Eine unerwartete Begegnung

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Eine Stunde später hatte Karlotta ihre Schicht im Restaurant beendet und verließ mit ihrer Alltagskleidung ihre Arbeit. Nachdenklich schlürfte die fünfundzwanzig Jährige immer der Nase nach Richtung Bahnhof. Mittlerweile hatte sich sogar die Sonne wieder hinter den vielen Regenwolken blicken lassen und tauchte die nasse Szenerie mit ihren vereinzelt starken Strahlen, in eine freundliche Atmosphäre. Karlotta hatte bereits ihre Hände in der roten Jackentasche vergraben, während indes ihre dunkelbraune Ledertasche lose zwischen Hüfte und Handgelenk baumelte. Eine leichte Gänsehaut überzog bereits Karlottas ganzen Körper. Denn trotz der Jacke fror sie. Sie musste selbst zugeben das sie das heiße sommerliche Wetter, welches bereits heute früh zu Anfang geherrscht, nun deutlich unterschätzt hatte. Dennoch spukte ihr etwas ganz anderes im Kopf herum... Seit Sarahs sanfte und aufmunternden Worte, hatte sie sich zwar wieder gefangen, hatte ihrer Arbeitskollegin sogar ein selbstbewusstes Nicken geschenkt, ehe sie aufgestanden und mit ihr Seite an Seite im ,,Sweet Coffee Shop" weitergearbeitet hatte. Aber...in ihrem innerlichen Herzen war sie alles andere als sicher gewesen. Sie fühlte sich wie ein Glas, das in 2 Teile gebrochen war und daran konnten weder Sarahs Worte, noch das Wetter etwas ändern. Ob Lillia ihre Verfassung wohl bemerken würde, wenn sie in rund einer Stunde bei ihr sein würde ? Bei diesem Gedanken schaute sie nun peinlich berührt zur Seite. Sie hoffte nicht, immerhin hatte Lillia viel mit der Planung ihrer eigenen Hochzeit schon genug zu tun und eigentlich war Karlotta es doch, die Lillia aufheitern  und nicht das Gegenteil bewirken sollte. Mit einem lauten Pfiff, der alten und rustikalen schwarzen Dampflok, erreichte Karlotta ziemlich durchgefroren den alten leicht abgelegenen Bahnhof. Auf dem schon einige wenige Gäste ein und ausstiegen. Nun ja bei dem Wetter hätte nicht Mal Karlotta ihren Hund raus gejagt, wenn sie einen gehabt hätte. So schnell sie konnte, stieg sie in einen der rot gelb bemalten Wagons ein, zog sich am Schalter ein Ticket und setzte sich auf einen der vielen freien und blauen Plätze. Sie waren nicht sehr gemütlich aber für die nächste Stunde auch gut aushaltbar. Wie verträumt starte sie auf den nun ungepflegten Bahnhof, auf dem lose Zigarettenkippen, ähnlich wie bei Hänsel und Gretel, den Weg pflasterten und sogar Coladosen in den Ecken lagen, während keine drei Meter davon unberührte schwarze Mülleimer standen. Warum mussten so viele Menschen aus Bequemlichkeit nur ihren Müll rumliegen lassen ? Während sie dieser Frage nachging, rumste es vor ihr auf dem Beistelltisch gewaltig. Erschreckt fuhr Karlotta hoch, schaute erst auf den Coffee to Go beigen Becher und schließlich auf die Person, welche direkt vor ihr stand.

,,Ich hätte nicht gedacht Sie so schnell wiederzusehen Miss." 

Perplex begann Karlotta mit ihren blauen Augen zu blinzeln. Dieser hochgeschossene, spangenlanger Hansel mit den hasselnussbraunen Augen und diesem freundlichen Lächeln inklusive dieses Pfefferminz Duftes…Das war er ! Der unbekannte Fremde aus ihrem Wohnkomplex !!! 

In gewisser Weise hätte nun Karlottas Herz vor Freude hüpfen mögen, aber als sie in diesem Moment an ihren Justin dachte da...Eine leichte Beklemmung überkam die junge Dame. Das schien auch der Mann zu merken, weshalb er sich verlegen an seinem schwarzen Lockenkopf kratzte. 

,,Ehm, was den Kaffee anbelangt...tut mir wirklich leid ich wollte Sie nicht erschrecken Miss…"

Bei diesen verständnisvollen Worten überkamen der rotblonden Frau dann doch die kleinen unbeschreibbaren Schmetterlinge im Bauch und der kurze Zweifel samt der Gedanke an Justin verflog wieder. 

,,Kar... Kar...also Kar...ist mein Name. Also...Sie...Sie müssen sich nicht entschuldigen ich meine...Also ich hab einfach daran gedacht wie können die Leute heutzutage einfach guten Gewissens ihren Müll einfach verstreut  auf dem Bahnhof liegen lassen, statt den davorstehenden Behälter zu nehmen?!"

,,Ein Phänomen was weit verbreitet ist liebe Miss Kar. Ich denke aber, das es etwas mit dem Verständnis und der Verantwortung jedes einzelnen Individuums zu tun hat. Nicht jeder hat noch die alten Ladys und Gentleman Werte und Normen mitbekommen. Die meisten Jugendlichen heutzutage trinken, rauchen, hängen vor dem Smartphone ab oder begehen sogar Straftaten. Eigentlich ist unsere Welt sehr trist geworden, aber zum Glück gibt es da ja auch noch die guten alten Ausnahmen. Mein Name ist Dave. Gestatten Sie...wenn ich mich setze Miss Kar ?"

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