Kapitel 38: Experiment (1.983)

52 3 1
                                    

Minho:

Als Yeji und ich mit unserem Kolloquium fertig sind und sowohl die Schüler, als auch unsere Prüfungskommission den Raum verlassen haben, räumen wir den unnötig dekorierten Raum — welcher nur wegen uns nochmal so auf Vordermann gebracht wurde, da wir die Einzigen waren, deren Kolloquium verschoben werden musste — auf und entfernen den Stick vom Laptop über den wir die PowerPoint laufen ließen.

„Ich bin so erleichtert, dass das endlich hinter uns liegt, Minho. Jetzt ist die nächste und letzte große Sache die mündliche Prüfung im Mai.", seufzt Yeji, als sie sich noch immer fertig mit ihren Nerven auf einen Stuhl setzt. Nun, da das Kolloquium beendet ist, kann sie ihre ganze Anspannung, die sie während der ganzen Präsentation hatte und zu meinem Erstaunen sehr erfolgreich verstecken konnte, endlich raus lassen. Mir ist diese erwähnte Anspannung nicht entgangen, aber ich glaube weder die Lehrer noch die Schüler haben wirklich etwas davon bemerkt.

„Die nächste? Und was ist mit den drei schriftlichen Prüfungen davor?", will ich neugierig wissen, als ich den Laptop ausgeschaltet habe und mich neben sie setze. „Schriftliche Prüfungen sind kein Problem. Da kann ich mir die Zeit wenigstens für mich passend einplanen und werde nicht von Dutzenden Augenpaaren angestarrt. Bei den schriftlichen Prüfungen kann ich mich einfach auf mich und mein Wissen konzentrieren und brauche mir keine Gedanken über mein Auftreten machen." „Nun, das ist ein guter Punkt.", nicke ich, als ich wieder aufstehe und die Thesenpapiere, die die Schüler auf ihren Plätzen haben liegen lassen, einsammle, um sie in den Mülleimer zu werfen.

Als ich damit fertig bin, will ich bereits beginnen, auch die Stühle und Tische wieder zurecht zu rücken sowie die weißen Tischdecken von den zwei Tischen vor dem Whiteboard zusammen zu legen, als ich jedoch sehe, dass Yeji mich wieder in ihren Gedanken versunken anstarrt. „Sag mal, willst du mich die ganze Arbeit alleine machen lassen?", frage ich sie grinsend. „Hm? Oh, Verzeihung. Ich war etwas in Gedanken versunken.", entgegnet sie, als sie aufsteht und nun an meiner Stelle die Tischdecken zusammen legt. „Habe ich gemerkt. Das brauchst du aber nicht mehr. Das Kolloquium ist jetzt vorbei. Du kannst dich entspannen, Yeji.", versuche ich sie aufzumuntern, als ich die Stühle zur Seite stelle und beginne auch die Tische wieder an ihre Plätze zu schieben.

So bringen wir den Klassenraum in seinen Urzustand, ehe wir auch schon gemeinsam den Raum verlassen.

„Wollen wir zur Feier der beendeten ersten Abiprüfung etwas essen? Ich bezahle auch.", schlage ich vor, als die Jüngere jedoch nur mit dem Kopf schüttelt.
„Ich...Ich denke, es wäre besser, wenn...wenn wir das nicht machen.", stottert sie, während wir durch die Flure gehen und das Treppenhaus ansteuern.
„Ist wirklich alles okay?", will ich besorgt wissen.
„Weißt du, Minho. Seitdem du mit Jisung zusammen bist, bist du ganz anders, als zuvor."
„Ich weiß. Ich will ja auch ein besserer Freund sowohl für ihn als auch für unsere anderen Freunde sein. Deswegen versuche ich mich natürlich zu verändern, weiterzuentwickeln und zu verbessern.", entgegne ich.
„Und du hast auch echt Erfolg darin.", lacht sie, wobei ich mit einsteige.
„Freut mich, dass ich wirklich Fortschritte zu machen scheine.", gebe ich dann auch noch mit Worten eine Antwort von mir.
„Doch genau das ist das Problem, weißt du?", wird Yeji jedoch plötzlich ernst, als sie vor dem Haupteingang stehen bleibt, weshalb ich dies ebenso tue.
„Was meinst du?", will ich, etwas verwirrt von ihren Worten, wissen.

„Unsere Beziehung war vielleicht nicht ernst zu nehmen. Weder von unseren Gefühlen, noch von unseren Intentionen her. Wir haben einfach ein Experiment gemacht, könnte man meinen. Doch aufgrund dieses 'Experiments' kann ich nun auch zwischen echten und unechten Gefühlen differenzieren. Deshalb möchte ich ehrlich mit dir sein und dir sagen, dass ich beginne nun ernsthafte Gefühle für dich zu entwickeln. Und da du mit Jisung zusammen bist, wäre es vermutlich besser für uns, wenn wir etwas mehr Abstand zwischen uns schaffen würden. Bisher ist es noch nicht so schlimm, aber ich habe Bedenken, dass sich das noch ändern wird, wenn wir weiterhin so viel Zeit miteinander verbringen. Ich will dich auch weiterhin sehen und Zeit mit dir verbringen, nur eben nicht mehr so viel, wie bisher. Ich werde dir auch weiterhin bei der Vorbereitung auf die Abiturprüfungen helfen. Ich will nur nicht mehr, dass wir uns fast jedes Wochenende treffen, um irgendwelchen Stoff nochmal durch zu gehen. Ich hoffe, du verstehst das und kannst versuchen ein wenig Rücksicht darauf zu nehmen. Obwohl, nimm keine Rücksicht. Sonst könnte es nur noch schlimmer werden."

Scars {Stray Kids}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt