Sie schreckte auf und atmete schnell, während sie aufrecht im Bett saß. Verwirrt starrte sie die Fenster an. Es regnete. Aber das war es nicht. Das war es nicht, was sie aufgeweckt hatte. Sie dachte ein seltsames Krachen gehört zu haben. Ein Krachen, wie das Durchbrechen eines Schutzschildes. Ihr Herz schlug aufgeregt in ihrer Brust umher und sie zuckte zusammen, als sich eine größere Hand auf ihren Rücken legte. „Mine? Was ist los?", fragte Draco verschlafen und setzte sich langsam auf. „Ist es das Baby? Hast du Schmerzen?" Sie schüttelte den Kopf, während sie sich über die Stirn fuhr. „Was ist los?", fragte er erneut und sie versuchte sich zu beruhigen. „Ich... ich dachte..." Sie brach ab und schüttelte den Kopf. „Hermine?", hakte er nach und schien hellwach zu sein. „Hattest du einen Albtraum?", fragte er besorgt weiter, als sie immer noch nichts sagte. „Ich dachte, jemand hat den Schutzwall durchbrochen." Er grinste schief. „Nie und nimmer. Das schafft keiner. Außer du bist ein hohes Tier und hast Genehmigungen und die kriegt nicht jeder. Manor ist sicherer, als das Ministerium und vermutlich auch sicherer, als Gringotts."
Das wusste sie. Das wusste sie und trotzdem hatte sie ein beklommenes Gefühl. „Vielleicht war es nur der Wind." versuchte sie sich selbst zu beruhigen. „Das war es sicher." Sie nickte kaum sichtbar und versuchte sich zu beruhigen, als von einer Sekunde auf die andere das Feuer im Kamin erlosch. Hermines Hand verkrampfte sich automatisch um die von Draco und sie hätte am liebsten aufgeschrien, tat es aber nicht. Sie atmete flach, als eine Lichtkugel über ihnen erschien und wisperte Dracos Namen, als dieser aufstand und die Tür verriegelte. Sie stand wackelig auf. „Draco", wiederholte sie, als er zum Kamin ging und versuchte das Feuer mit seinem Stab erneut zu entzünden. Es ging nicht und sie verstand sofort, was das bedeutete. „Es ist jemand hier im Haus." wisperte sie leise und Tränen schossen ihr in die Augen. „Er kann nicht... er ist tot...", versuchte sie es und geriet ihn Panik. „Er ist doch tot und..." Sie verstummte, als Draco ihr Gesicht umfasste und leise zischte. „Beruhig dich", erwiderte er leise und sie sah ängstlich zu ihm auf. „Klee ist tot", wisperte sie erstickt.
In Dracos Augen regte sich etwas, bevor er sie fest auf ihren Mund küsste und sie dann losließ. „Draco?" fragte sie verwirrt, als er in der einen Hand seinen Stab fester umklammerte und mit der anderen nach ihrem Schürharken griff. „Was... was tust du da?", fragte sie und stand hastig auf. „Draco", sagte sie lauter und zuckte zusammen, als er mit seiner Zauberstabhand trotzdem seine Hand an ihr Gesicht legte. „Du bleibst hier. Hast du gehört? Egal was du hörst, du bleibst hier und sperrst hinter mir ab." „Nein", sagte sie panisch und klammerte sich an sein Shirt. „Du kannst nicht... er wird dich umbringen. Er wird dich töten." „Hermine, du bleibst hier!" sagte er streng. „Wir... wir holen die Hauselfen." Draco schnaubte. „Er ist nicht dumm. Wenn er das Flohnetz blockiert hat, dann hat er auch die erledigt. Du bleibst hier." Sie schüttelte den Kopf. „Aber... Klee ist tot. Er ist..." „Er war es nie", erwiderte Draco leise und sah Hermine dann fest an. „Du musst hier oben bleiben. Hast du gehört? Ich ertrag nicht, auch noch dich zu verlieren."
„Draco." krächzte sie. „Draco!", sagte sie lauter, als er die Tür aufmachte. „Du bleibst hier", sagte er erneut und zog die Tür hinter sich zu. Sie wimmerte, bevor sie hektisch darauf zuging und die Tür zusperrte. Sie schluchzte auf und lehnte ihren Kopf gegen das kühle Holz. Bevor sie sich hektisch im Zimmer umsah, bemerkte sie die immer noch schwebende Lichtkugel über ihr. Sie stürzte auf das Bett zu und griff unter ihr Kissen. Sie fühlte sich sicherer, als ihre Finger sich um ihren Stab legten. Eine Nachricht. Sie musste eine Nachricht an Harry schicken. An Ron. An alle Auroren. Sie hätte fast aufgelacht, als sich etwas Silbernes aus der Spitze bildete. Doch es bildete sich nicht ihr Patronus, sondern verpuffte. „Nein." sagte sie leise und warf dann ihren Stab quer durch das Zimmer. „NEIN VERDAMMT!" Sie atmete schwer und umklammerte ihren Bauch, als sie auf den Boden rutschte. Sie versuchte ruhiger zu werden. Versuchte, die Fassung nicht zu verlieren. Sie musste doch irgendetwas tun.
Sie strich sich über die Augen und begutachtete den großen Schrank. Sie wischte sich hastig über die Wangen und riss die untere Schublade auf, bevor sie die Schachtel hervorholte. Sie leerte sie in einem Zug aus und griff hastig nach der goldenen Münze. Sie suchte wieder ihren Zauberstab und umklammerte die Münze fester. „Bitte. Bitte lass es klappen." Sie spürte das Glühen der Münze und lächelte, als sich die Oberfläche änderte. Ihr Herz schlug aufgeregt in ihrer Brust. Jetzt musste nur noch irgendjemand eine dieser verdammten Münzen haben. Sie sprang schwerfällig auf, als es irgendwo im Haus krachte. Sie lief hastig zur Tür und versuchte zu lauschen. Doch sie hörte nichts. Rein gar nichts. Sie tippelte ungeduldig von einem Bein auf das Andere. Sie konnte hier doch nicht einfach warten. Das ging nicht. „Draco." wisperte sie, bevor sie die Tür leise aufsperrte. Sie umklammerte ihren Stab fest, bevor sie in den Flur trat. Sie atmete flach, als würde schon jeder Atemzug sie verraten.
Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sie im Erdgeschoss war. Sie huschte hinter eine Säule und hielt die Luft an, als sie Schritte hörte. Sie musste sich zusammenreißen um nicht aufzuschluchzen, als die Schritte sich entfernten. Sie legte ihre Hand auf ihren Leib, als das Kind darin unruhig bewegte. Nein. Sie würde sich das nicht nochmal antun lassen. Sich nicht noch einmal den Menschen nehmen lassen, den sie liebte oder ihr Kind verlieren. Sie schritt langsam weiter, während ihr Herz ihr bis zum Hals schlug. Sie fand weder Draco ihm Salon, noch im Arbeitszimmer oder in der Eingangshalle, weshalb sie den Weg in die Küche einschlug. Sie kam sich wie in einer scheiß Wiederholung vor, als sie in die schwach beleuchtete Küche trat und Draco am Boden liegen sah. Sie stürzte auf ihn zu. „Draco. Draco...", jammerte sie und suchte nach seinem Puls. Sie hätte fast aufgelacht, als sie ihn fand. Konnte aber nicht. Sie griff nach Geschirrtüchern und drückte diese auf die offene Wunde an seiner Brust. Er verlor Blut, viel zu viel Blut.
Er seufzte, als sie fester darauf drückte. Seine Lider flatterten. „Du solltest doch im Zimmer bleiben", sagte er schwer und ihre Augen wurden feucht. „Ich konnte nicht." „Er wird dich töten. Dich und das..." Er brach ab und krümmte sich vor Schmerzen und Hermine sah ihn entschuldigend an. „Tut mir leid. Ich muss die Wunde heilen." Es war so viel Blut. Viel zu viel Blut. Sie wusste nicht ob ihre Heilkünste dafür ausreichten. „Hermine lauf, bitte." bat Draco und sie schüttelte energisch den Kopf. Sie zog ihren Stab und fuhr über die Wunde. „Er ist total verrückt. Er war es die ganze Zeit und ich hab es nicht bemerkt", wisperte Draco angestrengt und Hermine runzelte die Stirn. „Er spielt allen nur ein Theater vor." „Von wem sprichst du?" fragte sie und er krümmte sich erneut, als eine besonders tiefe Stelle der Wunde begann, sich zu verschließen.
Er wollte den Mund aufmachen, als offenbar beide etwas wahrnahmen. Er wandte den Kopf und Hermine wollte es ihm gleich tun, als sie ein Fluch traf. Sie wurde regelrecht über Draco geschleudert und schlug mit dem Rücken gegen den Küchenblock schwer auf, bevor sie sich auf den Boden zusammenkrümmte. Sie hörte Draco brüllen. Schreien, ihren Namen. Während Hermine ihre Hände um ihren Bauch schlang. Ihr Baby. Wo war ihr Stab. Wo zum Teufel war ihr Stab. Ihr Kopf brummte. Sie versuchte sich aufzusetzen. Versuchte sich vom Boden hochzustemmen. „Lass sie ihn Ruhe, du kranker Wixer!" brüllte Draco ungehalten und Hermine blinzelte schwer. Sie fuhr sich an die schmerzende Schläfe und spürte etwas Feuchtes. Als sie auf ihre Finger sah, erkannte sie Blut. Ihr Kopf dröhnte und sie lehnte sich schweramtend gegen den Block, als sie sich aufsetzte. Sie unterdrückte einen Schrei, als sie Schmerzen in ihrem Bauch wahrnahm. Ihre Finger verkrampften sich über ihrem Baby.
Ihre Sicht verschwamm immer wieder vor ihren Augen und sie sah, dass jemand auf sie zuging. Sie sah schwerfällig auf und in ihren Augen regte sich etwas. „Guten Abend, Hermine." meinte der Mann gelassen vor ihr und Hermine schüttelte kaum sichtbar den Kopf. Das konnte nicht sein. Das war nicht möglich. „Du?" fragte sie nach Luft holend. Sie verstand das nicht. Es passte nicht. Überhaupt nicht. „Aber wieso?", fragte sie zitternd. Er ging vor ihr auf die Hocke. „Weil wir zusammengehören. Schon immer. Aber das hast du nicht erkannt. Nie." erklärte er, als wäre sie ein dummes Kind, das ihren Fehler nicht erkannte. Erkannt? Wie sollte sie das? Gut, er hatte sich für sie interessiert in Hogwarts, aber das war Jahre her. Endlose Wochen und Monate. „Du bist verlobt", presste sie schwer hervor und spürte Zorn in sich aufsteigen. Er lachte lustlos und stand wieder auf. „Sicher. Weil man das von mir erwartet. Weil ich keine Wahl hatte. Du warst ja nicht frei." „DU BIST VERRÜCKT!" fuhr sie ihn an. „Total verrückt!"
Sie keuchte auf, als er sie grob hochzog und leicht schüttelte. „Liebe ist also verrückt, ja?" Liebe? Er sprach von Liebe? Dieses Monster. Das zahllose Leben ausgelöscht und zerstört hatte. Der ihr Leben und das von Draco zerstört hatte. Er sprach von Liebe? „Wir gehören zusammen. Schon immer. Doch du hast es einfach nicht gesehen", säuselte er. „Ich musste etwas tun. Ich musste es dir begreiflich machen." Sie wehrte sich gegen ihn, als er sich zu ihr beugen wollte. Schlug verzweifelt um sich. „Lass mich los!" Sie verloren beide das Gleichgewicht, als sich Draco auf ihn stürzte. Sie zog sich am Küchenblock hoch. „Draco!" schrie sie schrill, als die beiden Männer mit sich rangen. „Lauf weg!" verlangte Draco erneut und dieser brüllte dumpf auf, als er auf den Boden gerungen wurde. Sie konnte nicht. Sie hämmerte auf den Rücken des Angreifers ein und fiel hart auf den Boden, als er ihr mit dem Handrücken ins Gesicht schlug. Sie sah zu dem Mann auf, der ihr Klassenkamerad gewesen war. Mit dem sie seit Jahren im Ministerium zusammenarbeitete.
„Hör auf!" verlangte Draco schweratmend, als der Angreifer auf sie herabsah mit dem Stab in der Hand. „Lass sie in Ruhe." „Ich dachte du hast es verstanden. Doch statt es zu sehen, hast du dich auf diesen Abschaum eingelassen", begann er zu schimpfen. Hermine schüttelte hektisch den Kopf „Bitte... bitte tue das nicht." „Ich muss. Nur so kannst du wieder frei sein, für mich. Nur im Tode können wir offenbar vereint sein." Ihr stockte der Atem, als er seinen Stab hob. Sie würde sterben. Das war ihr einziger Gedanke. Es kam ihr vor, als würde alles langsam ablaufen, als er seinen Stab hob. Sie würde wieder alles verlieren. Sie schloss die Augen und riss sie erschrocken auf, als es krachte. Sie blickte verwirrt auf den rothaarigen Mann vor ihr und begann zu schluchzen. „Ron." Ronald Weasley stand mit erhobenem Stab in der Tür und er war nicht alleine. Sie erkannte eine Gruppe Auroren.
„Holt sofort einen Heiler. Die beiden müssen ins Mungo", verlangte Ronald und er stürzte zu Hermine. Sie atmete schwer. „Es ist Cormac. Er ist der..." Ron umfasste ihr Gesicht. „Beruhig dich. Wir haben ihn jetzt. Er wird dir nie wieder etwas antun." Sie schluchzte und versuchte ruhig zu atmen. „Draco..." „Wir bringen ihn ins Mungo." Sie merkte jetzt erst ihr Zittern. „Wie hast du davon erfahren?" Er griff in seine Hosentasche und zog eine goldene Galleone hervor. „Ich habe mit ihr gespielt. Hätte ich das nicht getan, hätte ich nichts bemerkt. Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmt und hab die Kollegen zusammengerufen." Erleichterung durchströmte sie. Cormac stöhnte und Ron sah seine Kollegen an. „Bringt dieses Schwein weg, bevor ich mich vergesse." Hermine sah dabei zu, wie zwei Auroren ihn Hochhieven. Sie verstand es nicht. Sie verstand nicht was in Cormac gefahren war.
Sie wollte aufstehen und sackte auf den Boden zusammen. „Hermine." fuhr Ron erschrocken herum und war einen Wimpernschlag später wieder bei ihr. „Was ist los?" „Das Baby." keuchte sie. „Es stimmt was nicht." Ron musterte sie besorgt. „Wir bringen dich sofort ins Hospital." „Ich darf das Baby nicht verlieren", wimmerte sie und Ron strich ihr besorgt über den Rücken, bevor er sie offenbar mit Leichtigkeit auf die Arme nahm. „Du wirst das Baby nicht verlieren", sagte er fast sanft. „Du musst nur ruhig bleiben. Wir schaffen das schon." Sie nickte und schloss die Augen, während ihre Arme sich um ihren Leib legten. Es musste einfach alles gut werden. Sie konnte das hier nicht noch einmal durchstehen. „Was ist mit Draco?", fragte sie, als Ron mit ihr die Eingangshalle durchquerte. „Der ist bereits im Hospital. Mach dir jetzt keine Sorgen, sondern konzentrier dich nur auf dich und das Baby." Das konnte sie nicht. Draco war ihr Leben. Er hatte sie aufgefangen. Gerettet. Sie hatten sich gegenseitig durch den Schmerz und den Verlust geholfen. Sie waren zwei zerbrochene Seelen, die zueinander gefunden hatten und jetzt wieder eine waren. Irgendwie.
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Forced Pain
FanfictionFast sechs Jahre ist die Endschlacht her und jeder scheint sein Leben zu leben. Es könnte perfekt sein, wenn nicht seit Jahren ein Verrückter die englische Magische Welt in Atem hält. Oder vor allem junge Paare. (DMxHG)