Es ging ihr nicht gut. Es waren keine körperliche Beschwerden. Die Schwangerschaft bereitete ihr keine Probleme. Sie kämpfte eher mit ihren inneren Dämonen. Hermine merkte wie unsicher sie war. Wie viel Angst sie immer hatte, wie die Menschen in ihrer Umgebung reagieren könnten, wenn sie von der Schwangerschaft erfuhren. Was sie denken könnten über Hermine und Hermine selbst wusste nicht was sie von sich halten sollte. Sie hatte Mike doch so sehr geliebt. Sie wollte sich mit ihm eine Zukunft aufbauen. Sie war glücklich mit ihm gewesen. Man hatte ihr das genommen. Ihre Zukunft, den Mann den sie liebte und ihr Ungeborenes. Ihr Leben hatte sich drastisch verändert und sie wollte damit abschließen. Aber war sie schon bereit hierfür? Ein Kind. Dracos Kind. Es war nicht geplant. Nie und nimmer hätte sie gedacht so früh wieder sich um ein unschuldiges, kleines Leben sorgen zu müssen. Noch viel mehr machte ihr der Gedanke Angst bald Draco gegenüber zu treten. Sie wusste von Lucius das er mit ihm darüber gesprochen hatte und Draco verzweifelt gewirkt hatte. Dracos Eltern waren der Meinung er würde sich beruhigen und mit dem Gedanken anfreunden. Hermine sah das anders. Da konnte Narzissa noch so gut auf sie einreden und alles positiv sehen. Sie hatte Angst ihm gegenüber zu treten. Angst wie er reagieren würde. Vielleicht war es keine gute Idee hier in Manor zu bleiben. Vielleicht sollte sie das Angebot von Harry und Ginny annehmen, aber sie wollte ihnen nicht zur Last fallen und Dracos Eltern bestanden darauf, dass sie in Manor blieb.
Es war seltsam wieder so etwas wie eine Familie zu haben. Sie hatte gedacht Dracos Vater würde sich vielleicht aufregen. Sie war nicht sicher gewesen wie er dazu stand, als er von der Schwangerschaft erfuhr. Aber selbst er schien begeistert zu sein. Fast euphorisch. Sie war hin und hergerissen. Sie fühlte sich gespalten. Nicht wissend ob sie es sich selbst erlauben durfte Freude an dem kleinen Ding zu haben, dass gerade in ihr heranwuchs oder ob sie sich verkriechen und schämen sollte. Sie wusste es nicht. Ihre Gefühle fuhren momentan Achterbahn und da half es nicht wirklich, dass sie sich von ihren Arbeitskollegen im Ministerium beobachtet fühlte. Sie stieg in den Aufzug und blickte auf, als ihn jemand aufhielt. Harry. Er grinste schief und stieg mit ein. „Wie geht es dir?" Sie nickte kaum sichtbar. „Gut... denke ich." Er seufzte: „Du machst dir Gedanken wegen Draco. Oder? Wann kommt er diese Woche zurück?" Sie atmete tief ein und aus: „Morgen. Er kommt morgen." Hermine senkte den Blick, sie wusste gar nicht, ob er bei seinen Eltern erscheinen würde. Vielleicht würde er sein altes Zuhause meiden um ihr nicht zu begegnen. „Wenn er Probleme macht ruf mich, dann knöpf ich ihn mir vor." versprach Harry und sie sah ihn milde lächelnd an. „Danke Harry. Aber ich denke nicht, dass das nötig sein wird." Sie fuhr unbewusst an ihren Bauch. Langsam sah man es. Es war noch nicht viel. Es wirkte eher so, als hätte sich Hermine ein wenig Speck angefuttert. Es war aber kein Speck. Es war Leben.
„Ich glaube Draco wird sich freuen, wenn er es erst einmal akzeptiert." versuchte es Harry und Hermine sah ihn unsicher an. „Denkst du den er wird das hier jemals akzeptieren?" Harrys Stimme war sanft: „Hermine er mag dich und das sehr. Natürlich ist es nicht leicht, aber das wird schon. Ich kenne ihn inzwischen ziemlich gut." Sie kannte ihn vermutlich besser und sie war sich in diesem Punkt überhaupt nicht sicher. „Hast du es Ron schon gesagt?" hakte Harry nach und Hermine schüttelte den Kopf: „Nein." Er seufzte: „Das solltest du. Du weißt doch wie er immer ist, wenn er es als Letztes erfährt." „Und du weißt wie er ist, wenn es um Draco geht. Er hasst ihn." „Er hasst ihn nicht." wiedersprach Harry und rollte mit den Augen, als Hermine ihn vielsagend ansah. „Gut. Vielleicht kann er ihn nicht leiden. Aber er hasst ihn nicht Hermine. Ihr seid doch noch... nun ja, irgendwie Freunde. Ihr ward ein Paar. Du musst es ihm sagen. Er muss es von dir hören und nicht von jemanden anderen." Hermine seufzte erschöpft: „Kann das Ginny nicht übernehmen?" Harry gluckste, während sie vom Aufzug ausstiegen: „Sicher. Wenn du willst dass meine Frau in Askaban landet, weil sie ihren Starrköpfigen Bruder umbringt, wird sie das gerne übernehmen." „Ich werde mit ihm reden. Aber zuerst muss ich mit Draco reden Harry. Ich muss... wir müssen das klären und sehen wie es weitergeht."
Sie blieb vor den Kaminen stehen und Harry legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. „Er wird sich freuen." wiederholte er. „Glaub mir und wenn er das Baby erst einmal akzeptiert, wird er ein guter Vater werden." Sie zweifelte nicht daran, dass Draco ein guter Vater sein würde. Aber sie bezweifelte dass er dieses Kind wollte. Er hatte die Frau die er über alles geliebt hatte verloren und seinen ungeborenen Sohn. Das hier war nicht geplant gewesen. „Soll ich dich Nachhause bringen?" Nachhause. Verrückt. Manor als ihr Zuhause zu bezeichnen. Sie schüttelte den Kopf: „Nein. Ich Flohnetze Nachhause." Er drückte sie leicht und Hermine lächelte ihn entspannt an. „Wir sehen uns morgen?" „Ja bis morgen." Sie war froh in Manor anzukommen. Hier fühlte sie sich vollkommen sicher und unbeobachtet. Sie war nicht wirklich verwundert, dass es still war oder Narzissa nicht sofort herbei wuselte um nach ihren Tag zu fragen. Sie und Lucius waren heute außer Haus. Sie zog ihren Seidenschall vom Hals und fuhr sich durch ihre Haare. Sie konnte heute noch alle Szenarien durchspielen wie Draco reagieren würde. Welche Wut er haben würde. Welche Argumente sie brauchte, um ihre Entscheidung zu bekräftigen.
Sie betrat den Salon und hielt inne, als sie ihn sah. „Hi." sagte er unentschlossen, als er aufstand und Hermine schüttelte kaum sichtbar den Kopf: „Hi. Was machst du hier?" Er zuckte stumm die Schultern. „Ich dachte du kommst erst morgen?" Er fuhr sich fahrig durch die Haare: „Ja die wollten mich wohl nicht noch länger behalten. Die sind froh das ich weg bin." Er schmunzelte und Hermine konnte nicht anders, sie erwiderte das Schmunzeln. „Wie geht's dir?" fragte er nach einer Weile. „Gut. Sehr gut. Harry lässt mich Büroarbeit machen. Es ist ziemlich langweilig ohne dich im Büro." Er nickte verstehend und schluckte hart, bevor er leise fragte. „Wie... wie geht's dem Baby?" Sie senkte kurz den Blick und legte schützend ihre Hände auf ihren Bauch. „Gut. Dem Baby geht's gut. Zumindest sagt das der Heiler." „Ja ich hab... ich hab die Bilder gesehen. Die Ultraschallbilder." erklärte er und deutete leicht nach oben „Und... und ich hab gesehen, dass ihr ein Kinderzimmer schon einrichtet." Sie fühlte sich verlegen. Wie ein Eindringling. „Deine Mutter... es war ihre Idee." „Es ist sehr schön." ließ er sie wissen. Er atmete schwer aus und fuhr sich über die Stirn. Sie spürte seine Unsicherheit deutlich, sowie seine Angst.
„Draco..." begann sie vorsichtig und kämpfte selbst mit ihren Ängsten. „...du musst nicht so tun... ich würde es verstehen, wenn du nicht damit klarkommst." „Es war sehr überraschend." murmelte er leise. „Ich werde dir nichts aufzwingen." „Granger halt den Mund." unterbrach er sie. „Es tut mir leid." wisperte sie belegt. „Und hör auf dich zu Entschuldigen." fügte er hinzu. „Ich bin derjenige der sich entschuldigen muss, nicht du." Sie glaubte sich zu verhören. „Ich hab mich..." fing er an und schloss die Augen, als er tief durchatmete. „Ich hab mich wie der letzte Idiot aufgeführt. Ich wollte nicht hören, dass dieser Kerl einfach so davon gekommen ist. Ohne Strafe. Ohne dafür zu bezahlen und statt dir beizustehen, war ich doppelt so anstrengend und habe dir noch mehr Sorgen bereitet." Er schluckte: „Das hier macht mir Angst und zwar schlimme Angst Hermine." „Draco." brachte sie leise hervor. „Aber ich will dich nicht verlieren und... ich will auch das Baby nicht verlieren, auch wenn mir die Situation momentan einfach nur einen Heidenangst einjagt." fuhr er fort und sah sie dann direkt an. Hermine hatte das Gefühl ihr Herz bliebe stehen. „Ich kann nicht auch noch dich verlieren Hermine. Das ertrag ich nicht. Bitte." Es hörte sich an wie: Bitte bleib bei mir. Bitte lass mich nicht alleine. Bitte verzeih mir. Bitte sag mir dass alles gut wird. Sie war mit wenigen Schritten bei ihm und umarmte ihn fest und schluchzte erstickt gegen seine Brust. Sie hatte ihn vermisst und sie hatte ebenfalls Angst. Aber sie hatten doch schon ganz andere Dinge durchgestanden. Dann würden sie doch auch das hinkriegen, dachte sie während Draco die Umarmung erwiderte und seine Lippen kurz auf ihren Scheitel drückte.
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Forced Pain
FanfictionFast sechs Jahre ist die Endschlacht her und jeder scheint sein Leben zu leben. Es könnte perfekt sein, wenn nicht seit Jahren ein Verrückter die englische Magische Welt in Atem hält. Oder vor allem junge Paare. (DMxHG)