Kapitel 36: Over- & Underdressed (1.709)

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Minho:

Tief in meinen Gedanken versunken, stehe ich am Montagmorgen unter der Dusche, um frisch in den heutigen ziemlich wichtigen Tag starten zu können. Viel zu früh musste ich heute deshalb aufstehen, was mich nicht mehr nerven könnte.

Seufzend wasche ich mir mit dem Wasser das Shampoo aus den Haaren, während ich mir nochmal den ganzen Ablauf für heute durch den Kopf gehen lasse. Wann ich dran bin, wann Yeji redet, wann Videos abgespielt werden müssen, wann ich die nächste Folie drauf machen muss, was für Fragen auf mich zukommen könnten und wie ich am besten auf diese antworten kann, um mich nicht missverständlich auszudrücken oder zu stottern und so selbstbewusst wie möglich klingen zu können.

Schließlich wird heute meine erste Abiturnote gegeben, auch wenn ich sie erst in ein paar Wochen erfahren werde.

Als ich fertig bin, trockne ich mich ab, binde mir das Handtuch vorerst nur um meine Hüften und gehe anschließend in mein Zimmer, wo meine Sachen für heute bereit liegen, da ich sie schon gestern Abend raus gelegt habe. Die Anzugshose, das weiße Hemd sowie diese bescheuerte Krawatte und diese Schickimicki Schuhe von meinem Vater, da ich selbst weder eine Krawatte noch dem Anlass entsprechende Schuhe besitze und mir das selbstverständlich erst kurz vor knapp eingefallen ist, weshalb ich keine Zeit mehr hatte, mir etwas eigenes zu kaufen.

Warum nur muss man sich überhaupt für eine Präsentation so heraus putzen?

Ich meine klar, ein Kolloquium ist schon etwas anderes, als eine stinknormale Präsentation, die man mal als Hausaufgabe bekommen hat und dann in irgendeiner Unterrichtsstunde halten muss, dennoch finde ich das ziemlich übertrieben. Nur Leute, die in einem Büro oder Ähnlichem arbeiten wollen, müssen sich an diese Kleiderordnung halten, warum also muss man jeden dazu zwingen? Diese Hose zerquetscht mir halb mein bestes Teil, die Krawatte schnürt mir die Luft ab, dass mir das Hemd passt ist reines Glück und diese Schuhe drücken noch meine Zehen ab.

„Ich hätte mir echt früher über die Sachen Gedanken machen müssen, die ich an einem solchen Tag trage.", mecker ich vor mich hin, als ich mir das Hemd und die Hose vor meinen Körper halte und mich kritisch im Spiegel betrachte. Seufzend blicke ich nochmal auf die Uhr und überlege, ob ich vielleicht doch noch Zeit habe, heute noch schnell was neues zu kaufen. Ich bin schließlich schon früher aufgestanden, weshalb ich noch gut fünf Stunden Zeit habe, bevor ich dann spätestens in die Schule muss, um pünktlich beim Kolloquium da zu sein. Kaum will ich mir bei dieser Idee selbst zunicken und sie in die Tat umsetzen, kommt mir jedoch in den Sinn, dass ich mich ja vorher nochmal mit Yeji treffen wollte, damit wir das Ganze nochmal zwei-/dreimal gemeinsam durchgehen können, damit alles so fließend wie möglich abläuft. Also habe ich doch keine fünf, sondern nur zwei Stunden.

Ob ich das schaffe?

Kopfschüttelnd gebe ich mich dann geschlagen, da das viel zu knapp wird und ich sollte an einem für meine Schullaufbahn so wichtigen Tag besser keine Experimente machen. Aus diesem Grund lege ich die Sachen kopfschüttelnd wieder auf mein Bett, ehe mir jedoch ein Geistesblitz kommt.

„Vielleicht haben Jungkook und oder Taehyung ja etwas, das mir passen könnte.", spreche ich von meiner Idee überzeugt, ehe ich zu meinem Kleiderschrank gehe und mir Sachen raus suche, in denen ich mich wohl fühle, meine Haare noch gänzlich trockne und mich anschließend schon auf den Weg zu Jungkook's Wohnung mache. Dabei versuche ich ihn natürlich noch anzurufen, um ihm und Taehyung mein Kommen anzukündigen und um in Erfahrung zu bringen, ob sie überhaupt da sind, was sie zu meinem Glück auch tatsächlich sind.

Aus diesem Grund beginne ich also zu lächeln, mache meine Kopfhörer rein und höre die so wunderschönen Lieder von Jisung, die er mir am Samstag zum Valentinstag geschenkt hat, in Dauerschleife. Genau genommen höre ich sie schon seither in Dauerschleife, wenn ich schon Musik höre. Zwar tut es immer noch etwas weh, seinen Song 'You & Me' zu hören, doch zeitgleich ist es auch gut, dass Jisung jene Zeit in diesem Song verarbeiten konnte. Hätte er diese Möglichkeit nicht gehabt, wäre sein zweiter Song 'Volcano' vermutlich nie entstanden und er und ich wären längst Geschichte.

Scars {Stray Kids}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt