Verwicklungen der Fäden

4 1 12
                                    

Leichter Wind raschelte in den umliegenden Blättern, der Nachbargrundstücke, während Lillia sich längst ihren lilafarbenen Hausanzug gegen eine schwarze Jogginghose mit einem schlichten türkisfarbenen T-Shirt und zusätzlich weiße Sneakers getauscht hatte. Damit war sie nun vor gut einer Stunde hinaus in den Garten getreten, hatte sich aus dem kleinen Schuppen eine Schaufel geholt und war nun dabei, Sundances Verwüstungen zu beseitigen. 
Indessen hatte auch Wilbur seinen Stil geändert, sich gewaschen und trug nun ein weizen farbiges Hemd und eine ebenso braune Kurt-Hose. Als er nun die Küche betrat, schaute er hinaus zum Garten und erkannte, dass seine Lillia schon fieberhaft am wirtschaften war. 
Den Rücken hatte sie zu ihm gedreht, ihre Haare hingen wellenlang offen auf ihre Schultern. Es war klar, dass sie ihn gar nicht bemerkte. Ein Lächeln huschte auf sein Gesicht. Bald würden er und sie sich vermählen! Es waren keine 24 Stunden mehr, dann würde aus Miss Lillia Redford, Miss Lillia Well werden ! Und trotzdem würde sich daran nichts ändern! Er würde sie so lieben, wie er es bislang immer getan hatte. Sie in den Arm nehmen, küssen, weiter heißen Sex mit ihr genießen oder eben die vielen Ausflüge, Abenteuer und Erlebnisse mit ihr auskosten. Sie gehörten einfach zusammen ! Und in seinen Augen war Lillia die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte. Sie war klug, bodenständig, emotional  und hatte vor allen Dingen viel Power, trotz ihrer Krankheit ! Ohne noch weiter zu zögern, schnappte er sich seine Lederschuhe, die an der Terrassentür standen und schob die Tür auf. Dann trat er zielstrebig auf sie zu. Doch Lillia kümmerte es nicht, sie grub weiter und weiter bis…bis Wilbur direkt hinter ihr stand und ihr zart eine Hand auf ihre Schulter legte. Unwillkürlich zuckte Lillia kurz zusammen und schaute ihn mit ihren erschrockenen grünen Augen verdattert an, ehe sie sich sogleich wieder mit einem Seufzer entspannte. 
,,Ach du bist es Wilbur. Ich habe mich gerade so erschreckt." 
Sogleich entfernte Wilbur seine Hand und sah die behutsam an. 
,,War kaum zu übersehen. Tja dieser Hund hat einiges durcheinander gewirbelt. Aber…sollte nicht eigentlich meine kleine Fleißbiene vor unseren großen Tag nicht mit mir vorm Fernseher sitzen und genießen?", fragte er, wobei er seine Hände ohne ein wenig Druck an ihre Taille schmiegte. Ein zauberhaftes Lächeln kehrte auf ihren Lippen bei dieser Berührung ein und ihre Augen begannen, Wilbur wie Smaragde anzufunkeln.
,, Normalerweise würde die kleine Fleißbiene nun ihren Junggesellenabschied mit Freunden feiern. Und der tadellose Mann neben mir, es mit seinen Kumpels getrennt voneinander gut gehen lassen. Aber stattdessen verbringen wir nicht nur den Nachmittag, sondern auch noch den Abend zusammen. "
,,Nur das es beim Abend einen kleinen Unterschied gibt…"
Auf diese Bemerkung sah Lillia ihn skeptisch an und Wilbur begann sogleich seine Hände von die ihren zu nehmen, doch sein Lächeln blieb.
,, Kari und Dave werden auch da sein." 
Nun begann auch Lillia wieder leicht zu strahlen und nickte, wobei sie sich nun gänzlich zu ihm umdrehte.
,,Ja, das stimmt. Ich bin schon gespannt, wie sich die zwei am Tisch so verhalten werden."
Vorsichtig kämmte Wilbur liebevoll eine kleine Strähne aus Lillias blassbraunen Haaren ab weg, die ihr beim leichten Schwung ins Gesicht gefallen war, und Lillia musterte ihn ebenfalls mit ihren grünen Smaragdaugen ebenfalls liebevoll. Ja begann sogar leicht, ihre Lippen zu spitzen und der Mann mit den blonden Haaren verstand sofort. Sanft packte er deshalb mit der rechten Hand  Lillias Schaufel an und ließ sie neben sich zu Boden fallen, während er seinen Blick von seiner baldigen Frau nicht entfernte. Im Gegenteil, auch seine eisblauen Augen glitzerten liebevoll wie Aquamarine. In Windeseile wollte er gar seine Hände mit ihren verschließen, als Lillia jedoch sogleich einen halben Schritt nach hinten tat. 
,,Nicht…ich habe vom Arbeiten schmutzige Hände."
Doch Wilbur zog sie mit seinen Händen an der Taille näher und flüsterte ihr stattdessen etwas leise ins Ohr.
,,Du müsstest mich besser kennen Lil. Ein wenig Dreck hat noch nie jemandem geschadet. Im Gegenteil…es zeigt deinen wahren und ehrbaren Charakter und selbst wenn du völlig mit Schlamm überzogen wärst…ich Liebe dich !"
,,Ach Wilbur.", meinte Lillia verträumt und während der Blondschopf erneut nach ihren kalten Händen griff und diese mit seiner Wärme umschloss, begann auch er seine Lippen ein wenig zu weiten. Und Lillia begann sich auf Zehenspitzen zu stellen, um seinen Mund zu erreichen. Es war ein Gefühl der Explosionen, als sie ihre Lippen zart aneinander pressten, ehe die Zunge von Wilbur Einlass in die Mundhöhle von Lillia fand. Der Kuss wurde leidenschaftlicher und die beiden Verliebten hatten das Gefühl, dass die Zeit zwischen ihnen stehen geblieben war. Nur das Rascheln der Blätter und nun das Brummen eines Rasenmähers vom anliegenden Grundstück war zu hören. 
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht löste Lillia schließlich den Kuss. 
,,Da ist wohl auch jemand der Meinung, etwas noch im Garten machen zu müssen."
Charmant zwinkerte Wilbur sie an. 
,,Ja, anscheinend. Obwohl Rasenmähen nach einem Sturzregen auch nicht gerade die beste Option ist, aber anderseits…umgraben mit Tonnen von Erde auch nicht."
Leicht verlegen sah Lillia zu Boden und kämmte dabei verspielt eine ihrer Haarsträhnen, die sie am Ohr entlang streichelte, dabei gekonnt weg. 
Indessen tauchte nun auch Anastasia samt ihren Rucksack vor den Beiden auf. 
,,Hi, bin zurück ! Ich werde aber gleich wieder abhauen."
Stumm drehte sich das Paar zur Stimme um. Und schließlich begann Lillia ihr lieblich eine Frage zu stellen. 
,,Und wohin will meine kleine Schwester so eilig?"
Genervt begann Anastasia mit den Augen zu rollen. 
,, Natürlich zur Halle um sie zusammen mit Dave und Karlotta zu dekorieren ! Immerhin warst du doch gestern diejenige, die deswegen fast durchgedreht hat. Hast du das etwa vergessen?!" 
Einen Augenblick überlegte ihre ältere Schwester…wenn sie so nachdachte…Und schlussendlich blitzte aus ihrem Gedächtnis hebe Szene hervor in der sie mit ihrer Schwester, Karlotta und Martha am Küchentisch gesessen hatte hervor.
,,Ja, da hast du Recht. Ich vertraue dir Schwesterherz. Aber spätestens um 20 Uhr bist du heute wieder zu Hause und genießt mit den anderen hier noch die Festlichkeiten."
Verstohlen biss sich Anastasia noch auf die Lippen. Verflixt um diese Uhrzeit musste sie doch nochmal bei der Schule sein ! 
,,Ehm…ja ja, werde ich sein Schwesterherz.", antwortete die Jugendliche, drehte sich um und rannte ins Haus. 
In Lillias Augen flammte nun Skepsis auf und ihr liebevoller Gesichtsausdruck von einst wich nun einem ernsten. Das erkannte auch Wilbur, der sie erneut ansah.
,,Was ist ?"
,,Sie hat mich so eben angelogen." 
Nun zog Wilbur innerlich scharf die Luft ein und auch sein Blick richtete sich wie der von Lillia in Richtung des Hauses. 
Da braute sich anscheinend etwas Furchtbares zusammen. 
Doch von all diesen Sorgen merkte Martha nichts, die seelenruhig nun wie ein Engel im Bett schlummerte. Die Musik von Blue war bisweilen kein bisschen verstummt. Summte und trällerte weiter, erst als ein heftiges Klopfen an ihrer Tür ertönte, schlugen allmählich Marthas Augen auf. Eigentlich wollte sie noch gar nicht aufstehen…hatte sie doch nach diesem heftigen Heulkrampf von ihrem Prinz Jeremy geträumt und war mit ihm gerade am Strand und nun…nun wieder dieser kleine gut ausgestattete Raum, dessen Gestaltung ihr gerade mehr als zu wider war und das nur weil ihr Herz sich nach Jeremy sehnte. 
,,Hey Martha…Martha !"
Leicht frustriert stöhnte sie Angesprochene auf, schaltete ihre Musik aus, dessen Gerät schon deutlich überhitzt war und begab sich zur Tür. Doch kaum hatte sie diese geöffnet, fiel ihr auch schon Anastasia samt Rucksack friedlich in die Arme. 
,,Oh Martha …ich bin soooo glücklich!" 
Perplex blinzelte das Hausmädchen die 17 jährige an. 
,,Was ?" 
Im Nu hatte sich Anastasia wieder selbst aus der Umarmung gelöst und schaute sie breit grinsend an. 
,,Deine Tipps von gestern beim Mensch ärgere dich nicht Spiel ! Wenn die Liebe trifft, dann trifft sie ! Aber mach dir keine Sorgen…ich werde schon herausfinden, in welcher Quali sie noch sein wird. Ich muss los…Bis später."
Und mit einem Wink, war Anastasia ins schräg gegenüber liegende Zimmer gehuscht und keine 5 Minuten samt kleiner roter Minitasche wieder hinaus und die Treppe hinunter gestürmt. Während die Schritte auf der knarrenden Treppe immer mehr sich entfernten, blieb Martha weiter völlig komplex im Türrahmen stehen. Hatte sie tatsächlich richtig gehört? Hatte Anastasia wirklich von der Liebe gesprochen? Schlussendlich kehrte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Es war schön zu wissen, dass sie die Liebe nicht mehr so hart verurteilte. Nun stellte sich nur noch die Frage…Wer war wohl ihr heißer Schwarm ?...

Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt