Kapitel 12: Jahrestag (1.383)

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Changbin:

Aufgeregt sitze ich hier im Wohnzimmer und warte sehnsüchtig darauf, dass mein Freund endlich fertig wird. Chan leistet mir Gesellschaft, während Jisung entweder in seinem Zimmer ist oder Felix bei der Auswahl eines Outfits in dessen Zimmer hilft. Ich vermute ja eher Letzteres.

Denn auf den Tag genau sind Felix und ich nun vier Jahre zusammen und das wollen wir natürlich feiern, soweit es uns unsere geringen Einnahmen ermöglichen.

„Du bist ja aufgeregt, Binnie." ertönt neben mir die amüsierte Stimme Chan's. „Natürlich bin ich aufgeregt, du Pabo. Wir sind vier Jahre zusammen, Hyung. Und das in so jungem Alter. Meine Eltern dachten nicht, dass das so lange so glatt gehen würde, aber ich bin noch genau so glücklich wie an dem Tag, an dem ich ihm endlich meine Liebe gestehen konnte und er mir die Seine ebenso gestand. Ich würde nichts rückgängig machen oder ändern wollen."

„Verdammt, Felix! Jetzt stell dich nicht so an!" ertönt plötzlich Jisung's aufgeregte Stimme, weshalb Chan und ich aufhorchen. Offensichtlich hatte ich mit meiner Vermutung Recht, jedoch haben unsere Freunde scheinbar vergessen die Tür zu schließen, sodass Chan und ich alles hervorragend mithören können.

„Schrei mich nicht so an, Hyung! Ich bin schon aufgeregt genug!" entgegnet mein Freund ebenso laut, wodurch ich nicht anders kann als leise zu lachen, was Chan mir gleich tut. „Verdammt nochmal, jetzt hör doch endlich mal auf mich die ganze Zeit Hyung zu nennen! Ich bin nur einen Tag älter als du, du Pabo! Zieh dich stattdessen doch lieber endlich mal an! Changbin wartet bestimmt schon auf dich!" entgegnet Jisung wieder nur, ehe er das Zimmer verlässt und die Tür seufzend hinter sich schließen will, dabei jedoch daran gehindert wird, als Felix sein Handgelenk greift und dabei sagt: „Du kannst mich so doch nicht alleine lassen!"

Es ist schon echt amüsant das Ganze so zu betrachten. Felix steht halb nackt vor Jisung im Flur und hält nur eines seiner Oberteile schützend vor seinen entblößten Oberkörper, während er seinen unechten Zwilling hilflos und aus großen Augen ansieht.

Die Beiden scheinen noch nicht mal bemerkt zu haben, dass sie die volle Aufmerksamkeit von Chan und mir auf sich haben. Der Ältere und ich sehen uns kurz lächelnd an, ehe wir wieder zu den Jüngsten unserer WG schauen, die ihre Diskussion unbeirrt fortsetzen.

„Gott, Felix! Es ist doch nicht so, dass ihr gleich vor den Altar treten und euch ewige Treue schwören werdet! Ihr habt doch nur einen verdammten Jahrestag! Schon zum vierten Mal, du Hirn! Es ist nicht mal was Neues für dich!" beschwert sich Jisung. „Na und? Auch an einem Jahestag kann man kalte Füße bekommen!" entgegnet Felix.

„Sollte ich wirklich irgendwann heiraten, überlege ich mir lieber zwei Mal, ob ich dich noch immer als Trauzeuge will." schmollt Felix dann, woraufhin bei Jisung scheinbar alle Wut verpufft und er meinen Freund mit großen Augen fragt: „Du würdest mich als deinen Trauzeugen wollen?" „Klar. Du bist mein bester Freund und ich kenne dich von all unseren Freunden am längsten. Würdest du mich etwa nicht wollen?"

„Boah, keine Ahnung, Felix. Ich bin erst siebzehn und noch nicht mal lange in einer Beziehung. Als ob ich mir da schon Gedanken über eine verdammte Hochzeit mache. Ich habe andere Probleme zu bewältigen. Und du solltest dir besser auch noch keine Gedanken machen. Du bist auch erst siebzehn und solltest lieber erstmal diesen Jahrestag überstehen, bevor du an eine verdammte Heirat denkst." „Ist ja gut. Kommst du jetzt bitte wieder rein, Sungie? Ich brauche dich." fleht der Maknae den Älteren an, welcher nur genervt seine Augen verdreht und dann wieder mit Felix hinter der Tür verschwindet. Dieses Mal denken sie auch daran, die Tür zu schließen.

„Ob wir ihnen sagen sollten, dass wir alles mitgehört haben?" frage ich amüsiert an Chan gerichtet. „Besser nicht. Aber Felix ist dein Freund. Du müsstest das also besser einschätzen können. Wie sieht's eigentlich bei dir aus? Denkst du auch schon ans Heiraten?" fragt der Ältere mich breit grinsend. „Nein, aber ich wäre definitiv nicht abgeneigt. Ich liebe Felix. Aber wir haben noch alle Zeit der Welt. Ich kann mir noch Gedanken darüber machen, wenn wir beide älter sind." entgegne ich nur ehrlich, was Chan abnickt.

So unterhalten er und ich uns noch eine Weile, bis Jisung und Felix endlich aus dem Zimmer des Jüngeren kommen. Jisung lässt sich Haare raufend und tief seufzend auf der Couch neben Chan fallen, welcher sich gleich amüsiert und mit den Worten: „Du siehst ja geschafft aus." an diesen wendet. Doch ich reagiere darauf schon nicht mehr, da Felix meine volle Aufmerksamkeit hat. „Wir können los, Baby." sagt er zu mir lächelnd, so als wäre er zuvor nicht so aufgeregt gewesen, wie ich hören durfte. „Na dann." entgegne ich also ebenso lächelnd, während ich von der Couch aufstehe, Felix' Hand mit meiner verschränke und wir so gemeinsam unsere Wohnung dann, nachdem wir uns noch Schuhe angezogen haben, verlassen und Chan und Jisung somit alleine in dieser lassen.

Da wir noch minderjährig sind, können wir leider nicht großartig feiern und auch brauchen wir beide es nicht wirklich ausgefallen. Uns reicht es, diesen besonderen Tag einfach miteinander zu verbringen. Wir haben uns auch für etwas ganz Einfaches entschieden, um unseren Jahrestag zu feiern. Da wir unser erstes Date im Park hatten, gehen wir auch heute in einen solchen. Wir setzen uns irgendwo auf eine Bank oder legen uns irgendwo ins Gras, kuscheln miteinander und sehen der Sonne beim Untergehen zu und den Sternen und den Mond beim Aufgehen, während wir einfach die Anwesenheit des Anderen genießen. Wir reden auf den Weg dorthin kein Wort, doch brauchen wir das auch gar nicht. Es reicht uns, durch unsere miteinander verschränkten Hände die Anwesenheit des Anderen zu spüren.

Gemeinsam spazieren Felix und ich also eine Weile durch den Park, ehe wir eine schöne Stelle finden, an der wir uns nieder lassen können. Der Vorteil an Sydney ist ganz klar, dass fast überall irgendwo Wasser zu finden ist, weshalb mein Freund und ich uns auch ziemlich nah an eben einem solchen Gewässer ins Gras legen. Augenblicklich kuschelt sich der Jüngere etwas näher an mich. Da es in Sydney langsam auf den Herbst zu geht, sind die Temperaturen auch nicht mehr so unerträglich warm, wodurch ich diese Nähe zu meinem Freund auch mehr als nur genießen kann, ohne Angst haben zu müssen gleich an einer Hitzewelle zu sterben.

„Ich bin so glücklich." ertönt zum ersten Mal, seit wir los gegangen sind, die Stimme meines Freundes, der seinen Kopf leicht auf meine Schulter gelegt hat, um mir so nah sein zu können, wie möglich. Etwas umständlich kann ich auch einen kurzen Blick in das hübsche Gesicht meines Freundes werfen, wobei auch ich nicht umhin komme zu denken, mit was für einem Glück ich nur gesegnet bin. Ich muss in meinem vorherigen Leben ja so eine Art Superheld gewesen sein, um so eine engelsgleiche Person wie Felix verdient zu haben.

„Ich auch, Lix." erwidere ich seine Worte und drücke ihm lächelnd einen Kuss auf seinen Haarschopf, woraufhin mich der Jüngere mit einem Schmollmund ansieht und dabei sagt: „Du solltest dir doch einen besseren Spitznamen einfallen lassen." „Ach Felix. Für deinen Namen gibt es aber keinen schönen Spitznamen, also entweder erlaubst du mir auf deinen koreanischen Namen zurückzugreifen, wobei es auch bei diesem schwer ist, einen ordentlichen Spitznamen zu finden, oder du findest dich mit Lix und Lixie ab." entgegne ich nur grinsend, ehe ich ihm nun auch noch einen Kuss auf seine Lippen drücke, welchen er auch sofort erwidert, ehe er mit einem genuschelten: „Gut, dann eben Lix und Lixie. Hauptsache nicht mein koreanischer Name." seinen Kopf nun auf meiner Brust ablegt, um mir noch näher sein zu können.

Ich lächle bei seiner Niedlichkeit einfach nur glücklich und ziehe ihn mit meinem Arm, der um seinen zierlichen, aber auch gut gebauten Körper liegt, noch näher an mich. „Ich liebe dich, Felix." sage ich glücklich und mehr als nur zufrieden, wobei ich mir nur zu gut vorstellen kann, dass mein Freund bei meinen Worten breit zu lächeln beginnt. „Ich liebe dich auch, Binnie." erwidert der Jüngere meine Worte, wodurch auch ich noch breiter lächeln muss, ehe wir wieder in angenehmes Schweigen fallen und unsere Zweisamkeit in vollen Zügen genießen.

So soll es für immer bleiben. Nie soll es sich ändern. Ich werde meinen kleinen Engel nie hergeben.




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Ich glaube jetzt habe ich mindestens einmal aus der Sichtweise von allen acht geschrieben, oder? xD

01.04.2023

Scars {Stray Kids}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt