Hör auf dich, gegen jede noch so kleine Kleinigkeit zu rebellieren ! Du weißt genauso gut wie ich, dass diese Welt mehr Ungerechtigkeit als Fairness beinhaltet !"
,, Hör auf mich zu belehren, als wärst du mein Vater und ich dein Sohn ! Was soll der Mist eigentlich ? Wieso musst eigentlich ausgerechnet du mit zum Krankenhaus fahren ! Du warst doch derjenige, weshalb Mikel doch im Krankenhaus liegt ! Weil du diesen rotblonden Feuerlöscher gesucht hast !"
Augenblicklich weiteten sich Daves braune Augen und mit einem Schlag hatte er gar inne gehalten, während sich seine Oberlippe verzweifelt auf seine Unterlippe gebissen hatte. Ja, sicher hätte es auch anders passieren können, aber das war es nicht ! Dieser Satz schallte insgeheim durch Daves Schädel, wobei er allmählich trocken aufschluckte. Aber er hatte sich eben in Karlotta verliebt ! Musste man sich wirklich dafür rechtfertigen, wenn man liebte ? Bei diesem weiterführenden und stillschweigenden Gedanken, hatte Sam beinahe unbemerkt von Dave seine Arme verschränkt und weiter, aber diesmal ungehalten aus dem Fenster geschaut. Für ihn war die Sachlage klar…Dave verstand seinen langjährigen guten Freund nicht mehr und noch schlimmer daran war, dass er sich auf die Suche nach einer Dame gemacht hatte, die er gerade Mal einen Tag erst kannte. Hatte Dave etwa ein Brett vorm Kopf ?! In seinen Augen war er der Verursacher, der seinen Geliebten ins Krankenhaus gebracht hatte und er nahm sich fest vor, sich nach dem Besuch endgültig von Daves Geschäftsbeziehung zurückzuziehen. In der Hoffnung, dass er damit Mikel mehr helfen konnte. Und sich somit endlich auch für alles revanchieren konnte. Hoffentlich würde es noch nicht zu Spät sein…

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