Diesen Laden als Hotel zu bezeichnen wäre wohl eine Schande für alle anderen Unterkünfte dieser Art. Das dieser Laden überhaupt noch seinen Betrieb am Laufen halten durfte war schon ein Wunder. Ein Schauer von Ekel lief Hermine über den Rücken, als sie das Hotel betrat und vor der Rezeption stehen blieb. Ein dicker Mann mit übergelten Haaren sah skeptisch auf, als Hermine sich räusperte. „Ja?" „Ich suche jemanden." Er sah wieder auf seine Zeitschrift die er las. „Wir geben keine Auskunft über unsere Gäste. Diskretion. Sie verstehen." Diskretion? Sollte das ein Witz sein? Dieser Laden verstieß bestimmt gegen hunderte Auflagen und er wollte ihr weißmachen, dass sie hier auf Diskretion achteten?
Hermine versuchte ruhig zu bleiben: „Hören Sie, es geht um einen Freund. Es ist wirklich wichtig und..." Er sah sie wieder an mit seinen dunklen Augen: „Lady, hier kommen Leute her die nicht wollen, dass man weiß das sie hier sind." Hermine ballte ihre Fäuste, bevor sie ihren Dienstausweis zog. Sie hielt den Ausweis vor seine knubbelige Nase: „Entweder sagen Sie mir jetzt sofort, ob er hier ist oder nicht, oder ich werde dafür sorgen, dass innerhalb von zwei Stunden der Laden geschlossen ist." Er sagte nichts. „Ich suche einen jungen Mann. Sein Name ist Draco Malfoy." „Hier checkt niemand mit seinem richtigen Namen ein," antwortete er. Sie seufzte: Er ist groß und blond." „Graue Augen?" fragte er nach und Hermine nickte stumm. „Zimmer 19. Erster Stock," murrte der Mann. „Danke."
Sie ging unruhig den Gang im ersten Stock entlang. Der Teppich der hier ausgelegt war, war alt und zerschlissen. Sie blieb vor einer Tür stehen mit abgeblätterter Farbe und einer schiefen Zimmertürnummer. Sie klopfte. Keine Antwort. Sie klopfte erneut. „Draco?" Sie bewegte die Türklinke und stellte fest, dass die Tür nicht verschlossen war. Die Zimmer hier sahen nicht gerade besser aus. Die Tapeten sahen vergilbt aus. Die Möbel abgenützt. „Draco?" fragte sie nochmal deutlich und zog die verstaubten Vorhänge auf. Die Sonne ging draußen bereits unter. Sie wollte hier nicht sein, wenn es dunkel war. Sie sah sich um. Klamotten lagen verstreut rum, aber vor allem leere Alkoholflaschen. Um Himmelswillen was tat er hier? Sich seinen Verstand wegsaufen?
Sie ging zur Badezimmertür und erstarrte einen kurzen Moment lang, als sie auf den bewusstlosen Draco Malfoy blickte, der am Boden hockte, mehr recht als schlecht gegen die limonengrün geflieste Badezimmerwand. Auch hier lagen Bier und Wodkaflaschen umher. Sie stürzte auf ihn zu. Ihre Hände fuhren kurz an seine Brust. Hermine nahm seinen warmen Körper war. Sein schlagendes Herz und zum Glück auch das Heben und Senken seiner Brust. Sie atmete einen Moment erleichtert aus und fuhr sich wirr durch ihre Haare. Zum Teufel nochmal. „Draco." Er bewegte sich nicht. Verdammt wie viel hatte er den getrunken? Was wenn er eine Alkoholvergiftung hatte?
„DRACO!" sagte sie schroffer und rüttelte an ihm. Nichts. Sie zögerte kurz bevor sie ausholte und ihm mit ihrer flachen Hand ins Gesicht schlug. Er schreckte zusammen. Hustete kurz, bevor er lallend fragte: „Granger?" Seine Finger krallten sich in ihren Arm und sie versuchte ihn beruhigend auf den Boden zu halten. „Was... was machschd du 'ier?" fragte er brüchig und kaum verständlich. Sie sah ihn schwach an: „Dich suchen." Er schüttelte den Kopf. Seine Augen waren gerötet. „Geh wieder. Lass mich alleine. B-bitte." Sie hielt ihn fest, legte fast beschützend seine Arme um ihn, während er zu zittern anfing. „Ich kann nicht. Hast du es schon vergessen? Ich hab Astoria versprochen, immer auf dich aufzupassen, wenn sie nicht da ist. Damit du keinen Unsinn machst." „Tory," krächzte er schluchzend und Hermine ließ ihn nicht los.
Sie fuhr langsam aus dieser Erinnerung hoch. Verdammte drei Tage hatte sie gebraucht um Draco auszunüchtern und dafür zu sorgen, dass er wieder einigermaßen gerade stehen konnte. Drei Tage an denen sie ihre damalige Wohnung mit ihm nicht verlassen hatte. Drei Tage an denen sie jede Minute darauf aufpassen musste, dass er nicht einfach verschwand und wieder Alkohol trank. Sie hatte ihm geholfen. War ihm beigestanden. Nicht nur wegen Astoria, die ihr scherzhafterweise mal das Versprechen abgenommen hatte, auf Draco aufzupassen. Damals bezog sich das alles nur auf die Arbeit. Hermine sollte als seine Kollegin auf ihn aufpassen. Aber sie tat es auch, weil Draco ihr ein guter Freund gewesen war, trotz seiner Art. Er war eben ein Malfoy. Nein, er war eben Draco Malfoy!
Hermine zupfte ungeduldig an ihrer Bluse umher. Blaise Stimme war leise aber bestimmend: „Hör auf so zu zappeln." „Ich bin nervös," antwortete sie und sah Blaise an. Er nahm kurz ihre Hand in seine und drückte diese leicht: „Dafür gibt es keinen Grund. Bitte hör auf so zu zappeln." Sie nickte stumm und Blaise ließ ihre Hand wieder los. „Denkst du wir kriegen ihn wieder raus?" Blaise schnaubte verächtlich: „Die lassen ihn sofort gehen wenn sie keine Klage am Hals haben wollen. Es gibt keine Beweise dafür, dass Draco dieser Verrückte ist und Weasley wird gleich platzen, wenn er die Alibis sieht." Hermine atmete gerade noch tief ein und aus, bevor sich die Aufzugtüren öffneten.
Einige Ministeriumsmitarbeiter sahen ihnen verwundert nach, als sie den Flur entlangschritten. „Atme;" forderte Blaise leise und Hermine schluckte hart: „Mir gefällt der Gedanke nicht, hier zu sein." „Kann ich mir vorstellen." „Draco sollte auch nicht hier sein. Es ist... unverantwortlich und gefährlich," presste sie schwer hervor. „Potter wird schon auf ihn aufpassen." Hermine sah ihn von der Seite her an: „Blaise, egal wer dieser Irre ist, ich bin mir sicher dass er hier im Ministerium arbeitet." „Ja, das tut Draco auch," antwortete Blaise. „Und ich glaub es auch." „Aber wieso lenkt er den Verdacht auf Draco?" „Weil ihr beide ihm auf der Spur seid. Ihr habt ihn aufgescheucht. Oder sie." Hermine blieb stehen: „Sie?"
Blaise zog sie weiter und senkte seine Stimme: „Ja, sie. Ihr wisst doch nicht wer es ist. Es könnte auch eine Frau sein. Oder nicht?" Hermine dachte darüber nach und schüttelte leicht den Kopf: „Nein. Nein, es kann keine Frau gewesen sein. Es war ein Mann." „Irgendwelche Verdächtigen?" Hermine zuckte leicht die Schultern: „Ich habe keine Ahnung. Ich hab so oft darüber nachgedacht. Jede einzelne Person bin ich durchgegangen." „So wie Draco. Er hat ganze Listen mit möglichen Täter angelegt," warf Blaise ein und Hermine fragte nicht weiter, weil sie die Abteilung der Auroren betraten. Hermine sah einen Auroren vor dem Verhörraum stehen. „Ist er da drin?" fuhr Hermine den Mann an und bevor dieser die junge Hexe oder ihren Begleiter aufhalten konnte, hatten sie den Raum schon betreten.
Rons Stimme war laut: „Was soll das werden?" Draco lehnte sich auf seinen Suhl zurück: „Zum Glück. Noch eine Stunde von Weasleys blödes Gequatsche und ihr könnt mich ins St. Mungo. Auf direktem Wege in die geschlossene Abteilung." „Halts Maul, Malfoy!" fauchte Ron. „Rede nicht so mit ihm!" schimpfte Hermine. „Leute. Bitte," mischte sich Blaise ruhig ein. „Wir sind alle Erwachsen, oder?" Ron stand ärgerlich auf: „Was wollt ihr hier? Das ist ein Verhör." Blaise zog aus seiner Aktentasche einige Blätter: „Wenn wir schon dabei sind, mein Mandat wird nichts sagen. Dazu rate ich ihm." Ron schnappte nach Luft: „Du bist sein Anwalt?" „Hast du ein Problem damit, Weasley?" spöttelte Draco und Ron schien vor Wut noch mehr rot anzulaufen: „Ich hab gesagt du sollst dein verdammtes Maul halten!"
Hermine sah Draco entschlossen an: „Komm Draco, wir gehen." „Hermine..." fing Ron an und die Angesprochene blieb dicht vor ihm stehen. Mit erhobenem, drohendem Finger. „Er kommt mit. Weil er nichts getan hat und das kann ich beweisen, Ronald." Der Auror presste seine Lippen fest zusammen und Blaise räusperte sich fast verlegen. Er hielt Ron die Blätter hin, der diese misstrauisch beäugte. „Was soll das sein?" „Dracos Alibis für die Tatnächte. Bestätigt von Hermine und überprüfbar." Ron zog sie ihm energisch aus den Fingern und begann damit sie zu überfliegen, während Hermine Draco auffordern ansah. „Komm. Wir gehen." „Er kann nicht einfach gehen," wiedersprach Ron und sah von den Blättern auf. Sein Gegenüber blickte ihn aus eiskalten Augen an: „Er wird mit mir mitkommen. Alles was du noch klären musst, kannst du mit seinem Anwalt regeln. Also mit Blaise."
„Komm," wiederholte Hermine erneut und nahm Draco bei der Hand. Sie betraten den Gang und ihre Augen fielen auf Harry. Sie war wütend und diese Wut ließ sie jetzt an ihm aus. „Wie konntest du zulassen, dass sie Draco verhaften? Dass sie ihn abführen wie einen Schwerverbrecher und dass Ronald sich wie ein Hornochse aufführt? Was soll dieser Unsinn?" „Hermine..." versuchte es Draco, doch sie redete ärgerlich weiter. „Wir wissen beide, dass er das nicht war! Wieso sollte er auch? Er hat nicht Delia Forststetter ermordet. Er hat rausgefunden, dass dieser Irre sie immer bestellt hat. Sie war eine wichtige Zeugin für uns und statt endlich herauszufinden, wer dieser Scheißkerl ist-" „Hermine." „-verhaftest du Draco!"
„Es war nicht meine Entscheidung," kam Harry endlich zu Wort, als sie nach Luft schnappte. „Wessen dann?" „Es war wegen der Beweise, Hermine. Wir waren dagegen. Cormac und ich haben stundenlang versucht diesen bizarren Unsinn aufzuhalten. Hier drehen allesamt langsam durch. Versteht ihr das?" Hermine schnaubte: „Du hättest etwas tun müssen. Du hättest ihm helfen müssen." „Hermine. Lass es," meinte Draco und sie funkelte ihn kurz an: „Nein. Ich lass es nicht, Draco." „Ich vertrau ihm Hermine und das weißt du. Ich vertrau ihm unter wenigen," erklärte Harry und seufzte: „Er muss noch hier in England bleiben bis alles geklärt ist." „Noch?" fragte sie verwirrt. Draco und Harry sahen sich an. Seine Stimme war ruhig. „Wir müssen hier weg, Granger." Sie sah ihn ruhig an. „Er ist hinter dir her Hermine. So viel steht fest. Also vertrau mir und lass mich dich aus England bringen." Ihr Herz schlug schnell und sie verstand Harrys Worte kaum: „Er hat Recht Hermine. Du musst hier weg."

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Forced Pain
Fiksi PenggemarFast sechs Jahre ist die Endschlacht her und jeder scheint sein Leben zu leben. Es könnte perfekt sein, wenn nicht seit Jahren ein Verrückter die englische Magische Welt in Atem hält. Oder vor allem junge Paare. (DMxHG)