Kapitel 24

134 5 0
                                    



Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt solange in der Winkelgasse unterwegs zu sein. Eigentlich. Doch anderseits war es mal wieder eine passende Gelegenheit um rauszukommen aus dem ganzen Stress und einfach mal wieder etwas für sich zu tun. Lucius würde vermutlich wieder fragen wozu sie so viele neue Kleidung brauchte wo sie doch ohnehin ein vollgestopftes Ankleidezimmer besaß. Aber Narzissa brachte immer passende Argumente. Außerdem hatte sie fast schon vergessen wie viel Spaß es machte einkaufen zu gehen. Sie fühlte sich erleichtert. Irgendwie. Dieser Kerl der fast ihren Sohn in den Tod getrieben hatte war tot und Draco würde es auch bald wieder besser gehen, da war sie sich sicher. Ihr Herz wurde leicht schwer. Draco hatte es nicht leicht gehabt. Narzissa war so froh gewesen, als er Astoria gefunden hatte und umso erschüttert war sie gewesen, als sie von ihren Tod erfuhr. Sie hatte Astoria gemocht. Sie war eine nette junge Frau gewesen.

Aber Narzissa hoffte inzwischen auch, dass Draco irgendwann und irgendwie eine neue Frau in sein Leben ließ und sie hätte die passende Kandidatin eigentlich schon in Hermine Granger gefunden. So schlimm das Schicksal von Hermine und ihrem Sohn war, verband es doch beide auf eine seltsame Art und Weise. Sie war ihm wichtig, da war sich Narzissa sicher. Sie hatte es gesehen als Miss Granger in Manor gewohnt hatte. Sie hatte es gesehen, als Draco letztens bei ihr war und seinen Entschluss ihr Mitteilte. Hermine Granger war der Entscheidungsgrund. Sie alleine. Gerade als sie diesen Gedanken dachte blieb sie verwundert stehen, als sie Hermine Granger in der Menschenmenge entdeckte und zwar vor einer Apotheke. Sie schien unruhig vor dem Laden hin und her zu gehen. Als wäre sie unsicher reinzugehen. Ob sie wusste was Draco momentan tat? Er hatte es ihr bestimmt nicht gesagt und seltsamerweise hatte sie schon seit einigen Wochen nichts mehr von ihr gehört. Was Narzissa verwundert hatte. Sie hatte gedacht ein gutes Verhältnis zu ihr zu haben. Aber wohlmöglich hatte sie genügend zu tun. Vor allem mit dem Verarbeiten des Verlustes und dem Begreifen das es vorbei war. Zumindest meinte das Lucius immer zur Begründung.

„Hallo Hermine." begrüßte Narzissa die junge Frau die merklich zusammenzuckte und dann sie verwundert ansah, als würde sie erst begreifen das es wirklich Narzissa war. „Oh... Hallo." Narzissa musterte sie aufmerksam. Sie wirkte leicht blass und unausgeschlafen. „Wie geht es dir?" fragte sie freundlich und Hermine sah sich um, als würde sie auf jemanden warten. „Gut soweit. Denke ich." „Bist du sicher?" Die Jüngere zog ihre Stirn in tiefe Falten und nickte nach einer Weile, während sie kurz den Blick senkte, als müsse sie sich erst wieder auf dieses Gespräch konzentrieren. „Ja. Ähm... wie geht's Draco? Besser?" Narzissa nickte freudig. „Ja. Ja ich glaube schon. Er ist momentan in dieser Klinik." Hermine blickte verdattert auf und Narzissa rollte leicht mit den Augen: „Ich wusste das er dir nichts gesagt hat. Ich war mir sicher dass er es nicht tut." „Er ist... er ist auf Entzug?" „Nun ja so könnte man das bezeichnen. Nicht nur. Es soll ihm helfen sich zu erholen und endlich diese Sauferei zu lassen, wenn er Probleme hat. Er hat mir erzählt wo du ihn aufgegabelt hast. Schon wieder." Hermine schien darüber nachzudenken und Narzissa deutete auf ein Café: „Wollen wir nicht eine Tasse trinken? Dann können wir reden."

Sie ging mit, doch Narzissa merkte wie angespannt Hermine wirkte. Seltsam angespannt in der Anwesenheit von Narzissa. „Ging er... ich meine, ist er freiwillig gegangen?" fragte Hermine nach einer Weile, nachdem sie Narzissa erzählt hat, dass sie immer noch bei Potter und dessen Frau wohnte, weil ihr Haus noch nicht verkauft wurde und sie sich noch keine passende Wohnung gefunden hatte. „Ja. Er kam nach..." Narzissa seufzte. „Nun ich würde es nicht Streit nennen, zu mir." Sie sah wie Hermines Wangen rot wurden und sie den Blick senkte: „Er... er hat es dir erzählt?" „Nun keine Details oder Einzelheiten. Aber vor allem ging es darum, dass du gegangen bist." „Ich..." fing sie an und blickte Narzissa mit feuchten Augen an: „Ich musste gehen. Ich... ich brauchte einfach Abstand." Narzissa griff verstehend nach Hermines Hand und drückte sie. „Aber natürlich meine Liebe. Bitte mach dir keine Vorwürfe. Es war gut so. Gut für dich und gut für Draco um ihn endlich wachzurütteln. Er sagte er müsse jetzt etwas ändern und das tut er. Es geht ihm schon viel besser. In zwei bis drei Wochen wird er wieder Zuhause sein. Dann könnten wir zusammen kochen und ihr könnt euch aussprechen. Du bist Draco sehr wichtig."

Hermine entzog ihre Hand und legte sie mit Bedacht auf ihren Schoss. Narzissa merkte deutlich wie sie sich innerlich von Narzissa zurückzog. „Ich..." fing sie leise an und sah auf ihre Finger. „Ich... ich kann nicht." „Aber natürlich kannst du. Hermine, ihr seid doch Freunde. Draco ist doch wichtig für dich und du für ihn, das weiß ich mit Sicherheit." „Er wird mich hassen." murmelte Hermine und Narzissa zog fragend eine Braue nach oben. „So einen Unsinn. Wieso sollte er dich hassen?" Sie presste ihre Lippen zusammen und Narzissa atmete tief ein und aus. „Ich weiß, ich als Mutter sollte mich da raushalten was zwischen euch passiert ist. Aber... nun es ist nun mal passiert. Aber ich bin mir sicher das Draco der Letzte ist, der dich dafür hassen wird. Außerdem wie ich meinen Sohn kenne, ist er an diesem Chaos selbst schuld. Wegen so etwas gibt man eine Freundschaft wie eure nicht auf." Das würde Draco umbringen, da war sich Narzissa sicher. Er hatte selbst bei dem Gespräch gesagt, dass er wegen diesem Fehlverhalten Hermine als Freundin nicht verlieren durfte. Gerade deshalb wollte er doch endlich sein Leben in Ordnung bringen und aufhören diesem Hirngespinst hinterherzurennen, das der angebliche Herzensbrecher-Mörder doch noch lebte.

„Ich bin schwanger." wisperte die Jüngere so leise, dass Narzissa den ersten Moment dachte sie hätte sich verhört. Narzissa rüttelte sich selbst wach, während sie Hermine mit großen Augen musterte. „Du bist..." fing sie an und brach ab, als sich Tränen in Hermines braunen Augen sammelten und sie ihren Kopf in ihren Händen vergrub. „Ich erwarte ein Kind von Draco." Narzissa wusste einen Augenblick lang nicht was sie sagen sollte. Hermine war schwanger von Draco. Draco wurde Vater. Ihr Draco bekam ein Kind. Narzissa bekam ein Enkelkind. Draco wurde Vater. Hermine schluchzte und Narzissa rückte sofort ihren Stuhl an sie ran und tätschelte ihr mütterlich den Rücken. „Aber das ist doch kein Grund zu weinen." „Doch." wiedersprach die Brünette und wischte sich über ihre nassen Wangen. „Ich kann doch nicht von Draco schwanger sein." Nun für Können war es zu spät.

„Was die Leute sagen werden." beklagte Hermine und suchte nach einem Taschentuch. Narzissa reichte ihres an sie weiter. „Und ich fühl mich so schlecht. So elendig nutzlos und schlecht." „Aber Hermine..." „Mike ist doch noch gar nicht lange tot und ich hintergehe ihn. Ich... ich fühl mich so schlecht. So furchtbar schlecht. Als würde ich sein Denkmal beschmutzen." Narzissa schüttelte den Kopf und legte einen Arm um Hermine. „So etwas darfst du nicht denken Hermine." „Tue ich aber." wimmerte sie wieder. „Und Draco... Oh Gott er wird mich hassen. Er... das zwischen uns... es hätte nicht passieren dürfen. Ich hätte es nicht zulassen dürfen und wenn er erfährt... er wird mich hassen. Er... er wird mich verteufeln." hickste sie leicht erstickt. „Ich weiß es. Er liebte doch Astoria so sehr und jetzt... er wird mich verabscheuen, dass ich ihr Andenken beflecke." „Oh Draco." knurrte Narzissa leise. Sie würde ihren Sohn umbringen. Sicher hatte er Hermine überrumpelt an dem Tag. Er hatte dazu nicht viel gesagt. Es war ihm wohl schon peinlich genug gewesen seiner Mutter zu erklären warum Hermine gegangen war.

Sie überlegte fieberhaft, während Hermine weinte. „Seit wann weißt du es?" Hermine wischte sich erneut Tränen weg: „Seit gestern weiß ich es mit Sicherheit. Den Verdacht hatte ich schon vor einer Woche. Ich hab es keinem erzählt. Niemand. Ich..." Sie atmete angestrengt aus und schloss kurz die Augen. „Ich hab gestern den Heiler nach Alternativen gefragt, weil ich weiß das Draco ausrasten wird. Er meinte es wäre noch nicht zu spät für einen Abbruch durch einen Trank." Die Apotheke. „Hermine." sagte Narzissa fast schockiert. „Du kannst doch nicht..." Sie würde das nicht zulassen. Hermine sah sie fast hilfesuchend an. „Ich will es nicht tun. Ich... ich hab schon ein Baby verloren. Ich kann das nicht ein zweites Mal machen und dann noch freiwillig. Ich... ich kann das nicht. Aber Draco wird es sicherlich verlangen. Ich weiß es einfach." „Nichts wird er tun." sagte Narzissa entschieden und Hermine sah sie ahnungslos an. „Er wird sich damit abfinden. Es reicht dass ihr euch beide euer Leben kaputt machen lasst von dieser Sache. Ja was passiert ist, ist wahrlich schlimm und furchtbar. Aber für euch muss euer Leben auch weitergehen. Ihr seid nicht tot. Ihr lebt und das Leben hat nun mal viele Kurven, Höhen und Tiefen."

„Aber er wird das nie akzeptieren." warf Hermine ein und Narzissa griff nach Hermines Hand. „Er wird und wenn ich ihn übers Knie dafür legen muss." Hermine lachte kurz erstickt und Narzissa lächelte sie freundlich an. „Ich habe keine Ahnung wie eure Beziehung oder Freundschaft aussehen wird. Aber du bist nun mal schwanger und damit muss er sich abfinden. Das ist immerhin auch sein Kind und mein Enkelkind und ich werde sicherlich nicht zulassen, dass diesem Kind etwas passiert." Hermine schien sich zu beruhigen. „Weißt du was? Du kommst jetzt mit mir mit." „Nach Manor?" „Ja." erwiderte Narzissa nickend. „Du bleibst bei mir und wir suchen gemeinsam eine neue Wohnung für dich. Du könntest auch in Manor bleiben. Das Haus ist ohnehin viel zu groß für Lucius und mich. Und wenn Draco zurückkommt, werden wir ihm sagen was er zu erwarten hat. Er wird zuhören und vermutlich wird er ausrasten, aber das ist nichts Neues. Glaub mir, er wird sich wieder beruhigen und er wird verstehen, dass das nun mal das Leben ist. Ob ihm das gefällt oder nicht." Zumindest hoffte das Narzissa. Sie wusste nicht wie nahe sich Draco und Hermine wirklich standen. Vielleicht würde es nie mehr als eine Freundschaft werden, aber das war auch tragbar. Hauptsache er akzeptierte das Kind und sah es als Geschenk und nicht als einen schrecklichen Fehler. Nicht nur für Hermine, hoffte das Narzissa. Vor allem für das Ungeborene Kind und für Dracos Seelenfrieden.


Forced PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt